Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
ein Licht zurück, das jenem ähnelte, welches Bob so sehr faszinierte.
Er hätte sich nicht gewundert, wenn Bross und Broom zu ihm kämen, schließlich hatte er deren Lieder stets gesungen und nie an ihnen gezweifelt. Er, der Häuptling der Barbs, hatte den Kontakt verdient.
Würden sie ihm für seinen Mut danken oder würden sie schelten, weil er sein Dorf im Stich gelassen hatte? Bob entschied, zu warten. Irgendetwas auf einer tieferen Gedankenebene warnte ihn, doch er wollte nicht zuhören. Er war fasziniert. Die Farben sprachen sein Innerstes an, sie waren die pure Magie und sie waren – wunderschön!
Das Farbenmeer näherte sich, die Farbwand wurde höher, je näher sie kam. Sie loderte bestrickend, ein schöneres Feuer hatte Bob noch nie gesehen. Das mussten die Götter sein, anders konnte er es sich nicht vorstellen. Sie versprachen Wärme und Hilfe. Sie würden dafür sorgen, dass sie von der Scholle wegkamen, dass sie Bluma fanden und allen geholfen wurde.
»Kommt zu mir«, murmelte Bob, ohne es zu bemerken. »Wir warten auf eure Hilfe. Wir brauchen euch, sonst werden wir sterben.«
Nickten die flammenden Wesen? Je näher sie kamen, desto deutlicher wurde, dass es sich um Gestalten handelte, die im funkelnden Licht tanzten, sehr viele davon.
»Endlich lerne ich euch kennen«, sagte Bob. Tränen rannen aus seinen Augen und gefroren auf seinen Wangen. »Bin ich ein Berufener? Nehmt ihr mich mit euch? Werde ich den Sternenozean erkunden?«
Die Wesen wurden größer und größer, näherten sich der Scholle und Bob musste den Kopf in den Nacken legen, um sie sehen zu können. Sie überragten ihn um ein vielfaches und er erkannte ihre Gesichter, ihre Augen, ihre Mäuler. Sie waren Flammenwesen und die großartige Farbmischung hob sich auf, umso näher sie kamen. Jetzt ähnelten sie feurigen Kreaturen aus Unterwelt.
Bob riss den Mund auf, ein Schrei quälte sich aus seiner Lunge, aber er brachte keinen Laut hervor. Hatte er sich geirrt?
»Ihr seid gute Götter«, rief er. »Gute Götter! Das weiß ich!«
»Sind sie nicht!«, brüllte jemand neben ihm und Bob wurde zur Seite gestoßen und jäh aus seinem Zauber gerissen. Neben ihm stand Connor mit gezücktem Schwert. »Das sind Lohengeister!«
Bob rieb sich die Augen. »Was sind das?«
»Nimm den Hammer, mein Freund«, fauchte Connor. Bluma stand neben ihm, den Cannusstab in den Händen. Die Amazonen hatten die Bogen gespannt. Frethmar hielt seine Axt bereit und gähnte.
Die züngelnden Kreaturen näherten sich blitzschnell. Es dauerte nicht mehr lange und sie würden die Scholle umkreisen, wobei sie aufgrund ihrer zahlenmäßigen Menge in vielen Reihen hintereinander standen. Eine unbesiegbare Feuerarmee.
»Lohengeister!«, schrie Frethmar. »Von denen habe ich gehört. Dachte nicht, denen mal zu begegnen!«
»Was können wir gegen sie unternehmen?«, rief Bob, der erwacht war und den Hammer wog.
»Es handelt sich um kaltes Feuer«, sagte Connor. »Sie können uns nicht verbrennen. Deshalb stinkt es so metallisch. Sie sind körperlich!«
»Sie sind – was?«, rief Lysa.
»Ja!« Connors Gesicht verhärtete sich. »Sie sind körperlich.«
»Geister sind nicht körperlich!«, rief Bama.
»Diese schon!«, gab Connor zurück.
»Sie sind zu viele. Wie sollen wir uns wehren?«, fragte Bob.
»Indem wir sie zerschneiden und zerschlagen. Sie sind höchst anfällig«, sagte Connor. »Uns droht nur dann Gefahr, wenn sie über uns kommen und uns verschlingen. Dann werden wir wie sie. Sie absorbieren uns. Denn sie sind hungrig.«
Die Kreaturen maßen mehr als dreißig Fuß. Sie loderten, als würden sie alles verbrennen wollen, was ihnen im Wege war. Dennoch gaben sie keine Hitze ab. Sie fluoreszierten, waberten und veränderten ihre Farbe von Rot zu Blau zu Weiß. Sie hatten bizarre Körper, lange Klauen und Gesichter, aus deren Augen Flammen züngelten und deren Mäuler weit aufgerissen waren.
Sie waren an der Scholle und der Kampf begann.
Pfeile surrten durch die Nacht und steckten tatsächlich in deren Körpern. Unglaublich! Frethmars Axt wirbelte. Er hieb Gliedmaßen ab, wo er treffen konnte. Das abgeschlagene Glied wirbelte wie ein Herbstblatt zu Boden und löste sich zischend im Eis auf. Der verletzte Lohengeist trat sofort den Rückzug an. Das Unheimlichste war, dass die Geister lautlos waren. Auch, wenn sie verletzt wurden, veränderten sich ihre Fratzen nicht. Genauso wenig machten die Schwerthiebe Geräusche. Es war, als schlüge man in
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