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Im Schatten der Erdmagie

Im Schatten der Erdmagie

Titel: Im Schatten der Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Parker
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ausgehen.
    Und dann geschah es auf einmal: Etwas berührte seinen Geist, durchdrang ihn. Brook hatte das Gefühl, mitgerissen zu werden. Alles begann sich drehen. Es glich einem reißenden Strudel, dem sich sein Bewußtsein unmöglich widersetzen konnte.
    Kreischen und Stöhnen entstand, das in unendlichen Sphären widerhallte. Seine Wahrnehmung verschob sich. Sein Geist war nicht nur in seinem Kopf, sondern verband sich mit etwas anderem, das ganz nah war, als hätte er mit dem Code dieses Etwas beschworen. Es war nichts Faßbares. Es war eine Art Geist.
    Nur undeutlich nahm er noch Ellens Schritte wahr. Sie verließ den Raum, und die Tür des Arbeitszimmers fiel hinter ihr ins Schloß. War sie denn nicht schon vor Minuten gegangen?
    Ja, so war es ihm vorgekommen. Dabei hatte der ganze Vorgang vielleicht in Wirklichkeit nur Sekunden gedauert – vom ersten Ausprobieren des Zahlencodes an gerechnet.
    Selbst die zeitliche Wahrnehmungsebene verschob sich also immens. Jetzt war das geistige Etwas nicht nur nah bei ihm, sondern er hatte... sich damit vereint.
    Doch da waren keine fremden Gedanken. Da war Leere, die ihn förmlich aufsaugte, damit er sie erfüllte.
    Was geschieht hier mit mir?
    Brook hätte am liebsten schreien mögen. Er war jetzt allein im Raum, und irgendeine unbegreifliche Kraft hinderte ihn daran, sich zu bewegen, zu schreien oder irgend etwas anderes zu tun.
    Diese Kraft schien von dem Manuskript auszugehen. Jetzt war er sicher.
    Der zusammengeheftete Blätterstapel verwandelte sich in seinen Händen. Er erzeugte einen Kreis aus gleißendem Licht. Oder bildete Brook sich das in diesem Zustand nur ein?
    Der Bannkreis! erkannte der Professor plötzlich. Unaufhaltsam wurde er in diesen Kreis hineingezogen. Hatte er vorher angenommen, dieses geistige Etwas würde ihn aufsaugen, so war ihm jetzt, als wollte dieses Etwas ihn ganz im Gegenteil in diesen Bannkreis... hineinspucken.
    Und dahinter war nichts als namenlose Finsternis.
    Und Kälte.
    In diesem Augenblick wußte er, daß all die düsteren Andeutungen, auf die er in den obskuren Schriften gestoßen war, der Wahrheit entsprachen. Auch wenn die meisten dieser Quellen sich ihrerseits wieder auf andere Schriften bezogen und vieles nichts als Hörensagen zu sein schien – jetzt wußte Brook, daß die Welt jenseits des Bannkreises wirklich existierte und dort eine Macht darauf wartete, wieder an die Oberfläche zu kommen, die grausam, kalt und vor allem ungeheuer stark war.
    Nur werde ich niemandem mehr davon erzählen können!
    Das war Brooks letzter Gedanke, bevor eine rote Welle des Schmerzes sein Bewußtsein gänzlich überflutete und es ihm völlig unmöglich machte, auch nur einen einzigen klaren Gedanken mehr zu fassen.
     
    *
     
    Ellen ging zur Haustür.
    „ Wer ist da?” fragte sie, bevor sie öffnete.
    „ Pizzaservice!” kam es dumpf und erwartungsgemäß durch das dicke Holz.
    Sie öffnete die Tür.
    Ein hochgewachsener Mann, dessen Gesicht im Schatten lag, streckte ihr ein Pizzapäckchen entgegen. Ellen nahm es an. Der Mann trat ihr entgegen und hatte seinen Fuß in der Tür, ehe sie es verhindern konnte. Das Licht der Halle schien dabei in sein Gesicht.
    Es war Karem Grant, der Gehilfe des Antiquars!
    Ellen war wie erstarrt. Sie dachte an die Vision, die sie in dem Antiquariat gehabt hatte, aber auch an den Antiquar selber in seinem Büro, nachdem sie ihn verlassen hatten.
    Ich habe es geahnt! ging es ihr durch den Kopf. Kannst du jetzt eigentlich noch daran zweifeln, daß du eine besondere Fähigkeit hast?
    Sie versuchte, zu schlucken, und stellte fest, daß sie ihren Körper nicht mehr zu kontrollieren vermochte.
    In Karem Grants Gesicht erschien ein kaltes Lächeln.
    Seine Augen veränderten sich.
    Sie wurden vollkommen schwarz.
    „ Bring mich zu Brook!” ertönte Grants Stimme. Sie klang hohl, wie aus einer anderen Welt.
    Ellen spürte, wie sich eine fremde Kraft ihres Körpers bemächtigte. Sie konnte nichts dagegen tun, drehte sich um und ging wie eine Marionette.
    Die Schergen der Tiefe – sie sind an den schwarzen Augen zu erkennen! durchzuckte es die junge Frau. Am liebsten hätte sie geschrieen, um den Professor zu warnen. Aber das war nicht möglich. Ihre Stimmbänder gehorchten ihr nicht.
    Sie glich in diesem Augenblick einer Marionette, die dem geistigen Zwang dieses Eindringlings vollkommen ausgeliefert war.
    So sehr sie auch versuchte, sich dagegen zu wehren – es gelang ihr einfach nicht.
    Sie führte Karem Grant

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