Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
sagte das, was alle dachten. Viele Geheimnisse, die einer Lösung bedurften.
»Wir müssen also nach Dandoria, um dort einen Blinden Magister zu finden, der Agaldir heißt und uns sagen kann, was es mit jener auf sich hat, die ALLES ist«, sagte Lysa tonlos.
Connor fügte hinzu: »Weiterhin müssen wir einen Magus finden, der für dich ein Mittel herstellen kann, mit dem du die Seuche deines Volkes heilen kannst. Da wir kein Drachenei fanden und wohl auch nicht finden werden, ist das die einzige Hoffnung für eure sterbenden Männer.«
»So ganz nebenbei müssen wir darauf achten, dass der Golem sein Ziel nicht erreicht«, sagte Frethmar und streichelte seine Axt.
»Obendrein ist mir mein ganzer Name eingefallen«, sagte Connor. Alle außer Lysa, die es schon wusste, sahen ihn an. »Connor von Nordbarken!«
»Ich wusste es!«, fuhr Frethmar hoch. »Unser Großer ist also doch ein Barbar!« Er machte grunzende Geräusche und zog ein Gesicht wie ein tumber Narr. »Ein muffelnder Ungebildeter!«
Connor versetzte ihm mit der flachen Hand einen Schlag auf den Bauch und der Zwerg kicherte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten waren der Hüne und der Zwerg beste Freunde geworden und hatten sich gegenseitig wiederholt das Leben gerettet. Dass sie sich gelegentlich frotzelten, gehörte dazu.
Connor sagte: »Überdies weiß ich jetzt, dass ich eine Weile im Süden gelebt haben muss, vermutlich als Sklave. Es könnte sein, dass ich von dort flüchtete, auf ein Schiff kam und Schiffbruch erlitt. Mir ist immer noch nicht klar, warum ich in den Süden verkauft oder verschleppt wurde. Ihr wisst, ich erinnere mich auch an Schnee und den gibt es nur oben in den Nordlanden. Das ist noch nicht alles, es gibt noch weitere Erinnerungen, aber ich will es dabei bewenden lassen, sonst wird alles viel zu kompliziert.«
Darius sagte mit seiner angenehmen warmen Stimme: »Wenn ich es richtig sehe, hat das Schicksal uns miteinander verbunden. Denn abgesehen von unseren eigenen Bedürfnissen dürfen wir eines nicht vergessen. Der Lord von Unterwelt plant einen Angriff auf das Mythenland. Den gilt es zu verhindern.«
Frethmar lehnte an der Reling und blickte über das Meer. Wenn alles gut ging, würden sie bald in Dandoria eintreffen. Hatte sich die Reise bisher gelohnt? Wenn es darum, ging, Abenteuer zu erleben, zweifellos. Doch was hatte sie ihm wirklich gebracht? War er klüger oder reifer geworden, oder war er wie ein Kind, welches sich seine Träume nach Abwechslung verwirklichte?
Er brummte leise und strich sich durch den Bart. Sein Leben hatte während der Reise mehrmals am seidenen Faden gehangen, genauso gut konnte er tot sein.
War es das Spiel mit dem eigenen Leben, das ihn faszinierte? Nein, das wäre hirnlos. Anderseits – musste man nicht so denken, wollte man ein Kämpfer sein? Wenn es ihm um seine Oden ging, hatte er bereits genügend erlebt, um den Rest seines Lebens singen zu können. Er hatte gegen einen dämonischen Torwächter gekämpft, mitten in einem Sturm, er war von sechsbeinigen schwarzen Kreaturen überrannt worden, er hatte grausame Tage im ewigen Eis zugebracht und was die Reise noch für ihn bereit hielt, wussten nur die Götter.
Frethmar verspürte einen feinen Stich. Er sah nach rechts, wo Connor sich an Lysa drückte. Die beiden hatten sich ineinander verliebt. Weiter weg standen Bob und Bama Arm in Arm beisammen. Bluma war diesem schönen Darius nahe und flüsterte mit ihm. Nur er, Frethmar Stonebrock, war alleine.
War es eigentlich immer gewesen.
Zwar hatte er den Weibern von Trugstedt schöne Augen gemacht und mit polteriger Stimme angegeben, was das Zeug hielt, geküsst hatte er noch nie eine. Stets, wenn es soweit sein konnte, hatte sich das Weib kichernd weggedreht und auf ihre Wangen gewiesen. Bis dahin und nicht weiter.
Seine Turteleien führten dazu, dass man ihn für einen Schwerenöter hielt. Das hatte nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Bis heute hatte Frethmar kein Weib gehabt.
Da hatte es die wunderhübsche Madoline gegeben. Eine Zwergin, welche die Götter geformt haben mussten. Sie war etwas jünger als er und hatte ihn bewundernd angeschaut, als er die Halle der Ahnen verließ. Seine Dreistigkeit gegenüber Chator und Ortosch sprach sich herum. Man munkelte, es gäbe da einen Zwerg, der es eine Woche in der Halle der Ahnen ausgehalten hatte, und am Ende der Strafe – oder Prüfung, je nachdem, welchen Blickwinkel man einnahm – lustig und munter heraus kam, den nächsten
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