Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Blätter ihres Lieblingspflegekinds in Rauch aufgehen. Willst du dir um jeden Preis den Zorn der Parkwächterin verdienen oder ist das ein missglückter Versuch, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?«, kommentierte Vaadh den Anblick mit einem tiefen Seufzer, hob die Hand an die Stirn und rieb mehrfach darüber.
»Aber Meister, ihr hattet doch gesagt, ich soll mir das Ziel selbst wählen«, wand der Halbling mit geübter Unschuldsmiene ein und pustete sich über die dampfenden Handflächen.
Der Magister seufzte erneut und schüttelte den Kopf. »Warum kannst du dir nicht einfach ein Beispiel an Claudel nehmen?«
»Der hätte sich wohl höchstens getraut einen Blumenstängel anzugreifen«, gab Agaldir zurück und verzog das Gesicht.
Claudel, das Wunderkind , hatten sie den Jungen aus adeligem Haus genannt, als er ein halbes Jahr nach Agaldir von der Gilde aufgenommen und in die Obhut Vaadhs gegeben worden war.
Er hatte seine ersten Illusionszauber ganz intuitiv und ohne Anleitung erlernt, so wurde dem Magistrat von seinen Eltern versichert. Und der Rat hatte wohlwollend in die Hände geklatscht, als zu der beurkundeten Erklärung auch noch ein prall gefüllter Münzbeutel auf den Tisch gelandet war.
Agaldir dagegen beäugte den Nebenbuhler von Anfang an mit Argwohn. Claudel mochte Talent haben - ganz egal ob er die Illusionen selbst oder mit fremder Hilfe erlernt hatte - und ihm mochte dazu die reiche Familie den Rücken stärken, weil sie sich eine große Zukunft für ihn wünschte, aber ob er auch Rückgrat und Zähigkeit besaß, das würde sich erst noch erweisen müssen.
Aber Claudel blieb und zeigte bald, daß er weniger Mut, aber dafür um so mehr Willen besaß und ebenso wenig wie Agaldir etwas zu schenken hatte.
Gerade dieser ewige Konkurrenzkampf der beiden schien Vaadh durchaus zu gefallen. Der Magiermeister nutzte jede Gelegenheit, sie gegeneinander antreten zu lassen. Erst noch in theoretischen Prüfungen, später auch in magischen.
Und auch wenn Agaldir derjenige war, der den größeren Einfallsreichtum besaß und die erfolgreicheren Zauber wirken konnte, so war es dennoch zumeist Claudel, der durch Lug und Hinterlist am Ende den Sieg davon trug.
Zehn Jahre lang rangen sie miteinander um die Gunst des Lehrers. Zehn Jahre lang versuchte jeder auf seine Weise zu demonstrieren, dass er der Bessere war. Denn Vaadh hatte verkündet, dass nur einer von beiden nach der Ausbildung zum Magister ernannt werden würde.
Jahre, die für Agaldir in Dandoria, fern ab der Halblingswelt und fern ab seiner Vergangenheit, wie im Flug vergingen.
Als Kind kurz vor dem Mannesalter hatte er seine Reise begonnen, hatte im Vorübergehen einen flüchtigen Blick auf die Abenteuer werfen können, die am Wegesrand auf ihn warteten und war eingebettet in das Gildenleben langsam zu einem ausgewachsenen Halbling gereift. Den Platz, den ihm einst die Götter angewiesen hatten, als sie in der Vision zu Kendrik gesprochen hatten, den aber hatte er noch nicht gefunden.
Doch wenn das Schicksal sich auch manchmal langsam und unauffällig anschleicht, schlägt es schließlich um so härter zu.
9. Kapitel
Nach der Begebenheit mit der Barb war Murgon durcheinander. Seine Gedanken spielten Fangen, er hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und verspürte das erstemal in seinem Leben das, was Menschen Kopfschmerzen nennen.
Wie war Bluma dies gelungen?
Etwas, dass nur sehr mächtige Magier beherrschen. Eine Astralwanderung, wie sogar er, der Lord von Unterwelt, sie nicht vermochte. Hatte die Barb den Prozess bewusst herbei geführt oder war sie geleitet worden? Und falls ja, von wem? Fragen über Fragen und keine Antworten!
Nichts hasste Murgon mehr, als unbeantwortete Fragen. Mit einem harten Blick musterte er den Holzkasten, der sein Leben verändert hatte. Er wollte, würde und musste ihn öffnen. Dieses Artefakt bewahrte ein Geheimnis, welches ihm die Wächter hatten zukommen lassen.
Er hatte es als junger Elf, als er noch Feiniel genannt wurde, gefunden und es hatte ihn nach Unterwelt gebracht. Für dieses Geheimnis hatte er getötet und würde es immer wieder tun. Ja, er war ein Auserwählter! Sein Vater hatte davon geträumt und diese Träume hatten die Wahrheit gesprochen.
Mittels dieses Artefaktes würde er über Mythenland herrschen und später über die Götterwelt. Er dachte an seine Schwester Gwenael, die er in einer Aufwallung des Zornes umgebracht hatte. Sie fehlte ihm.
Der Austausch mit
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