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Im Schatten der Erdmagie

Im Schatten der Erdmagie

Titel: Im Schatten der Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Parker
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Häuserblocks standen leer, die Fenster waren mit Brettern vernagelt und an den Straßenseiten waren Autos abgestellt worden, die weder Zulassung noch Reifen oder Polster besaßen und eigentlich auf den Schrottplatz gehörten.
    Professor Brook stellte den Mercedes am Straßenrand ab.
    „ Hier muß es sein”, war er überzeugt. Er sah sie an und fragte dann ziemlich unvermittelt: „Sagen Sie mal, wie heißen Sie eigentlich?”
    Er stellte diese Frage mit einer so kindlich wirkenden Beiläufigkeit, daß auch Ellen ihm seine Ignoranz nicht übel zu nehmen vermochte. Sie schmunzelte.
    „ Mein Name ist Ellen Kioto”, stellte sie sich vor. „Bislang ein Name, von dem ich ohne weiteres zugeben muß, daß man ihn sich nicht unbedingt zu merken braucht!”
    Brooks Gesicht blieb ernst. Einen Augenblick lang hatte Ellen schon die Befürchtung, er hätte die Ironie ihrer Bemerkung vielleicht mißverstanden.
    „ Seien Sie unbesorgt”, sagte er mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. „Ihren Namen werde ich mir für die Zukunft ganz bestimmt merken!”
    Sie stiegen aus.
    Nachdem sie ein paar Schritte die Straße entlang gelaufen waren, fanden sie Edgar Hudsons Antiquariat. Es lag im Souterrain eines Altbaus, dessen Fassade schon lange bröckelte.
    Über eine Treppe gelangten sie an die Ladentür. Brook öffnete. Es ertönte ein Klingelton, als er eintrat. Ellen folgte ihm.
    Der Raum, in den sie getreten waren, glich einem Labyrinth aus hohen Bücherregalen. Auch die Wände waren voll davon. Staub kitzelte Ellen in der Nase. Ihr Blick glitt die Buchrücken entlang. Manche wirkten schon sehr abgewetzt. Obskure Titel waren darunter. TECHNIKEN DER NEKROMANTIE hieß eines der Werke, METAMAGISCHES KOMPENDIUM ein anderes.
    Sie umrundeten die Regalwände, gingen durch eine enge Gasse. Man mußte dabei aufpassen, nicht aus Versehen einen der etwas überstehenden Folianten mit Armen oder Schultern herunterzureißen.
    Schließlich erreichten sie den Tresen.
    Ein junger Mann stand dahinter. Er war hoch gewachsen und dunkelhaarig. Ein gewinnendes Lächeln spielte um seine Lippen.
    „ Kann ich Ihnen helfen?” fragte er.
    „ Wer sind Sie?” fragte der Professor ziemlich barsch.
    „ Mein Name ist Karem Grant. Ich arbeite hier, wenn es recht ist!”
    „ Ich möchte mit Mr. Hudson sprechen.”
    „ Tut mir leid, aber der Chef möchte im Moment nicht gestört werden.”
    „ Hudson hat mich extra in der Uni ausrufen lassen, weil er wertvolle Manuskripte für mich hätte, und Sie wagen es, zu behaupten, daß…!”
    „ Oh, Entschuldigung!” unterbrach der junge Mann den Professor. „Dann müssen Sie Professor Brook sein. Tut mir leid, aber ich arbeite noch nicht lange hier. Wenn Sie mir bitte folgen wollen…”
    Karem Grant bedachte Ellen mit einem kurzen, musternden Blick. Sie erwiderte sein Lächeln.
    Er sieht sympathisch aus! dachte Ellen. Und dennoch ist irgend etwas seltsam an ihm...
    „ Sie gehören zum Professor?” fragte er.
    „ Ja.”
    „ Dann kommen Sie doch bitte auch mit.”
    Er sah sie auf eine ganz besondere Weise an. Ellen spürte ein Kribbeln in der Bauchgegend. Eine Empfindung, die irgendwo auf halbem Weg zwischen wohliger Erregung und Unbehagen lag.
    Irgend etwas stimmt mit dem Kerl ganz gewiß nicht! durchzuckte es sie unwillkürlich.
    Sie konnte keinen vernünftigen Grund für diese Empfindung angeben. Es war einfach nur eine Ahnung.
    Und dann geschah es, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Das Kribbeln in der Bauchgegend breitete sich explosionsartig in ihrem ganzen Körper aus, überschwemmte förmlich ihre Sinne und schließlich: Für Bruchteile von Sekunden sah sie eine Szene vor ihrem inneren Auge. Karem Grant spielte darin eine Rolle. Er ging auf ein Haus zu, das Ellen noch nie zuvor gesehen hatte. Da war sie völlig sicher. Es war Nacht. Das fahle Mondlicht beleuchtete sein Gesicht und ließ es leblos erscheinen. Im Hintergrund war ein Flußufer zu sehen. Nebelschwaden krochen die Böschung empor, wie Geisterfinger. An einem der Fenster der Villa – denn nur so konnte man dieses Haus bezeichnen – tauchte eine nur als schattenhafter Umriß erkennbare Gestalt auf. Sie kam Ellen aus irgendeinem Grund bekannt vor. Sie bemühte sich, mehr zu erkennen...
    Im nächsten Moment war dieses Bild wieder weg.
    Ellen fühlte, wie ihr das Herz für Augenblicke bis zum Hals schlug. Sie stand wankend da und befürchtete, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Eine Vision! Sie war überzeugt davon. Entweder

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