Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Er würde keinen weiteren Austausch mit dem Käfer zulassen. Abgesehen von seinen Kopfschmerzen und dem elenden Wispern hinter seinen Augen war er zufrieden. Magus Claudel, dieser hässliche Kerl, hatte sein Versprechen gehalten. Eine Hand wusch die andere! Erstaunlich, wie mutige die Elfe die Sache angegangen war. Tapfer hatte sie den Trank geschluckt und war umgehend eingeschlafen. Sie wurde wie geplant für tot erklärt. Balger sorgte dafür, dass die Elfe eilends vor den Toren der Stadt begraben wurde.
Als sich der Sarg in den Boden senkte, grauste es Balger. Ihm wurde mit aller Deutlichkeit klar, dass die Elfe nicht tot war. Sie lebte. Was, wenn sie im Sarg erwachte? Wenn etwas schief ging? Wie groß musste der Hass dieser Elfe sein, wenn sie ein solches Wagnis einging?
Der Käfer hatte geschwiegen, was Balger begrüßte. Er hatte auch ohne den lästigen Gast genug nachzudenken.
Kopfschüttelnd hatte er sich abgewandt, als die Totengräber das Loch verschlossen. Kalte Finger hatten über seinen Rücken gestrichen. Er sah hoch zur Burg. Dort hockte Lady Grisolde wie eine Krähe und wartete darauf, dass er sie zur Königin machte.
Inquister Balger würde sein Versprechen halten.
In wenigen Tagen war Dandoria unter neuer Herrschaft.
Er wischte die Erinnerungen weg und erhob sich. Er trat zum Fenster. Einen halben Tagesritt entfernt erhob sich die Silhouette der Bergkette, die das Tal der Riesen umschloss wie eine uneinnehmbare Mauer. Irgendwo in dieser Mauer steckten die Überreste von achtzehn Männern.
Was mochte Rondrick dort suchen? Warum wurde er von den Riesen beschützt? Balger zog die Schultern hoch. Vermutlich würde er Rondrick und seine zwei Begleiter nie wiedersehen. Er war sich so sicher, dass er für den Esel des Barden Sorge getragen hatte. Die Utensilien des Barden waren verbrannt worden.
Er hatte zwei Späher abgestellt, die ihn, sollte Rondrick zurückkehren, sofort informieren würden.
In den Strassen begannen die Reparaturen der Schäden, die der Riese angerichtet hatte. In wenigen Tagen würde in der Stadt Normalität eingekehrt sein. Wie lange man sich an den Helden Dandorias, König Rondrick, erinnerte, wussten nur die Götter. Balger würde dem Volk ein kolossales Fest ausrichten, bestimmt von der Krönungszeremonie. Das würde ablenken.
Falls das Schicksal kein unseliger Geselle war, gab es für alles das einen übergeordneten Plan. Und ein Teil dieses Planes war er, Inquister Loouis Balger.
Kühler Wind strich über seine Haut und der Schweiß trocknete.
Er trat an seine Kommode und füllte das Weinglas aus dandorianischen Kristall.
Im selben Moment zuckte ein Krampf durch seinen Schädel, der ihn aufschreien ließ. Das Weinglas zersplitterte. Er stürzte und krümmte sich. Er presste seine Hände an die Stirn. Vor sich hin stammelnd rang er nach Luft.
Der Skarabäus hinter seinen Augen bäumte sich auf.
»VERSCHWINDE!«, kreischte Balger.
Doch diesen Gefallen tat ihm der ungebetene Gast nicht. Vor Balgers Augen verschwamm die Welt, dann wurde es dunkel.
17.Kapitel
Die Lohengeister machten sich bereit, ihre Opfer in sich aufzunehmen. Sie würden die Gefährten fressen, sich einverleiben. Denn sie waren hungrig.
Im selben Moment hob sich die Scholle und fiel wieder zurück. Das war schon einmal geschehen und hatte einem Zittern geglichen. Danach hatte die Scholle sich beruhigt. Nun war es sehr viel intensiver.
Die Lohengeister wichen einen Schritt zurück. Man konnte meinen, ihre Fratzen veränderten sich. Blickten sie furchtsam?
Erneut hob sich die Scholle, diesmal an der anderen Seite.
Connor stürzte, Frethmar rutschte an die Kante der Scholle und verschiedene Utensilien klatschten ins Wasser. Schreie hallten über das Eis. Jeder hielt sich am anderen fest, Lysa krallte sich an die Eiskante, Bob auch, während er mit dem anderen Arm seine Bama festhielt. Eine der Amazonen, es war Mysala, rutschte ins Wasser. Sie versuchte krampfhaft, sich wieder auf die Scholle zu ziehen, doch die Kante war zu hoch. Sie schlug im eiskalten Wasser um sich und versank schweigend.
Die Scholle schwankte und hob sich zur anderen Seite.
Sie rutschten unter den Lohengeistern weg, die irritiert wirkten. Sie ruckten zurück und aus dem Augenwinkel sah Bob, dass sie Lydias Leichnam einverleibten. Ihre kalten Flammen züngelten um die Tote, dann war die Leiche verschwunden.
»Seid ihr endlich satt?«, schrie Bob zornig, bevor die wackelnde Scholle dafür sorgte, dass
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