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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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ist es wie bei den Pflanzen. Ich weiß nicht, wer von euch der Sämann war. Beide? Keiner?«
    »Aber ist Liebe nicht zu jedem Opfer bereit?«, hatte Mari gefragt.
    »Ja, du arme Frau. Und dein Mann ist nicht bereit für diese Opfer, wenn ich dich richtig verstanden habe.«
    Sie hatte vehement mit dem Kopf geschüttelt und die Hexe hatte freundlich gelächelt und in ein Regal gegriffen. »Nehme dies, flöße es ihm ein und vergesse, was du getan hast.«
    »Vergessen?«
    »Es wird nie geschehen sein.«
    Das hatte Mari nicht begriffen, aber sie verließ sich auf die Frau, denn sie wusste, dass es nie Beschwerden gab. Wer zu Vira ging, konnte sich danach seiner Sache sicher sein.
    Sie zog eine der zwei Phiolen aus ihrem Kleid und entkorkte sie. Sie schnupperte daran, doch roch nichts. Sie beugte sich vor und nun fingen ihren Hände doch an zu zittern.
    Sreidel lag auf dem Rücken, seine übliche Schlafstellung, wenn er zu viel Wein getrunken hatte. Der Unterkiefer war etwas aufgeklappt, aus dem Mundwinkel rann Speichel.
    Früher – und es schien Mari eine Ewigkeit her zu sein – hatte sie ihm den Speichel weggetupft, während er schlief, heute ekelte es sie davor. Mit dem Daumen versuchte sie, den Mund des Schlafenden etwas zu öffnen. Sreidel grunzte und bewegte sich.
    Als hätte sie an glühende Kohlen gefasst, fuhr Mari zurück und versteckte die Phiole so hastig, dass etwas von dem Trank überschwappte. Sie hatte aufgehört zu atmen. Ihr Herz schlug wie ein Schmiedehammer. Es dauerte eine kleine Weile, bis sie sich beruhigte. Erneut versuchte sie, Sreidels Mund zu öffnen. Um Haaresbreite hätte sie gejubelt, denn das Gesicht reagierte.
    Sreidel öffnete die Augen.
    Er starrte sie an.
    Seine blauen Augen kontrastierten mit seinen blonden Haaren und Mari seufzte erschrocken. Wenn er sah, was sie vorhatte, würde er sie ...
    Bevor sie diesen Gedanken zu Ende spinnen konnte, schloss Sreidel seine Augen und schlief. Mari hatte keine Zeit zu verlieren. Sie drückte dem Mann die Phiole an die Unterlippe und schütte ihm die Flüssigkeit in den Mund. Es war nicht mehr als ein Schluck, doch der genügte, um den Schlafenden zu wecken. Mari sprang zurück und warf das Glas in eine Ecke des Raumes. Sie stand vor der Schlafstatt und unbändige Angst machte sich in ihr breit. Würde der Inhalt einer Phiole ausreichen?
    Er hatte es gemerkt.
    Nun würde er sich rächen.
    Er bäumte sich auf und hustete, wobei er Mari anstarrte, als sehe er einen Geist. Er war noch nicht wach, lediglich sein Körper reagierte, aber es würde nicht mehr lange dauern.
    Mari überlegte sich, ob sie davonlaufen sollte, fliehen, irgendwohin, wo er sie nicht fand. Nein, er würde sie überall finden, denn er gönnte sie keinem Anderen. Und schon gar nicht ihm . Jenem Unbekannten, der Maris Herz gestohlen hatte.
    Sreidel schluckte und hustete. Er blinzelte und fiel auf den Rücken. Sein Mund öffnete sich und er jammerte etwas, das Mari nicht verstand. Verworrene trunkene Worte. Doch, nun hörte sie es. Dass er sie liebe, dass er sie hasse, dass er sie brauche, dass er sie verstoße, dass er sie begehre und nicht wolle.
    Sein verwirrter Geist sprach, jener Geist, den zu beruhigen sie stets versucht hatte. Alles, alles hatte sie für ihn getan, doch als es daran war, dass er etwas für sie tun sollte, hatte er gelacht und noch mehr Wein in sich hinein geschüttet. Sie war satt von ihm. Sie war überfressen. Sie wollte nicht mehr geben, sondern bekommen. In ihr gab es keinen Raum mehr für ihn, sie fühlte sich, als habe sie einen ganzen Truthahn vertilgt!
    Sreidel war wach, zweifellos, denn er grinste. »Was hast du mir eingeflößt?«, fragte er mit grausamer Klarheit. Er wollte sich bewegen, doch das gelang nicht. Nur sein Mund sprach und das Grinsen fror ein. »Etwas, um mich los zu werden?«
    »Würdest du mich je gehen lassen?«, flüsterte sie und Schweiß lief über ihr Gesicht.
    »Habe ich das nicht schon längst getan?«, wollte er, wollte sein Mund wissen.
    Mari schwieg und wartete. Sie war unfähig, Worte zu formen. Eine Woge Mitgefühl wallte über sie. Was, bei den Göttern, hatte sie getan? Sie liebte ihn doch, oder? Aber sie liebte auch den Unbekannten und den liebte sie mehr, viel mehr, denn zu ihm zog es sie, nach seinen starken Armen rief ihr Herz. Ein Blick in seine Augen hatte genügt. Und, dass er sie nicht wahrgenommen hatte. Der einzige Mann in ihrem Leben, der sie nicht wahrgenommen hatte.
    Sreidels Mund schwieg. Wollte er noch

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