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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Wange.
    Agaldir schrie auf, wälzte sich auf dem Boden. Und immer noch schien es niemanden zu kümmern. Im Gegenteil schüttelten die Leute mit erboster Miene den Kopf, während der Halbling auf dem Rücken lag und spürte, wie seine Muskeln Stück für Stück erstarrten. Trotzdem kämpfte er, wollte nicht aufgeben, nicht loslassen noch bevor er auch nur eines seiner Ziele erreicht hatte.
    Ein wenig verzögert erst nahm er daher das Mädchengesicht wahr, daß sich über ihm in sein Gesichtfeld schob. Ein Menschenmädchen, acht oder neun Jahre alt, die Haare blondgelockt und Augen, die ihn neugierig betrachteten. »Kommst du mit mir spielen?«
    Die Frage klang so unschuldig und unbedarft, daß Agaldir trotz seiner Lage lächeln musste.
    Ich kann nicht mit dir spielen, Kleines. Ich sterbe gerade!
    »Ich kenne viele schöne und auch viele traurige Spiele«, fuhr das Mädchen ungeachtet fort. »Komm, gib mir deine Hand.«
    Da gab Agaldir seinen Kampf auf, ließ innerlich los und konzentrierte sich ganz auf das Mädchen, um diesen letzten reinen Moment in all seiner Intensität auskosten zu können. Und als die Kleine sich zu ihm hinab beugte, sanft seine Hand in ihre beiden Hände nahm und ihn ein Gefühl von Glückseligkeit durchströmte, dankte er selbst dem Tod für diesen einen Augenblick.
     
     
    »Magst du Blumen?«
    Agaldir stand plötzlich auf einer Wiese und wusste nicht recht, ob das nun ein Traum oder schon das Land der Götter war. Ein sanfter Wind strich über das Meer an Blüten zwischen den saftigen Gräsern und wehte dem Halbling ein betörende Mischung aus Düften in die Nase.
    Das Mädchen, das auf einer kreisrunden karierten Decke hockte, blickte zu ihm auf. »Sag schon, magst du Blumen?«
    Der Halbling hob unschlüssig die Schulter. »Blumen sind schön aber vergänglich.«
    »Aber ist denn nicht alles vergänglich?«, sagte das Mädchen und begann aus ein paar Sonnenblumen, ein Muster zu legen.
    »Das schon«, musste Agaldir nach kurzem Zögern zugeben. »Aber die Zeit einer Blume ist so schnell vorbei, daß der Aufwand für solch farbenprächtige Blüten mir verschwendet vorkommt.«
    »Also ist Schönheit nicht wichtig für dich?«
    Wieder musste der Halbling nachdenken. Und nur ganz flüchtig hatte er den Eindruck, daß dieses Gespräch mit einem kleinen Mädchen mitten auf einer Wiese etwas unwirkliches an sich hatte. »Schönheit kann einen blind machen für das, was dahinter liegt«, antwortete er schließlich.
    »Und ist Blindsein etwas schlechtes?«
    »Das nicht«, ruderte Agaldir sofort zurück. »Aber wer einem Weg folgt, ohne hin und wieder nach links und rechts zu sehen, weil er der Schönheit nachläuft, dem kann es passieren, daß er die Weggabelung verpasst und sich im Gestrüpp wiederfindet.«
    »Oder in einer Wiese?« Das Mädchen drehte den Kopf, zwinkerte ihm mit einem fröhlichen Lachen zu und legte eine weitere Sonnenblume quer über die anderen.
    »Bin ich denn vom Weg abgekommen?«, fragte Agaldir nach einer Weile des intensiven Grübelns. »Und wenn das hier das Gestrüpp ist, wo ist dann die Weggabelung?«
    »Manchmal muss man die anderen Wege erst abgehen, um am Ende bereit für den Richtigen zu sein«, gab das Mädchen zurück, während sie ihr Werk voller Verzückung betrachtete. »Deine Weggabelung kommt erst noch. Doch keine Angst, ich werde auf dich warten.«
    Kaum ausgesprochen, fand sich Agaldir auf der belebten Straße vor den Toren Dandorias wieder.
    Lebendig aber reichlich verwirrt betrat er wenig später die Hauptstadt, folgte den Anweisungen seines Großvaters und stellte sich wie geheißen bei der Magiergilde vor und wurde nach erster Prüfung aufgenommen.
    Und mit der Zeit vergaß er das Mädchen und seinen so unwirklichen Ausflug auf eine duftende Blumenwiese.
    Doch das Schicksal ist ein beharrlicher Jäger.
     
     
    »Nicht doch den Baum!«, hörte Agaldir seinen Meister hinter sich rufen, doch es war zu spät.
    Breitbeinig, die nackten Fersen unter dem Kilt in den Boden gestemmt, stand der Jungmagier da, die Hände zum Drachenmaul geformt und fühlte, wie die Energie durch seine Füße die Beine hinauf floss, sich in seinem Zentrum sammelte und sich schließlich als glühend heißer Atem in die anvisierte Richtung entlud.
    Sofort fingen die Blätter Feuer, verschrumpelten knisternd zu kleinen schwarzverkohlten Krümeln und schwebten in Spiralbahnen zu Boden.
    »Gestern stutzt du Agathes Hecke bis auf Kniehöhe mit deinem Klingenzauber und heute lässt du die

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