Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
in seinem Bett wieder. Er hob den Kopf. Doch entgegen seiner Befürchtung war Mandraeja geblieben. Sie hatte sich den Hocker unter dem kleinen Studierpult vorgezogen und sich darauf niedergelassen, den Blick auf ihn gerichtet.
»Warst du das?«, fragte er und richtete sich auf.
»Es war meine Runenzeichnung, aber deine Magie«, gab die Elfe sachte zurück.
Der Halbling lächelte schief. »Passiert das jedem, der dich anzufassen versucht?«
Die Elfe schüttelte den Kopf und ihr Blick auf Agaldir wirkte forschend und gerade so, als würde sie blind auf eine Stelle starren und dort dennoch etwas zu lesen versuchen. »Nein, es ist noch nie passiert, daß die Runen reagiert haben«, gab sie schließlich zögern zurück.
»Wozu sind sie gut?«
Mandraeja wog den Kopf von einer Seite zur anderen. »Die Runen können vieles auf einem Körper bewirken. Aber nicht jeder ist dafür gemacht sie zu tragen.«
»Was genau zeigen sie einem?«
»Was hast du denn gesehen?«
Agaldir lächelte gequält. »Licht. Und dann hat ein Wurm zu mir gesprochen.«
Die Elfe nickte schmunzelnd. Und Agaldir richtete sich auf. Er hatte noch viele Fragen an diesem dämmrigen Morgen und Mandraeja blieb, um sie ihm so weit sie konnte zu beantworten.
Stück für Stück formte sich so in dem Halbling ein neues Bild, ein neues Ziel und ein neues Leben, daß vor ihm lag.
Ein Leben mit Mandraeja.
Doch die Elfe sollte es nur einen kurzen, leidenschaftlichen Moment mit ihm teilen können. Als die Sonne langsam über die Dächer kroch, rissen Schreie Agaldir aus dem Schlaf und einer sanften Umarmung.
»Dämonen! Dämonen sind in der Stadt!«
16. Kapitel
Bluma wusste, was ihre Freundinnen jetzt durchmachten. Sie wusste, dass sie die ermordeten Amazonen sahen und wie groß ihr Schmerz sein musste. Sie selbst wollte das nicht sehen, denn sie hatte andere Pläne.
Ihre Sinne loderten.
Darius war in Gefahr, sie alle waren in Gefahr. Sie konnte nicht erklären, warum sie so fühlte, aber die Bilder, welche nun in ihr hochstiegen, machten einiges klar.
Sie saß mit dem Rücken an der Kaimauer, während aus der Ferne die grauenvollen Laute des Golem zu hören waren.
Genaugenommen war sie in einem Alptraum.
Dandoria war wie leergefegt, über ihnen sammelten sich schwarze Wolken, es wurde kühl, die Wing war ein Schlachthaus, ihr Liebster war in Gefahr und der Golem wütete irgendwo in den Gassen der Stadt. Kämpfte er gegen Darius? Nein, dann würde man dessen Grollen auch vernehmen und dies kannte Bluma sehr gut.
Sie musterte noch einmal ihren Bobba, Connor, Frethmar, Biggert, Agaldir und Steve, dann schloss sie die Augen.
»Was macht sie da?«, wollte Bob wissen, der bei jedem Schrei des Golem zusammen zuckte.
Agaldir, der noch immer auch dem Poller saß und das Ei festhielt, sagte: »Sie stellt sich ihrer Verantwortung.«
»Magister, ich habe Angst um Bluma«, murmelte Bob. »Wir haben sie schon einmal verloren. Was, wenn es erneut geschieht? Außerdem kann jederzeit der Golem zurückkehren ...«
»Das wird er nicht«, sagte Agaldir lächelnd.
»Warum bist du dir so sicher?«
»Ich bin ein Blinder Magister, Häuptling Bob. Ich sehe anders als du.«
Frethmar legte Bob einen Arm um die Schulter. »Bluma wird wissen, was sie tut. Vielleicht erfährt sie so, ob der Fluch von uns genommen wurde.«
»Fluch?«
»Na, die Weissagung, ein Gefährte würde dies hier nicht überleben. Vielleicht handelte es sich um die Leben unser Freundinnen?«
»Es war die Rede von einem Gefährten, Fret.«
Agaldir schüttelte den Kopf. »Glaubt ihr tatsächlich, eure Reise sei beendet?«
Bob und Frethmar sahen ihn an. Connor gesellte sich zu ihnen, währenddessen Biggert abseits stand und mit aufgerissenen Augen in Richtung Stadt starrte.
Agaldir winkte ab. »Ihr erwartet zu viel von mir. Was glaubt ihr von mir? Dass ich eine alte Hexe bin, die euch die Zukunft voraussagt? Am besten noch, indem ich Knochen oder Würfel werfe? Bei den Göttern – ihr wisst nicht, was ein Blinder Magister ist.«
Connor spuckte aus. »Stimmt! Es wird Zeit, dass wir es erfahren. Schließlich bist du nicht zufällig hier. Uns wurde gesagt, dass wir dir begegnen. Und dies muss einen Grund haben. Das einzige, was wir in den paar Stunden unserer Gemeinsamkeit erlebt haben, ist Blut und Tod. Warum also gibst du uns das Gefühl, wir seien wichtig für dich? Und warum gab man uns das Gefühl, du seiest wichtig für uns
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