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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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zuckte zurück, denn für einen Augenblick meinte er, auf seinem Unterarm tummelten sich winzige Tierchen. Er strich nervös mit den Fingern über die Haut und stellte fest, dass dort nichts war.
    Am liebsten hätte er gelesen, doch er hatte gemerkt, dass ihn das ermüdete. Das einzige Buch, welches ihn wecken konnte, was das rote. Es lag dort wie ein geheimnisvolles Tier, es lauerte regelrecht – es wartete auf ihn.
    Frethmar erhob sich mühsam und reckte sich. Er gähnte herzhaft. Sein Gähnen wurde vom Knurren seines Magens übertönt. Auf wackeligen Beinen, wie durch Honagsirup, latschte er zum Steinquader.
    »Blödes Buch! Sind doch nur Zeichnungen. Kaum Text. Nichts gefährliches.« Mit zitternden Fingern schlug er es auf. Es war wie beim ersten Mal. Kaum sah er die grausigen Kreaturen, begann er sich zu fürchten. Liebe Güte, warum nur? Er hatte sich nie für einen Feigling gehalten und hier handelte es sich nur um Tusche auf Pergament. Dennoch hatten die Bilder eine Ausstrahlung, der er sich nicht entziehen konnte. Sie sprangen ihn regelrecht an, wollten sich aus den Seiten schälen um ihn anzuspringen.
    »Ich weiß, dass ich müde bin«, sprach er sich Mut zu. »Und wer müde ist, kann nicht mehr richtig denken. Da bildet man sich schnell was ein. Ihr existiert nicht. Ihr seid nur Zeichnungen. Grausige Zeichnungen, aber nichts, wovor man sich fürchten muss. Nein, ich habe keine Angst.«
    Er schlug ein Blatt um.
    Zzzzeeesch!
    Das schuppige Wesen sprang ihn an.
    Rote Augen schnellten vor Frethmars Gesicht, heißer stinkender Atem und wie spitz geschliffen wirkende Zähne.
    Er schrie auf und sprang zurück. Er schlug die Hände vor das Gesicht und schüttelte sich. Als er die Finger wegnahm, war alles wie vorher. So, als hätte er die Seite nie umgeschlagen. Das konnte nicht sein. Er erinnerte sich genau, umgeblättert zu haben. Mit bebenden Fingern machte er sich an einen neuen Versuch. Sollte er es noch einmal wagen? Lebten die Kreaturen in diesem Buch? Hinter ihm erklang ein wisperndes Kichern. Er fuhr herum.
    »Bleibt wo ihr seid!«, fauchte Frethmar. »Amüsiert euch ruhig über mich. Doch bleibt, wo ihr seid!«
    Daumen und Zeigefinger stupsten die Seite an. Als berühre er eine Giftschlange, blätterte er um. Nichts geschah! Er erkannte die Kreatur, die ihn angesprungen hatte. Sie starrte ihn wild an, blieb jedoch, wo sie war. Frethmar kicherte. »Ich wusste es. Alles nur Einbildung.«
    Er fragte sich auf einer müden Ebene, welchen Sinn das rote Buch hatte. Die Zeichnungen wirkten wie die Ausgeburt einer kranken Phantasie. Was war so wichtig an diesem Buch, dass der Rat es in der Halle der Ahnen beließ? Und warum war es als einziges Buch nicht verstaubt gewesen? Handelte es sich um einen üblen Scherz, der sich der Rat mit ihm erlaubte? Hatte man es nur für ihn hingelegt?
    Er blätterte eine weitere Seite um.
    »Du bist nur ein Buch, ich wusste es«, sagte er. »Trotzdem birgst du ein Geheimnis. Ich wüsste gerne, welches es ist.«
    Dann schlafe! , murmelte eine Stimme hinter ihm. Er sah über seine Schulter. Verdammt, reingefallen. Da war niemand.
    Dann schlafe und warte, was geschieht!
    »Du bist nur eine Ausgeburt meiner müden Phantasie«, stellte Frethmar sich stur.
    Und wenn es nicht so ist? Willst du wirklich den Rest deines Lebens nach der Antwort auf dieses Geheimnis suchen?
    »Wenn ich hier raus bin, werde ich das alles vergessen.«
    Vergessen? Du bist nicht hier, um zu vergessen. Du bist hier um zu lernen.
    Frethmar überlegte, was er darauf antworten sollte und ließ es. Das war totaler Irrsinn. Er führte Selbstgespräche mit einer Stimme, die in seinem Kopf war, eine Halluzination. Dann redete er doch. Er konnte einfach nicht anders.
    »Was geschieht, wenn ich alle Seiten des Buches öffne?«
    Schlafe und du wirst es erfahren!
    Frethmar knurrte. Er nahm das Buch und schleuderte es quer durch die Halle. Es klatschte gegen einen Sarg und fiel auf den staubigen Felsboden. »Da hast du deinen Schlaf, elendes Buch! Ich bin Frethmar Stonebrock und nur weil ich einen kurzen Namen habe, bin ich noch lange kein Narr. Ich lasse mich nicht verführen, weil du glaubst, Frethmar Stonebrock könne nicht an sich halten und müsse jeder Spur folgen wie ein neugieriges schnüffelndes Schwein. Ich werde einen Bart haben und ein Held werden. Ich werde Oden dichten und irgendwann, wenn ich auf dem Totenbett liege, werden mein Weib und meine Söhne bei mir sein, heulen und diese Oden singen. Gidweg wird

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