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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ein Satz Bastelmesser, Leimtuben, kleine Farbfläschchen, feine Pinsel, Stücke benutzten Sandpapiers und die feingliedrigen hölzernen Flügelstreben eines Modellflugzeugs, die auf einen Bastelplan gesteckt waren. Draußen rauchte Doucet seine Zigarette und beobachtete uns durch die Tür. Er zeigte keinerlei Interesse und verzog keine Miene, als ich die Bastelmesser in einen Klarsichtbeutel mit Verschluß gab.
    Die Tischschubladen enthielten Playboyhefte, das Papier von Schokoladenriegeln, eine Stange Lucky Strikes, eine Thermosflasche mit Erbsensuppe, zwei Schinkensandwiches, Büroklammern, Radiergummireste, eine Broschüre, die für einen Gewerkschaftskongreß in Atlantic City warb, eine Schachtel Kondome.
    Ich öffnete die Schublade am Basteltisch. Darin war noch mehr Sandpapier, der noch ungeöffnete Bausatz eines Modellflugzeugs und das Stilett mit dem schwarzen Griff, das er mir geborgt hatte, um das Kabel in meinem Pickup zurechtzuschneiden. Ich steckte es in einen weiteren Klarsichtbeutel.
    Doucet gähnte.
    »Rosie, drehen Sie doch bitte auch den Papierkorb hinter dem Tisch um, ja?« sagte ich.
    »Der ist leer«, sagte sie, über die Tischkante gebeugt. Ich stand mit dem Rücken zu ihr und Doucet, als ich die Schublade im Arbeitstisch schloß und mich umdrehte, in den Fingern das Werkmesser mit dem Aluminiumgriff. Ich ließ es in einen dritten Plastikbeutel fallen.
    »Nun, ich schätze, das wär’s«, sagte ich.
    Durch die Tür sah ich, wie seine Hand mit der Zigarette abrupt in der Luft verhielt und seine Augen gebannt das Werkmesser anstarrten.
    Er kam auf uns zu, als wir aus dem Häuschen träten.
    »Was machen Sie denn da?« fragte er.
    »Haben Sie irgendein Problem?« sagte ich.
    »Das haben Sie mir untergeschoben«, sagte er und deutete auf den Klarsichtbeutel mit dem Werkmesser. »Sie Mistkerl, das haben Sie mir untergeschoben, und das wissen Sie auch.«
    »Wie könnte ich Ihnen etwas unterschieben, das Ihnen gehört?« sagte ich. »Das ist eins Ihrer Bastelwerkzeuge, oder?«
    Rosie blickte mich seltsam an.
    »Diese Frau hier ist Zeuge«, sagte er. »Sie wollen mir was unterschieben. Dieses Messer ist nicht hiergewesen.«
    »Allerdings ist es das. Und ich würde auch sagen, daß es voll mit Ihren Abdrücken ist. Es dürfte Ihnen schwerfallen zu beweisen, daß es nicht Ihnen gehört, Murph.«
    »Diese Bohnenfresserschlampe steckt mit Ihnen unter einer Decke, stimmt’s?« sagte er.
    Ich gab ihm mit der flachen Hand einen Klaps auf die Wange. »Noch ein Wort, und der Tag ist für Sie gelaufen«, sagte ich.
    Ein Fehler.
    Er sprang mir ins Gesicht, krallte mit der Linken nach meinen Augen, schlug mit der Rechten wild nach meinem Kopf und versuchte, mir die Knie in den Unterleib zu rammen. Ich verlor das Gleichgewicht, versuchte, mich wegzudrehen und den Arm zum Schutz vors Gesicht zu halten; ein Hagel von Schlägen prasselte auf meine Schädeldecke.
    Rosie zog die .357er aus der Handtasche, hielt sie beidhändig mit ausgestreckten Armen, die Mündung wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt.
    »Auf den Boden mit Ihnen!« brüllte sie. »Los! Sofort! Nicht hersehen! Kopf nach vorne! Gesicht auf den Boden! Hören Sie? Hände hinter den Kopf!«
    Er sank auf die Knie und legte sich dann flach vornüber mit dem Gesicht ins Gras. Der faltige, tief sonnengebräunte Hals schwitzte stark, in den Augen ein blankes, ausdrucksloses Glänzen wie bei einem Tier, das unter einem Autoreifen festsitzt.
    Ich fischte die Handschellen hinten aus dem Gürtel und ließ sie um seine Handgelenke zuschnappen. Ich nahm seinen Revolver und die Sprühdose Reizgas aus seinem Revolvergurt und zog ihn dann auf die Beine. Sein Arm war in meiner Hand hart wie Knochen.
    »Ich verhafte Sie wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten, Murph«, sagte ich.
    Er drehte sich zu mir. Der oberste Knopf seines Hemdes war abgerissen, und auf seiner Brust sah man weiße Knötchen vernarbten Gewebes wie die Finger einer zerschmetterten Hand.
    »Damit kommen Sie nicht durch. Und der Durchsuchungsbefehl hat auch nichts getaugt«, sagte er.
    »Das ist das Messer, das Sie bei Cherry LeBlanc benutzt haben, stimmt’s?« sagte ich.
    Rosie trat hinter mir in seine Stube und rief von seinem Telefon aus einen Wagen des Sheriff’s Department. Seine Augen wichen nicht von ihr, dann blickte er wieder zu mir. Er spuckte Grasreste aus.
    »Läßt sie Sie mit der Zunge ran?« fragte er.
    Wir schafften ihn durch die Hintertür ins Sheriff’s Department,

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