Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Große schmiedete sogar für die Götter, Goldringe und kostbare Waffen. Man sagte, manche Schmiede seien so geschickt gewesen, dass sie goldene Haare fertigen konnten.
Es gab unzählige Sagen, die von Zwergenringen handelten. Vielleicht deshalb, weil diese kleinen Kostbarkeiten so einfach zu transportieren waren. Stets gab es kleine Gruppen tapferer Leute, welche diese Ringe von einem Ort zum anderen transportieren mussten und deren Schicksal davon abhing.
Solche Lieder gefielen jenen Zwergen, die eine poetische und romantische Ader hatten und das waren nicht wenige.
Frethmar öffnete ein zweites Buch. Das war schon interessanter. Hierbei handelte es sich um alte Überlieferungen verschiedener Handwerkskünste. Wie schmiedet man einen unzerstörbaren Ring? Wie schmiedet man Goldhaar? Wie oft muss ein Schwert gefaltet sein?
Wie schmiedet man ein Messer? Was schmiedet man zuerst? Die Tülle oder die Schneide? Man brauchte einen Schmiedeofen, einen kohlehaltigen Eisenstab und Hammer und Amboss, sowie eine Metallsäge. Das war nichts Neues für Frethmar, schließlich hatte er das oft genug getan. Der Eisenstab sollte eine Handbreit Durchmesser haben. Dann wurde der Stab ins Feuer gelegt und gewartet bis der Stab hellgelb bis gelb glühte. Das war ein wichtiger Zeitpunkt, denn verfärbte sich das Eisen noch mehr, konnte es verbrennen. Dann wurde der Stab auf den Amboss gelegt und platt geschlagen. Manchmal wurde er auch gedreht, je nach dem, was der Kunde haben wollte. Entweder eine flache vierkantige Form, eine Flachform oder eine Rundform. Von dem Stiel wurde eine Elle abgeschnitten, die man ins Holz schlagen konnte. Da kam die Spitze rein, ein Lederband rund um den Schaft bei der Spitze und das Messer war fertig.
Alles nichts Besonderes. Frethmar war in der Lage, an einem Vormittag zwanzig solche einfachen Messer zu schmieden.
Er blätterte weiter.
Wenn er sich in diese Bücher vertiefte, würde er sein theoretisches Wissen vergrößern. Und das sollte eine Strafe sein?
Er wandte sich dem nächsten Buch zu. Es war in rotes Leder gebunden und schimmerte staubfrei. Wie konnte das sein? Er hatte es nicht gereinigt. Er dachte nicht weiter darüber nach und öffnete es. Er stutzte und kniff die Augen zusammen. Hier hatte sich ein Künstler ausgetobt, einer, der augenscheinlich etwas, gelinde gesagt, verstört gewesen sein musste. Feine Zeichnungen von Gestalten, wie Frethmar sie noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Fratzen, die ihn anschrien, weitgeöffnete panisch blickende Augen, Kreaturen mit Hörnern, unzähligen Gliedern und dampfenden Nüstern.
Frethmar schlug das Buch zu und der Knall echote durch die Halle.
Er sah über seine Schulter. Wurde er beobachtet? Unsinn, wie sollte das sein? Er beschloss, dieses rote Buch vorerst zu ignorieren. Es gab noch genügend andere in Leder gebundene Kostbarkeiten, die er lesen konnte.
Doch vorerst galt es, seinen Hunger zu stillen. Sein Magen knurrte entsetzlich, dabei war er noch nicht länger als eine Stunde in der Halle. Sollte das mit dem Hunger anstrengender werden, als er vermutete? Er biss etwas Brot ab und kaute sorgsam, damit es besser sättigte. Dann noch zwei Bissen und schweren Herzens verstaute er es wieder.
»Wenn ich wollte, könnte ich meinen Proviant hier und jetzt aufessen. Mehr habe ich nicht«, stellte er murmelnd fest. »Doch je mehr ich esse, desto durstiger werde ich. Also werde ich mich zurückhalten.«
Immer wieder suchte sein Blick das rote Buch.
Frethmar riss sich davon los und suchte sich eine Ecke, wo er sich hinlegen konnte. Er streckte sich seufzend aus und machte es sich so bequem wie möglich. Sein Magen knurrte, seine Kehle war staubtrocken, dennoch schlief er auf der Stelle ein.
Als er erwachte, hatte sich alles verändert.
Zuerst waren es die Stimmen.
Frethmar fuhr hoch. Das Maguslicht hatte sich verändert. Die Wände schimmerten giftig grün. Das irritierte Frethmar so sehr, dass er sich zurücksinken ließ, die Augen schloss und wartete, bis der Traum endete. Da dies nicht geschah, rappelte er sich wieder auf.
Die wispernden Stimmen waren wie kleine harte Flugkäfer, die gegen Felswände fliegen und summend einen Ausweg suchen. Es zischelte und brummte, es hauchte und jammerte.
Frethmar sprang auf. Sofort war er in Schweiß gebadet. Was war geschehen, während er geschlafen hatte? Unruhig blickte er zu dem roten Buch hin. Hatten diese seltsamen Stimmen etwas damit zu tun? Hatte er die Kreaturen aus den Seiten
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