Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Murgon nicht anzulegen.«
Gwenael nickte zufrieden. »Das ist eine gute Entscheidung.« Sie zweifelte nicht einen Herzschlag daran, dass Murgon den Kampf gewinnen würde und ihr Herz schlug schneller. Sie dachte an die Rache, wenn der Mann unterworfen wurde, der sie dazu gebracht hatte, sich wie ein junges Mädchen zu benehmen. Dafür würde er bezahlen. Und Murgon würde dafür Sorge tragen. Ja, er würde gewinnen. Beim ersten Mal hatte der Dämon ihn überrumpelt. Damit hatte niemand gerechnet. Nun jedoch würde ihr Bruder seine gesamte Magie sammeln, wodurch er unbesiegbar wurde.
Andererseits bestand die Gefahr, dass der Manndämon ihm erneut die Kraft abzog. Sie fragte sich, wie er sich dagegen schützen wollte. Ihr war nicht klar, was der Dämon damit bezweckte. Handelte er im Auftrag? Gab es Feinde, die Murgon schwächen wollten, um ihn zu stürzen? Und falls das so war, warum hatten diese Feinde nicht während Murgons Schwächephase eingegriffen? Vielleicht übertrieb sie mit ihren Vermutungen und dieser Dämon hatte schlichtweg eine starke Manneswürde, die sich nicht unterwerfen wollte. Wie man es betrachtete – um ihn rankte sich ein Geheimnis.
»Deine Augen verändern sich, Gwenael. Das Violette verschwindet.«
»Ich sagte dir doch, du solltest etwas Geduld haben.«
Er nickte zufrieden. »Vielleicht tat ich dir unrecht, als ich sagte, du würdest deine Aufgaben nicht wirklich ernst nehmen.«
»Dies ist eine Welt, an die ich mich erst gewöhnen muss, Bruder.«
»In deinen Augen blitzt Hass.«
»Nenne es Groll, Wut oder Zorn. Ich möchte, dass du den Dämonenmann vernichtest.«
»Man trug mir zu, du warst bei ihm?«
Aha, das wusste er. »Ja, ich versuchte, ihn mit den Waffen einer Frau zu besiegen. Die Folter des Sanften Jack hatte nichts ausgerichtet, was also gab es zu verlieren?«
»Ich vermute, es ist dir nicht gelungen?«
»Man muss ihm das Rückgrat brechen.«
»Das werde ich tun, verlasse dich darauf.«
Gwenaels Karten sortierten sich mittels ihrer Gedankenkraft und die zuoberst liegende Karte zeigte den Tod. Ihr Herz blieb für einen Moment stehen, dann wirbelte sie das Kartendeck wieder durcheinander, wartete, was sich ergab, und erneut lag der Tod obenauf.
Für einen Augenblick war sie versucht, ihm von Katraana zu erzählen und davon, dass das Elfental im Norden von Dandoria vor dem Untergang stand. Vielleicht war es doch keine gute Idee, den Kasten der Wächter zu öffnen. Was, wenn damit ein großes Unglück heraufbeschworen wurde?
Und regelmäßig das Motiv des Todes. Sie legte ihre Hand auf die Karte und drehte das Deck um.
Murgon achtete nicht darauf und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Augen glühten im fast schwarzen Gesicht. Er strich sich mit einer langsamen Bewegung die glatten Haare aus der Stirn. Seine brüchige Altmännerstimme sagte: »Ich hatte einen seltsamen Tagtraum.«
»Willst du ihn mit mir teilen?«
Er nickte grimmig. »Mir war, als hätte ich mentalen Kontakt mit der kleinen Barb, um die sich der Sanfte Jack kümmert. Sie weiß, wie man das Artefakt der Wächter öffnet. Aber sie behält das Geheimnis für sich. Sie ist stolz und tapfer. Jack hat es schwer mit ihr.«
»War es eine Phantasie?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht meldete sich nur der Vater meiner Wünsche. Der Traum ging so schnell zuende wie er begann.«
»Wir müssen nach Jack schicken. Er soll uns berichten, wie weit er mit der Kleinen ist.«
»So sei es.« Murgon rief zwei Sklaventrolle, die sich unterwürfig näherten. Bodenlose Furcht stand in ihren Augen. Sie wussten, dass Murgon sich ein Vergnügen daraus machte, die kleinen Wesen mittels seiner Energie zu vernichten, wie es ihm in den Kopf kam. Schnell und ohne Begründung. Einfach nur, weil es ihm gefiel. Die neuen Türwächter, zwei Ghule aus Dandoria, zogen die Türflügel auseinander. Ihre Rüstungen blitzten.
Ein Dokk sprang herein und umkreiste zähnefletschend die Trolle, die zitterten wie Espenlaub. Gwenael hätte dem Tier am liebsten ein Messer in die Kehle gerammt. Seit ihrer Erfahrung mit Weißmaul und seinen Brüdern hatte sie das Interesse an diesen sechsbeinigen Monstern verloren. Sie waren unberechenbar und gefährlich. Es war nicht auszudenken, was sie anrichten würden, wenn Murgon ihnen Grundintelligenz verlieh. Sogar ein Riese würde ihnen nicht standhalten könne. Sie würden ihm einfach Stück für Stück die Beine wegfressen.
»Holt den Sanften Jack«, sagte Murgon und hob seine Hand. Die Trolle
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