Im Schatten der Erdmagie
deshalb ab, weil eine dieser Interferenzen ihn berührt hat?
Wenn jedoch Gaia der Geist der Erde ist, dann ist die Erde so eine Art Gehirn, das diesen Geist träg. Ein Geist mithin, der aus dem Innern der Erde stammt, dieses Innern der Erde maßgeblich beherrscht.
Wir Menschen sind für einen solch mächtigen Geist weniger als Mikroben, Bazillen, Bakterien. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes nicht wichtig genug für Gaia, als daß sie sich direkt und unmittelbar mit uns als Gemeinschaft oder sogar mit einzelnen Menschen überhaupt beschäftigen würde. Es sei denn, wir würden die Erde völlig zerstören, zumindest ihren Frieden nachhaltig stören. Manchmal sieht es ja so aus, als sei die Menschheit auf dem besten Weg dahin...”
„ Aber davon habe ich in den Mythologien noch nie was gelesen!” gab Ellen zu bedenken.
„ Gewiß nicht, mein Kind, denn es ist ja auch nicht jedem Menschen so einfach zugänglich. Einmal abgesehen von meinen eigenen Gedanken, die ich soeben beigesteuert habe und die erst in der heutigen Zeit, mit den heutigen Erkenntnissen, haben entstehen können. Aber Gaia wird uns Menschen bitter bestrafen, wenn wir es wirklich wagen sollten, die Erde und ihre Ordnung zu gefährden. Denn wir würden Gaia selber schädigen. Das wird die Große Mutter nicht zulassen. Und wer weiß: Vielleicht geschieht es genau in diesem Augenblick irgendwo bereits, ohne daß wir es überhaupt ahnen? Was wissen wir denn, was die Wissenschaftler ausbrüten an Teufeleien?”
Ellen fuhr unwillkürlich zusammen.
„ Soll das etwa heißen, der Schrecken aus der Tiefe hätte etwas damit zu tun – mit Gaia?”
„ Ganz genau: Der Schrecken aus der Tiefe ist meiner Meinung nach nichts anderes als die ärgerlichen Gedanken von Gaia, die sie uns schickt, um uns Einhalt zu gebieten.”
„ Moment mal, was war das vorhin, das mit der Behauptung, es würde sich um Wissen handeln, das nicht jedem Menschen zugänglich sei?”
„ Du hast schon richtig gehört: Es gibt Menschen, deren Schicksal eng verknüpft ist mit den Gedanken von Gaia. Es sind nur ihre unterbewußten Gedanken, denn für ihr großes Bewußtsein sind wir Menschen wahrlich zu gering. Doch es gibt menschliche Träger ihrer unterbewußten Gedanken. Die einen sind dazu berufen, von Geburt an, die anderen werden es, wenn die Macht in Gaias Ärger wächst. Gaia ist nicht gut, noch böse. Sie ist einfach nur die Große Mutter, die Schöpferin allen Lebens. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Soweit die alte Lehre. Diese besagt außerdem: Jeder denkende Mensch ist ein Hort eines winzigen Teiles ihrer Gedanken. Nenne es eine Interferenz, die sich bei seiner Geburt als sein Geist manifestiert und sich dabei vorübergehend vom Ganzen trennt. Das macht den Menschen überhaupt aus. Deshalb kann der Mensch denken. Und wenn wir Menschen sterben, kehren wir zu unserem Ursprung zurück; dann wird unser Geist wieder eins mit Gaia. Selbst wenn wir es wissenschaftlich zu erklären versuchen, wie ich vorhin mit den sogenannten Interferenzen: Leuchtet es da nicht erst recht ein?”
„ Wir gehen wieder ein in Gaia, ja, so sagen es die Mythen. Doch was hat es wirklich mit dem Schrecken aus der Tiefe auf sich?”
„ Das weiß niemand so genau. Nicht einmal unsereins. Wir können nur spekulieren, mein Kind. Und so spekuliere ich halt, es ist der manifestierte Ärger der Großen Mutter, der aus ihrem Innern aufsteigt – eben aus der Tiefe!”
„ Und was haben... wir letztlich wirklich damit zu tun, deiner Meinung nach? Wieso dieses verrückte und grausame Schicksal, wie du behauptest?”
„ Ja, wir sind so eine Art Auserwählte! Das ist für Gaia nicht grausam, sondern soll einen Zweck erfüllen. Wir sind nur wenige, und unser Schicksal ist es, nicht nur einfach als Geister in Menschengestalt so etwas wie Ableger von Gaia zu sein, sondern darüber hinaus Träger zu werden ihres lebendigen Unterbewußtseins, von Geburt an. Die Gabe wird immer von der Mutter auf die Tochter übertragen, denn Gaia, die Große Mutter, ist ja auch weiblich!”
„ Aber das sind doch nur japanische Mythen, auch noch abweichend vom bekannten Original!” begehrte Ellen auf. „Damit läßt sich doch nicht erklären, daß Peter vielleicht sterben muß, nachdem er Vater einer Tochter geworden ist.”
„ UND WENN DOCH? Alles spricht dafür!”
„ Ich – ich muß das alles erst mal verkraften, Mutter.” Ellen faßte sich mit beiden Händen an den Kopf, als könnte sie damit all die Gedanken
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