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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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schüttelte, mit den Beinen stampfte und dann umkippte, als habe ihn der Schlag getroffen. Die anderen rannten einfach über ihn hinweg.
    Nein, Bob, das war er nicht!, hätte Connor am liebsten gerufen, aber bei diesem Lärm würde der Häuptling ihn nicht hören. Die Herde war nicht weiter als zweihundert Schritte entfernt. Im Trab kamen sie heran und die in der vordersten Reihe senkten die Schädel. Sie hatten Connor ausgemacht. Von nun an war dieser Mensch ihr Feind, den es zu beseitigen galt. Erneut schoss Bob einen Pfeil ab, der weit vorbei ging und zitternd im Boden steckte.
    Einer Fliege in den Arsch?
    Schlagartig hatte Connor ein ungutes Gefühl. Dieser Barb hatte geschwindelt. Der erste Schuss musste ein Glückstreffer gewesen sein. Hatte er nicht berichtet, es gäbe auf Fuure keine Feinde und keine Kämpfe? Warum also sollte er sich im Schießen üben?
    Das durfte doch nicht wahr sein. Bob war aus Loyalität an seine Seite gekommen und als Ergebnis würde er gleich sterben. Wenn es Connor nicht gelang, das Leittier zu finden und zu töten, würde es Bob schlecht ergehen. Der Barb stand der Herde genau im Wege und würde niemals die Möglichkeit haben, zu fliehen. Seine Beine waren zu kurz, sein Leibesumfang zu dick, als das er schnell genug gewesen wäre, vor diesen Tieren wegzulaufen.
    Connor atmete einmal tief ein und blendete alles um sich herum aus.
    Die Chance war gering.
    Irrte er sich, war alles zu spät.
    Er und Bob würden sterben.
    Es gab keine Garantie, dass die Herde einem Leittrieb folgte. Er hätte den Bogen nehmen sollen. Er hätte Bob wegjagen sollen. Vermutlich wäre die Angelegenheit jetzt erledigt und alle würden weiter am Aufbau des Dorfes arbeiten. So aber...
    Noch einmal atmen.
    Alles verdrängen.
    Es galt nun, sich nicht abzulenken.
    Er oder ich!
    Und Connor spürte am ganzen Körper, dass er nicht zum erstenmal in so einer Situation war. Zweikämpfe, die er geführt hatte, blitzten vor seinem inneren Auge auf, Besiegte, über die er sich beugte. Blut! Trauer! Hass! Er blinzelte die Erinnerungen weg.
    Der Leitbulle war fünfzig Schritte von ihm entfernt und Bob hielt die Axt bereit. Ein Sprung und er würde dem Tier die Schneide in den Schädel jagen, was den Bullen sofort lahm legen musste.
    Musste!
    Dreißig Schritte.
    Der Leitbulle starrte ihn an. Zwei Augenpaare, zwei Gegner. Sie wussten, was sie voneinander zu halten hatten. Connor las Mordlust im Blick des Bullen, der ihm mit einem Mal riesig groß vorkam. Ein gewaltiges Tier, mit einer Schulterhöhe, die ihn, den Barbaren, überragte.
    Das musste ein guter Sprung werden.
    Was, wenn die anderen Tiere ihn einfach überrannten?
    Erneut ein Pfeil von Bob, der daneben ging.
    Das Tosen der Füße im harten Staub, der in der Nase kitzelte und in den Augen brannte.
    Hinter ihm der Barb, der wie ein Wahnsinniger schrie.
    Eine braune Wand, die sich auf Connor zuschob. So viele Muskeln, so viel Kraft.
    Er musste sich konzentrieren. Es gab nur diese eine Chance.
    Zehn Schritte.
    Connor konnte den Bullen riechen. Er witterte den Gestank der Mordlust. Er wusste, dass es einen Sieger geben konnte. Er schwang die Axt mit einem routinierten Schwung,
    eine gute Axt!
    Er schwang sie, ein perfekter Bogen und gleich würde die Schneide den Leitbullen töten!
    Das Axtblatt löste sich und wirbelte in hohem Bogen davon. Connor hielt nur einen Holzstiel in der Hand.
    Nur noch den Axtstiel!
    Es war ähnlich, wie er es auf der Amalia erlebt hatte.
    Diesmal stand die Zeit still.
    Alles verlangsamte sich.
    Vermutlich waren das die letzten Wimpernschläge eines Menschen, bevor der Tod ihn in sein Reich holte. Connor hatte davon gehört, dass in diesen Momenten das ganze Leben vor den Augen desjenigen ablaufen sollte, und fand dies fast belustigend. So würde er seine Vergangenheit doch sehen, auch wenn es ihm nichts mehr nützte.
    Die Crockerherde, die schnappenden Zähne, die schlabbernden Zungen, die gelben glühenden Augen, der Gestank der Endgültigkeit, alles das war präsent. Er hielt den Axtstiel in die Höhe und hätte um Haaresbreite gelacht. Das war ein Witz, ja, das konnte nur ein Witz sein.
    Schade, dass er diese Geschichte nie mehr erzählen konnte. Sie würde so manche Runde am Lagerfeuer erheitern. Sie würde wie ein Lauffeuer über Mythenland branden und sogar die Dämonen von Unterwelt würden sich vor Lachen ausschütten. Ein Barbar, dem das Axtblatt davongeflogen war.
    Niemand würde ihm das glauben!
    Tränen schossen Connor in die

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