Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Düsternis dieser Höhlen entziehen zu können. Ja, auch sie, die Verstoßenen, die Hässlichen, die Bösen, hegten Hoffnungen. Viele unter ihnen wussten, warum sie hier, in den Katakomben, Höhlen oder in einem der öligen stinkenden Gewässer, erwacht waren.
Zumeist handelte es sich um Verbrecher, die aufs Rad geflochten, aufgehängt oder verbrannt worden waren. Solange das Land der Mythen existierte – und das war eine Ewigkeit – existierte auch das Düstere. Wesen unterschiedlicher Rassen, die Zeit ihre Lebens Übles getan hatten oder – was auch vorkam – nur einen Moment lang ihre Fassung verloren, um ihre schwarze Seele freizulassen - wie ein Tier, welches hinter Gittern wartete.
Männer, die ihre Weiber erschlugen.
Weiber, die ihre Kerle vergifteten.
Halblinge, Trolle und Gnome, die sich aus Missgunst erschlugen. Orks und Zwerge, die mordeten, weil es ihnen Freude bereitete oder betrogen, belogen und stahlen, was das Zeug hielt. Sogar einige Elfen, Feen, Albe oder Lichtwesen gab es, die aus der Art geschlagen, nun in schrecklichster Dämonenform ihr neues Dasein fristeten.
Das Böse existierte überall.
Es gab keine Grenzen, nirgendwo eine Mauer, die das Böse aufhielt, was nicht wenige Philosophen und Blinde Magister zu der Annahme verführte, da jeder Gut und Böse in sich trage, bestehe auch bei Jedem die Gefahr, in Unterwelt zu stranden. Nein, gab es Gegenstimmen. Es gehe nicht um die eigene, verborgene dunkle Seite, sondern darum, ob man diese auslebte. Und jener, der das schwarze Tier ein Leben lang zügelte, habe als Belohnung für seine Stärke den Eingang ins Götterreich verdient.
Nun herrschte Verwirrung in Unterwelt, denn auch Dämonen können sterben, um, letztendlich in die Wände des Nichts aufgenommen zu werden, in den Wirbel des Mahlstroms, wo von ihnen nur noch bebende Fratzen, schreiende Mäuler, glasige Augen oder brüllende Seelen übrig blieben.
Nicht wenige Dämonen fürchteten sich.
Sie waren Furcht gewohnt.
Nicht selten schritt Lord Murgon, der Lord von Unterwelt, durch die Höhlen und wen sein Blick traf, wurde seiner Dämonie nicht mehr froh. Der Dunkelelf war ein grausames Wesen und manchem Dämon schauderte es, denn alle wussten, dass Murgon nicht nur seinen eigenen Vater, sondern nun auch seine Schwester Gwenael getötet hatte. Murgons wahnsinnige Schreie hatten durch die Höhlen gehallt und Tropfstein war zerschmolzen wie Kerzenwachs.
Der Dunkelelf hatte nach seiner Schwester geschrien, als habe er vergessen, dass er sie zu Asche verbrannt hatte. Und er hatte noch jemanden gerufen.
KATRAANA!
Dieser Name hallte noch immer nach und nicht wenige Dämonen duckten sich, wenn die Elfe an ihnen vorbei ging. Weißer Schleim, Dämonenblut, zog sich durch die Höhlen. Dort, wo sie gewütet hatte, stank es nach Endlichkeit. Sie war wie durch ein Wunder nach Unterwelt gekommen und hatte umgehend gezeigt, wer sie war.
Murgons Tochter!
Zuerst hatte sie verwirrt gewirkt, doch nur wenige Atemzüge später hatte sie begonnen, jeden Dämon, der ihr in die Quere kann, zu bekämpfen. Mit jedem Kampf wurde ihr Zorn größer und schließlich duckte sich ganz Unterwelt unter jener, die auf dem Weg zur Festung der Wächter war, dorthin, wo Murgon hauste.
Jeder Dämon hatte Spaß an Grausamkeiten, an Leid, an Furcht und Elend. Dies lag in ihrer Natur, denn so war es nun einmal.
Was Katraana, die Tochter des Dunkelelfs betraf, überkam nicht wenige Dämonen eine derart existenzielle Furcht, dass sie am liebsten Selbstmord begangen hätten. Viele starrten der Elfe hinterher und waren sicher, das reine Schwarze gesehen zu haben, düsterer als Murgon je sein konnte, die Klimax des Dunklen.
Sie verfügte über ein kämpferisches Selbstbewusstsein, welches grandios und beängstigend gleichermaßen wirkte und was das schlimmste war – sie war eine Weißelfe! Ihre Haut strahlte, ihre Augen ebenso, ihre blonden Haare waren nicht weiß, sondern glühten wie Gold. Was würde sein, wenn sie den Weg ihres Vaters ging und warum war sie hier?
Es gab Gerüchte, sie sei an diesem Ort, um Murgon, der einst Feiniel hieß zu töten. Das Tal der Elfen sei von klebriger Macht okkupiert, Gewässer, Bäume und Gefiederte starben und das Schöne Volk ginge sich gegenseitig an den Kragen. Seher und Heiler meinten, dies sei Murgons Schuld, seine Rache dafür, dass man ihn einst verstoßen hatte.
Also schickte man seine Tochter, da anzunehmen war, dass sich Murgon nicht gegen sein eigenes Blut wendete und
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