Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Hammer folgte und dann das rote Buch, welches zusammengeklappt liegen blieb.
Er hob den Kopf in den Nacken und die Tränen rannen Richtung Ohren. »Ich frage mich, wer die wahren Monster sind?«, rief er verzweifelt. »Ihr sogenannten Weisen des Rates oder meine Gedanken, gegen die ich kämpfen muss?« Seine Frage echote von den Wänden und der Decke zurück.
Er erhielt keine Antwort.
Das Maguslicht wechselte in ein angenehmes Blau, ein Licht, welches ihn müde machte, so müde. Er wollte schlafen, nur noch schlafen, bis in alle Unendlichkeit schlafen. Er wollte niemanden sehen, mit niemandem reden. Er war ausgelaugt, matt und krank. Kraftlos ließ er sich zur Seite sinken und zog die Beine an die Brust. Noch immer schluchzend schloss er die Augen.
Seine Ruhe währte nicht lange.
Die Helligkeit veränderte sich. Er blinzelte und rieb sich die Augen trocken. Das Tor wurde aufgestoßen und Sonnenlicht strömte in die Halle, was Frethmar als Sakrileg empfand.
Sie stören die Toten!
Die Geister!
Im Torrahmen standen zwei Zwerge. Schatten, die Frethmar erst nach einer Weile erkannte. Es handelte sich um Chator und Ortosch. Als fürchteten sie sich, einzutreten, hielten sie inne und starrten Frethmar an, der sich erhob. Die Beiden tuschelten miteinander. Dann winkte Chator.
Frethmar wartete einige Atemzüge, sammelte seine Axt und den Hammer ein und suchte das rote Buch. Er wusste genau, wo es liegen musste, doch dort war es nicht. Sein Blick schweifte durch die Halle und verharrte am Felsquader. Auch dort lag es nicht. Er zuckte mit den Achseln und streckte sich. Er reckte das Kinn nach vorne und ging aufrecht und sicher den beiden Ältesten entgegen.
»Es freut uns, dich gesund zu sehen«, sagte Chator und lächelte, als habe man sich erst gestern Abend beim Wein gesehen.
»In der Tat, das bestätige ich«, sagte Ortosch.
Frethmar blieb vor den Ältesten stehen. Sie rümpften die Nase, vermutlich stank er.
»Warum sollte ich nicht gesund sein?«, fragte Frethmar und versuchte, seine Stimme klar und fest klingen zu lassen.
Chator räusperte sich. Er strich über seinen Bart. »Du warst sieben Tage und sieben Nächte hier.«
»So lange?«, fragte Frethmar. »Es kam mir nicht so lange vor. Ein angenehmer Ort, um in sich zu gehen, Ältester.«
Ortosch zog die Augenbrauen zusammen und klopfte sich mit den Handflächen auf die Wampe. »Hast du das rote Buch gefunden?«
Frethmar legte den Kopf schief und lächelte. »Das rote Buch?«
Chator blinzelte unsicher. »Das rote Buch, Frethmar. Du hast es doch sicherlich gefunden?«
»Ich weiß nicht, von was ihr redet«, gab Frethmar zurück, während unbändiger Zorn in ihm pochte. Seine Miene verriet nichts. »Diese kleine Auszeit in der Halle der Ahnen sollte sich so mancher Zwerg gönnen. Kann ich sehr empfehlen!«
Er nickte und trat mit festen Schritten an den Ältesten vorbei hinaus in den Sonnenschein.
2. Kapitel
Darius Darken schwang die Beine aus der Hängematte. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, wo er erwacht war. Die letzten Tage waren derart turbulent gewesen, dass er sich nicht wunderte, für einige Sekunden die Orientierung verloren zu haben. Als er auf den Planken stand, spürte er das sanfte Schaukeln des Schiffes.
Er war auf der Wing, dem Schoner der Amazone Lysa.
Sie war mit einer Gruppe Reisender unterwegs, die Darius erst gestern kennen gelernt hatte. Sie hatten bis tief in die Nacht miteinander geredet, doch dann hatten die Müdigkeit und die erlebten Abenteuer ihren Tribut gefordert. Erschöpft waren sie in ihre kleinen Kabinen gegangen, um sich auszuschlafen.
Darius wusste, dass er heute Rede und Antwort stehen musste. Man betrachtete ihn mit Misstrauen, das galt es zu zerstreuen.
Er schob sich durch den schmalen Gang und stieg zum Deck empor. Der Himmel war bedeckt, es wehte eine sanfte Brise. Die Mannschaft der Großen Lysa, alle Amazonen, hatten das Schiff im Griff. Von den anderen sah er nichts. Er hörte aus dem Unterdeck eine laute Stimme. Vermutlich die des Barbaren, der sich Connor nannte. Darius drehte sich um und ging nach unten. Sie saßen in der Kapitänskajüte um den großen Tisch herum, tranken Wasser und aßen Brot und Käse.
»Habe ich verschlafen?«, fragte Darius gewinnend und trat ein. Alle Köpfe flogen zu ihm herum. Wie schon am Vorabend, hatte der Blick des blonden Hünen etwas lauerndes, wohingegen Bluma, die kleine Barb, die Darius aus den Kerkern des Dunkelelfs gerettet hatte, ihn
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