Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
töten musste. Es war ein handfester Magierkampf gewesen, eine explosive Mischung geballter Macht und Magie. Danach war Agaldir in die Stadt gegangen, um sich zu vergewissern, dass es seinem Enkel Steve gut ging.
Agaldir wusste, dass Steve eine gemischte Gruppe zum Lichtwurm geführt hatte und er war erstaunt, wie Steve seine keimende Magie umsetzte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Steve würde sein Nachfolger werden. Wenn der Junge ein Mann geworden war. Der Blinde Magister wusste, wo sich die Gruppe aufhielt und würde gemeinsam mit Steve dorthin gehen.
Den Hünen und den Zwerg hatte Agaldir kennen gelernt, denn er hatte die Beiden beim Kampf beobachtet und war fasziniert gewesen, mit welcher Energie und Kraft das ungleiche Paar sich gegen eine Überzahl Soldaten durchgesetzt hatte. Wirklich fasziniert jedoch hatte ihn eine andere Szene.
Während der Kampf tobte, hatte der blonde Hüne eine Amazone umarmt, hochgehoben und geküsst. Liebe inmitten der Schlacht. Nein, ihn faszinierte nicht die Gewalt, sondern, wie aufopfernd sich die Freunde gegenseitig die Leben gerettet hatten. Sie hatten gekämpft und stets einen Blick auf den Anderen geworfen. Agaldir kannte sich mit Kampf und Grausamkeit aus und er wusste, dass so etwas sehr selten war. Meist versuchten die Kämpfenden ihre eigene Haut zu retten. Heldentaten und Freundschaft gab es nur in Sagen, sie waren ein Mythos. Jeder war sich selbst der Nächste, wenn es um sein Leben ging. Bei dieser Gruppe war das anders gewesen, was von großer Liebe, Zuneigung und Freundschaft zeugte.
Härte und Sanftheit, Mitgefühl und Grausamkeit.
Agaldir war stets von Gegensätzen fasziniert gewesen, schließlich war er der lebende Beweis. Er war blind und konnte sehen. Die Tätowierungen, die seinen ganzen Körper bedeckten, Schlangen und Runen, Zeichen und Motive, waren seine Augen und seine größte Hilfe.
Er rüttelte Steve wach.
Der Junge grunzte unmutig, er genoss den Schlaf der Jugend.
»Wir wollen gehen, Steve …«, flüsterte Agaldir.
Steve riss die Augen auf und war im Nu wach. Er sprang aus dem Bett und kleidete sich hastig an. »Habe ich verschlafen?«
Der Alte lächelte. »Nein, das hast du nicht. Du weißt, wohin du mich führen sollst?«
»Zu den freundlichen Leuten, die ich gerettet hab? Mit denen ich bei Ringo war?«
»Ja, mein Junge.«
Steve grinste jungenhaft und stolz. Er würde seinem Großvater den Weg weisen. Denn er wusste, wo die Leute waren.
Agaldir ließ seinen Enkel in diesem Glauben. Das würde sein jugendliches Selbstbewusstsein stärken.
Bald hatten sie die Stadt verlassen.
Dandoria erwachte zum Leben. Ein buntes Gewimmel unterschiedlicher Rassen. Laut, lebendig, farbenfroh. Eine gesunde Stadt, die einen neuen Herrscher brauchte. War Balger der richtige Mann dafür? Das mochte sein, denn der fette Inquister hatte derart schreckliche Erfahrungen gemacht, dass zu vermuten stand, er habe sich verändert. Vielleicht hatte sein Schicksal ihn geläutert? Balger war einer von Zwanzig . Gestern hatte sich der als grausam verschriene Mann mit großem Mut dem Anarchisten Störmer entgegen gestellt. Eine große Tat, die der Inquister durchaus hätte mit seinem Leben bezahlen können. Das es nicht zum Äußersten gekommen war, hatte Balger zwei Amazonen zu verdanken, welche den Hünen und den Zwerg befreit hatten, wobei sie Störmer und dessen Männer mit Pfeilen töteten.
Steve schlug sich ins Unterholz.
Agaldir folgte ihm mit leichtem Schritt. Obwohl er nach dandorianischen Maßstäben ein alter Mann war, loderte in ihm noch ein Feuer, das stetig brannte und ihm die Spannkraft der Jugend verlieh.
Steve hielt inne und blickte Agaldir an. »Hier sind se. Ich geh erst mal alleine, damit se sich nich erschrecken.«
Der Blinde Magister nickte gütig.
Er hockte sich hin und öffnete das Buschwerk vor sich mit den Händen, so war ihm ein Blick auf das Ufer des Teiches vergönnt.
Zwei Frauen, die er sogleich als jene Amazonen erkannte, welche die Garde mit Pfeilen eingedeckt hatten, der Zwerg und der Hüne, die so leidenschaftlich gekämpft hatten, vier kleinwüchsige Wesen, rund und stämmig, zweifellos Barbs und ein schlanker dunkelhaariger Mann. Steve fuchtelte mit den Armen und sagte etwas. Er wurde freundlich begrüßt und Steve wies in die Richtung, aus der Agaldir alles beobachtete – und belächelte. Er erhob sich und trat auf die kleine Lichtung.
Die Gruppe starrte ihn offenen Mundes an.
»Agaldir?«, knurrte der
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