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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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gelockt, sie befreit?
    Er lachte hart. So etwas war Aberglaube und schlichtweg nicht möglich. Er atmete langsam und versuchte, sich zu beruhigen.
    Sein Blick glitt über die Steinsärge. Sie standen unverändert da, wo sie von je her standen. Über einigen der Särge flimmerte ein milchiger Schein. Frethmar blinzelte und schaute genau hin. Seine Augen waren scharf wie die eines Adlers, deshalb konnte er ihnen trauen. Der milchige Schein blieb. Blitzschnell drehte er sich um die eigene Achse und registrierte, dass alle Sargdeckel geschlossen waren. Trotzdem formte sich über mehr als zwei Dutzend Särgen das geheimnisvolle Licht.
    Er machte zwei große Schritte und war bei seinen Waffen, die immer noch beim Steinquader warteten. Er schob den Hammer in seinen Gürtel und hob die Axt. Eine winzige Axt. Keine Kriegsaxt, sondern ein Modell, mit dem man Kämpfe übte. Eine Kriegsaxt durfte er erst tragen, wenn sein Bart den Hals verdeckte.
    Ohne es zu merken, strich er sich über das Kinn und zog seine Hand zurück, als habe er in Feuer gegriffen. Wie konnte das sein? Sein Bart war fingerlang. In so kurzer Zeit wuchs Barthaar nicht so sehr.
    »Ich wusste es. Ich träume«, sprach er vor sich hin.
    Andererseits wusste er sehr genau, dass er wach war.
    Frethmar kannte die Geschichten der Zwergengeister, die in der Halle der Ahnen erscheinen sollten. War die Rede darauf gekommen, hatte er stets gelacht. So einen Unsinn wollte er nicht glauben. Totengeister gehörten in das Land der Mythen.
    »Wir leben in einem Land der Mythen«, hatte seine Tante streng gesagt.
    Frethmar hatte gelacht. »Damit wollen sie kleinen Kindern Angst machen, damit die Totenruhe nicht gestört wird. Ich kenne niemanden, der diese Geister sah.«
    »Du wirst dir irgendwann überlegen müssen, ob du nicht auch den Glauben in deine Seele lässt, Fret«, sagte seine Tante. »Wir sind mehr als das, was wir zu sein scheinen. In uns schlägt das Herz von Generationen und rauscht das Blut der Legenden.«
    Frethmar hatte seine Tante angeschaut, als sei sie nicht mehr richtig im Kopf. Er war hinaus gestapft und hatte jemanden gesucht, mit dem er raufen konnte.
    Frethmar versuchte, die klagenden Stimmen zu ignorieren, ebenso den Schweiß, der ihm übers Gesicht lief. Also hatten jene, die darüber berichteten, Recht gehabt? Ja, sie hatten und er, Frethmar Stonebrock war dazu auserkoren, aus Glauben Wahrheit zu machen.
    »Falls ihr mich bestrafen wollt, müsst ihr euch schon was einfallen lassen!«, rief er. Er merkte, dass seine Stimme plötzlich hoch und schrill klang. Der Axtschaft fühlte sich nass und glitschig an.
    Aus dem milchigen Licht schälten sich Gestalten hervor, die zuerst nur schwer zu erkennen waren, sich dann aber zu Geisterwesen formten, die eindeutig Zwerge darstellten.
    Frethmar sprang zurück und schlug hart an den Steinquader. Er sprang nach vorne und drehte sich um die Achse. Wohin er blickte, entstanden Zwergenwesen, die sich ihm näherten.
    »Was wollt ihr von mir?«, quiekte er. Er zitterte am ganzen Körper und fühlte sich alleine und ausgeliefert. Der Zugang zur Halle war verschlossen. Er war auf sich alleine gestellt. »Ich habe euch nichts getan. Ich kenne euch nicht.«
    Die Gestalt eines breiten Zwerges materialisierte vor ihm. Das Durchscheinende verschwand. Genauso war es mit den anderen Geistern, die Struktur erhielten und sich festigten wie Teig im Ofen von Frethmars Tante.
    Der breite Zwerg donnerte: »Sei glücklich, junger Stonebrock. Es ist ein großer Vorteil, wenn du Fehler, aus denen du lernen kannst, möglichst früh begehst!«
    »Ja, ja gerne. Das tue ich«, keuchte Frethmar und wich vor der erschreckenden Gestalt zurück.
    »Doch du bist einer, der aus seinen Fehlern nicht lernt«, fügte der Zwerg hinzu. Sein pechschwarzer Bart, der bis über den mächtigen Bauch reichte, zitterte.
    Eine Zwergin, die hinter ihm stand, sagte: »Sein Leben ist das Produkt seiner Gedanken. Dummer, kindischer Gedanken.«
    »Dann sollten wir sie ihm austreiben!«
    Die Zwergin sagte: »Er interessiert sich fürs Schmieden. Und so wird sein Leben sein. Er wird stets zwischen Hammer und Amboss liegen.«
    Der Schwarzbärtige sah sich um. »Wir werden uns etwas für ihn ausdenken müssen. Etwas, dass ihn läutert.«
    Die Zwergin gab zurück: »Das wird ihm Schmerzen bereiten.«
    Der Schwarzbärtige lachte. »Ich sagte doch, etwas, das ihn läutert.«
    Frethmar war kurz davor, sich in die Hose zu machen. Er starrte die urtümlichen

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