Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
etwas sagen? Quälte ihn eine furchtbare Lähmung? Funktionierte sein Verstand noch? Sah er das Unvermeidliche auf sich zukommen, ohne seine Furcht herausbrüllen zu können?
Mari ging mit zitternden Beinen zu ihm. Sie blickte in seine wachen Augen. Sie schienen ihr etwas sagen zu wollen, aber sie war nicht bereit dafür. Was geschah, war gut so. Sie hatte sich von ihm befreien, hatte ihre Seele reinigen müssen, damit sie Raum fand für ihn, den schönen Hünen.
Sehr langsam trübte sich Sreidels Blick und sie fragte sich, was er als Letztes wahrgenommen hatte, als Letztes gedacht hatte? Dass er sie liebe oder verdamme? Hatte er einen stillen Fluch über sie gelegt?
Sie drehte sich um und rannte aus dem Haus. Als sie den Todesfall meldete, glaubte sie selbst daran, dass ihr Mann an einem Herzanfall gestorben sei. Alles andere hatte sie vergessen.
Die Gefährten erwachten im Schutz der Büsche und Felsen am Rande des Teiches.
Die Herbstsonne quälte sich hinter grauen Wolken hervor und Frethmar blinzelte, denn sie stach ihn und verscheuchte seine dunklen Träume.
Der Zwerg reckte sich und schaute sich um.
Es dauerte eine Weile, bis er sich orientierte. Was in den letzten Tagen geschehen war, mochte er kaum zusammen zählen.
Sie waren auf eine lange Reise gegangen, welche sie stets in große Gefahren gebracht hatte. Erst gestern hatte die dandorianische Garde versuchte, ihn, Frethmar und seinen Freund, den Barbaren Connor zu töten. Mit Hilfe der Amazone Lysa hatten sie sich retten können und in der unberührten Wildnis, nicht weitab der Burg, versteckt. Hier waren der Manndämon Darius, der Häuptling der Barbs, Bob und sein Weib Bama, sowie deren Tochter Bluma zu ihnen gestoßen.
Es gab auch einen Neuen in der Gruppe. Er hieß Biggert und war ein Barb, der seinen Freunden mit einem anderen Schiff gefolgt war – denn er hatte das Drachenei gefunden, welches Lysa so dringend benötigte, um aus dessen Schale ein Elixier zu extrahieren, um die Männer ihres Stammes vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Alles hätte gut sein können, doch Biggert war während seiner Überfahrt nach Dandoria das Ei gestohlen worden. Hinzu kam, dass die Gefährten vermutlich von der dandorianischen Garde verfolgt wurden. Selbst, wenn sie sich zu ihrem im Hafen ankernden Schiff, der Wing durchschlagen konnten, war es kaum möglich, abzulegen, ohne gefangen genommen zu werden.
Eine unmögliche Situation.
Frethmar rieb sich den Schlaf aus den Augen. Wie auf ein geheimes Kommando hin reckten und streckten sich auch die Anderen und rappelten sich auf.
Bob stiefelte zum Teich und wusch sich das Gesicht, wobei der Barb schnaufte und rotzte. Darius wischte sich seine langen schwarzen Haare aus den Augen. Bluma, die hochintelligente junge Barb, welche gemeinsam mit Darius in Unterwelt gewesen war, versuchte ihre filzigen Haare zu richten, als wolle sie es Darius, den sie mit großen runden Augen anblickte, nachmachen. Man musste kein Wahrsager sein, um zu erkennen, dass das kleine vierschrötige Wesen in den schönen großen Mann verliebt war.
Frethmar schmunzelte. Eine Liebe ohne Zukunft.
Connor stemmte sich hoch. Der Hüne hatte erst kürzlich seine Erinnerungen wieder gefunden und wusste nun, dass er aus dem Norden stammte und ein Barbar war. Seine schulterlangen blonden Haare glühten und sein kantiges Gesicht sah zerknautscht aus.
Lysa und Laryssa, die Amazonen wirkten ausgeschlafen und wie immer schön. Schlanke bemalte Körper und knappe Kleidung. Frethmar grinste. Es machte ihm Freude, mit diesen selbstbewussten Weibern zu schäkern. Besonders mit Lysa verband ihn eine zwar spannende, aber dennoch peinliche Geschichte, über die er jetzt lieber nicht nachdenken wollte.
»Hallo, mein Freund«, brummte Connor. »Gut geschlafen?«
Frethmar musterte den Hünen. Heute Nacht hatte er ihm ein Geheimnis anvertraut. Vor vielen Jahren hatte Frethmar einen gigantischen Schatz gefunden, von dem nur er wusste, wo er zu finden war. Als Connor dies erfahren hatte, hatte sich seine Anmutung schlagartig geändert und der Zwerg war erschrocken gewesen. Hatte er einen Fehler begangen, indem er sich jenem Mann anvertraute, der ihm mehrfach das Leben gerettet hatte? Nun, die Zukunft würde es zeigen.
»Und selbst?«, fragte Frethmar.
»Ich habe geträumt«, gab Connor zurück und streckte sich. »Von einem sagenhaften Schatz.« Der Barbar grinste schräg, als wolle er sich für sein seltsames Verhalten entschuldigen. »Keine Sorge,
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