Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Sprongstand aufsuchte und sich satt aß.
Das machte ihn interessant, auch wenn er offenbar nur einen kleinen Namen hatte. Dafür war sein Bart in der kurzen Zeit bis auf die Brust gewachsen.
Madoline war eine von denen, die ihn anhimmelten.
Mit ihr würde Frethmar leichtes Spiel haben. Er warf sich in die Brust, und brachte ihr einen Blumenstrauß. Sie wurde rot und bat ihn in ihre Hütte. Ein hübsches kleines Haus, sauber und gepflegt. Frethmar ließ sich Bier einschenken und sie saßen am Tisch. Er solle berichten. Ja, sie sei so neugierig und wolle alles wissen.
Frethmar wäre nicht er selbst gewesen, hätte er der Bitte nicht sofort entsprochen. Er erzählte und erzählte und ließ keine seiner Heldentaten aus. Er beschrieb anschaulich, wie das Blut spritzte und Hammer und Axt wüteten. Auch seine Reaktion auf die beiden Ältesten schmückte er wunderbar aus. Als er seine Schilderung beendete, hatte Madoline ein grünes Gesicht und die Blumen ließen die Köpfe hängen. Frethmar lehnte sich siegessicher zurück und der Stuhl knackste unter seinem Gewicht. Er rülpste herzhaft und blickte die Hübsche aufmunternd an.
Sie drehte sich weg und ging vor die Tür.
»Ich muss Luft schnappen«, sagte sie.
Frethmar trat neben sie. »Ja, in deiner Hütte ist es sehr warm.«
Sie schaute ihn an. »Nein, es ist nicht die Wärme.«
»Sondern?« Er versuchte, ihre Finger zu erhaschen, doch sie entzog sich ihm.
»Das möchte ich nicht sagen.«
»Haben dir meine Abenteuer nicht gefallen?«
»Es waren schlimme Geschichten.«
»Die man mir antat. Ich hätte dabei sterben können.«
»Es wäre schön, wenn du jetzt gehst«, sagte sie mit süßer Stimme.
Frethmar traute seinen Ohren nicht. Sie schickte ihn weg? Was hatte er falsch gemacht? Sie hatte alles wissen wollen. Nun, vermutlich war sie von seinem Heldenmut überrumpelt worden. Sie würde etwas Zeit benötigen, um das alles zu verarbeiten. Schweren Herzens machte sich Frethmar auf und ging in den Goldenen Brocken . Walberan, der Wirt, schenkte ihm großzügig ein und nach neun Krügen Bier hatte Frethmar neuen Mut gefunden.
Er torkelte zu Madolines Hütte und klopfte.
Sie öffnete und sah immer noch traurig aus. Frethmar ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Ich liebe dich«, nuschelte er. »Ich werde eine Ode auf dich schreiben, denn ich bin ein lesender, schreibender und denkender Zwerg. Wenn du mein Weib wirst, werden wir schöne Kinder haben, die einst an meinem Totenbett die Lieder von Frethmar Stonebrock singen.«
»Geh!«, sagte sie.
»Aber warum?«, fragte er verzweifelt.
»Ortosch ist mein Großvater!«
Frethmar sperrte den Mund auf und so sehr er seinem Gehirn den Befehl schickte Mund schließen , so sehr wehrte sich seine Überraschung dagegen. »Dein Großvater?«
»Ich bin auch nicht einverstanden mit dem, was er dir antat, doch er ist ein guter Mann. Er wird seine Gründe gehabt haben. Er hat es nicht verdient, von dir in den Schmutz getreten zu werden. Deine Überheblichkeit ist unerträglich. Jeder deiner Sätze beginnt mit dem Wort ich . Ich dachte, du seiest ein tapferer Zwerg, der mit seinen …«
»Den Satz hast du auch mit ich angefangen«, sabbelte Frethmar.
»Du kommst betrunken her und willst mich in dein Heim locken? Du bist ein Kind, Fret. Auch wenn dein Bart gewachsen ist und du deine Axt gut zu führen vermagst – du bist ein Kind.«
Frethmar hielt sich am Türrahmen fest, denn um ihn begann die Welt zu kreisen. Er wendete sich weg und erbrach sie auf ihre Türschwelle. Sie schlug die Tür zu und ein einsamer betrunkener Zwerg hockte vor ihrer Hütte wie ein Bittsteller oder Bettler.
Er litt wochenlang und suchte nach einem Grund für Madolines Verhalten. Verdammt, Weiber waren kompliziert, dennoch sehnte er sich nach ihnen. Das hatten die Götter nicht gut eingefädelt. Warum sollte man etwas brauchen, was einen unglücklich machte?
Seine Tante erkannte ihn nicht wieder.
Frethmar schwieg und schloss sich ein. Er wollte niemanden sehen. Er fühlte sich missbraucht und ausgenutzt. Und erneut dachte er daran, Gidweg zu verlassen.
Während der Wind die Segel der Wing blähte und der weiße Schoner durch das Wasser rauschte, hatte ihn dieser Erinnerung überfallen wie ein Dämon. Er blinzelte und merkte, dass sich seine Augen mit Tränen gefüllt hatten.
Er schnupperte und sog die würzige Luft ein. Hoffentlich hatte niemand seine Tränen gesehen. Als hätte er etwas im Auge, rieb er sie weg. Er hatte lange nicht an Madoline
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