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Im Schatten der Erdmagie

Im Schatten der Erdmagie

Titel: Im Schatten der Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Parker
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der Wahnsinn in seiner fortschreitenden Version oder eben... eine echte Vision! Mehr als sonst, wo sie lediglich gewisse Gefühle heimsuchten, die sie stets richtig zu interpretieren verstand. Diesmal war alles so realistisch, so gegenständlich gewesen...
    Keiner schien den Zwischenfall bemerkt zu haben, auch der Angestellte in diesem Antiquariat nicht. Gottlob.
    Karem Grant wandte sich ungerührt zum Gehen. Der Professor folgte ihm durch einen Nebenausgang in einen schmalen Korridor. Ellen beeilte sich, nicht den Anschluß zu verlieren. Der Professor war voller Ungeduld, aber das war durchaus nachvollziehbar.
    Sie spürte immer noch ein wenig weiche Knie ob des Vorfalls vorhin. Um sich davon abzulenken, betrachtete sie aufmerksam die Umgebung.
    Auf der rechten Seite standen Pappkartons voller Bücher, die wohl erst vor kurzem angeliefert und noch nicht aussortiert worden waren. Aber in den Regalwänden des Antiquariats wäre ohnehin kaum noch Platz für sie gewesen, wie Ellen sah.
    Am Ende des Korridors befand sich eine Tür.
    „ Mister Hudson, Sir?” fragte Karem Grant.
    „ Was ist?” krächzte eine ärgerliche Stimme drinnen.
    „ Professor Brook ist hier!”
    „ Soll hereinkommen!”
    Der junge Mann öffnete die Tür.
    Ellen folgte dem Professor in ein ziemlich unaufgeräumt wirkendes Büro. Es herrschte spärliches, gelbliches Licht, das von einer einzelnen Glühbirne an der Decke stammte.
    Ein alter Mann mit gebeugtem Rücken saß hinter dem Schreibtisch. Sein Gesicht war hager. Die Augen traten daraus etwas unnatürlich hervor. Ein grauweißer Knebelbart wuchs am Kinn. Der Blick war konzentriert auf einen Stapel zusammengehefteter, vergilbter Blätter geheftet.
    „ Ich hoffe, ich bin nicht umsonst gekommen, Hudson!” sagte der Professor.
    Der Alte hinter dem Schreibtisch betrachtete die enge Handschrift auf dem ersten Blatt des vor ihm liegenden Manuskripts durch eine Lupe und murmelte Worte vor sich hin wie ein Erstkläßler, der seine ersten Wörter zu erlesen versucht.
    Nur, daß Edgar Hudson versuchte, Russisch zu lesen.
    „ Damned”, fluchte der Antiquar, der im Ganzen einen recht wunderlichen Eindruck machte. Er trug die typische Arbeitermütze, wie sie von Bergleuten in ihrer Freizeit in den entsprechenden englischen Städten getragen wurden, tief in den Nacken geschoben. Eine dicke Nickelbrille saß vorn auf seiner Nasenspitze.
    Hudson blickte auf.
    „ Ein überaus interessantes Manuskript, für das Sie sich da interessieren”, sagte er. „Leider reichen die paar Brocken Russisch, die man mir mal in einem Abendkurs versucht hat beizubringen, kaum aus, um es auch nur annähernd richtig lesen zu können!”
    „ Geben Sie her!” forderte Professor Brook barsch und voller Ungeduld.
    Hudson übergab Brook das Manuskript. Er behandelte es dabei mit äußerster Vorsicht.
    „ Sehen Sie es sich in Ruhe an. Ich nehme an, Sie wollen erst eine Expertise machen lassen, ehe Sie den vollen Preis bezahlen?”
    „ Übersetzen Sie mir den Anfang des dritten Kapitels”, forderte Brook Ellen auf und reichte ihr das Manuskript weiter. Den Antiquar ignorierte er einfach, und dessen Frage schien er gar nicht gehört zu haben.
    „ Einfach so – aus dem Stegreif?” fragte die junge Frau erstaunt.
    „ Es kommt nicht auf die Feinheiten an. Übersetzen Sie einfach so, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist und Ihnen die Wörter auf die Schnelle einfallen. Zum Beispiel hier.” Er griff nach dem Manuskript in ihren Händen und blätterte es auf.
    „ Wie Sie wollen…”
    Ellen blickte auf das Manuskript. Es war in einer gestochen scharfen Handschrift geschrieben worden. Das Papier war vergilbt. Das dritte Kapitel war aufgeschlagen, und sie begann, stockend zu übersetzen:
    „ In der Tiefe, da warten sie seit langer Zeit – die Kreaturen der Finsternis. So berichtet uns der weise Abdul aus Cordoba. Er verfaßte einen geheimen Bericht, nachdem es ihm offenbar mit Hilfe magischer Praktiken gelang, die Grenze zum Reich jenseits des Bannkreises zu überschreiten und wohlbehalten zurückzukehren. Kurz danach verliert sich die Spur dieses einzigartigen Gelehrten.
    Abdul berichtete von den Zeichen, an denen die bevorstehende Wiederkunft des Volkes der Tiefe zu erkennen ist. Es werden Zeichen am Himmel und auf der Erde zu sehen sein. Der Mond wird sich verfinstern und die Sonne zu einer schmalen Sichel werden. Aber zuvor treten die Schergen der Tiefe auf. Ihre Augen sind vollkommen von Schwärze erfüllt.

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