Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
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»Ihr werdet alles erfahren. Doch nun solltet ihr euch um eure Weiber kümmern. Dort kommen sie. Und sie alle weinen.«
Zuerst dachte Bluma, sie sei noch wach und aus dem Himmel tropfe Blut. Sie betrachtete ihre Hände, die umgehend verschmiert waren und wischte sie an der Hose ab. Als sie das Leinen betrachtete, war es sauber.
Ich bin nicht wach und bin es doch!
Nachdem sie von dem Trank genommen hatte, war etwas mit ihr geschehen, das sie diesmal versuchte, völlig bewusst wahrzunehmen. Sie wusste, dass etwas auf sie zukam und wollte sich von der Wirkung nicht überraschen lassen. Dennoch traf es sie wie ein Schlag. Vor ihren Augen veränderte sich die Welt. Ihre Wahrnehmung war erweitert und ihr Herz schlug langsamer, als habe sich die Zeit verändert.
Und vielleicht war das auch so, denn die Bewegungen ihrer Freunde gerannen und sie sah ihren Bobba, obwohl sie die Augen geschlossen hielt.
Was sich außerdem verändert hatte, waren Gerüche und Temperatur. Es herrschten schwarze Wolken, Blutregen, schwüle Hitze und moderiger Gestank. Wo war sie? Was sah sie? Sie hatte sich auf Darius konzentriert, doch ihr schien, als ziehe eine starke Hand, eine unbekannte Kraft, sie immer weiter von ihm weg. Das wollte sie nicht. Sie stemmte sich dagegen.
Sie selbst war die Meisterin ihrer Gedanken und würde alles dafür tun, dass es so blieb.
Eine fremde Kraft wirkte auf sie ein. Sie hatte nichts und niemanden gerufen. Hatte das Agaldir gemeint, als er sagte, sie müsse lernen, ihre Macht zu beherrschen? Hatte er das überhaupt gesagt? Falls nicht, etwas ähnliches. Zumindest hatte Bluma ihn fragen wollen, ob er ihr Lehrer sein wolle, es aber unterlassen.
»Agaldir?« sagte eine hohl klingende Stimme.
Zu wem gehörte sie?
»AGALDIR?«
»Ja, verdammt, Agaldir!«, schnauzte Bluma. Eine Lichterkuppel senkte sich über sie. Die Barb versuchte sich zu konzentrieren. Hier war jemand oder etwas und beobachtete sie. Nahm Einfluss auf ihre Gedanken. Hatte mitbekommen, dass sie an den Blinden Magister gedacht hatte.
Sie fühlte sich kontrolliert und das gefiel ihr überhaupt nicht. Sie besaß magische Kräfte, soviel war klar. Und diese sollten nicht okkupiert werden. Sie blinzelte, so hell war das Licht. Nur einen Herzschlag lang, dann erlosch es und wurde zu einer grauen Masse. Um sie herum herrschte Stille, was erschreckend war. Sogleich änderte sich das Bild und Kreaturen, fein wie Fäden und silberig schimmernd, schossen hin und her, um sie herum, tanzten vor ihr und wickelten sich umeinander.
DIE MAGIE!
Bluma hob ihre Hände, was sich anfühlte, als gleite sie durch Gelee. Ihre Finger berührten die Fäden, stupsten sie an und diese zuckten zusammen, als wären sie kitzelig oder an einer sensiblen Stelle berührt worden.
»Du bist die Magie«, flüsterte Bluma.
Sie fasste sich ein Herz und griff nach einer der Schlangenfäden. Vorsichtig, um sie nicht zu verletzen, legte sie ihre Hand darum, doch der Faden huschte zwischen ihren Fingern davon.
»Also schaue ich euch zu ...«
Es war wunderbar. Das Grau wurde zu einem milden Grün und die glühenden Fäden tanzten wie Schmetterlinge im Spätabendlicht. Fast meinte Bluma, sanfte Musik zu hören, eine Weise, auf einer Flöte gespielt, die den Tanz der Magie untermalte und das erstemal in ihrem Leben war sie glücklich. So glücklich, dass sie alles um sich herum vergessen würde. Hier wollte sie verweilen. Der Geruch hatte sich unmerklich verändert. Es roch nach Gras und Tau. Obwohl sie sie nicht sah, nahm sie den blauen Himmel wahr und die weißen Wolken, welche davor schwebten, sah kleine Tiere in ihre Behausungen schlüpfen und alles war friedlich – vollkommen friedlich!
»Was wollt ihr mir schenken?«, flüsterte sie und ihre Stimme war wie das Summen von Käfern vor den untergehenden Sonnen von Fuure.
Die Schlangenfäden richteten sich auf sie aus und glitten heran. Sie berührten Bluma sanft und ihr war, als hätte sie in erfrischendes Kristall gegriffen. Ihr Herz schlug ruhig und Kraft dehnte ihre Gedanken. Sollte sie einen neuen Versuch wagen?
Sie fasste nach einem Faden und diesmal wehrte er sich nicht. Er schlang sich um ihre geschlossene Hand und verharrte still. Mit der anderen Hand griff Bluma nach einem weiteren Faden, der genauso reagierte. Die anderen Fäden verstärkten ihre Berührungen. Sie waren wie neugierige Neugeborene, die den Mutterleib suchen, sich Schutz suchend an ihn drängen.
»Mein Kind ist die Magie«, seufzte
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