Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
immer übrig, der sich an Dinge erinnert, die er besser vergessen hätte«, sagte ich. »Meinen Sie immer noch, Sie hätten uns was anzubieten, Murph? Was meinen Sie wohl, wie lange es dauert, bis ein Typ wie Twinky umkippt und sich entschließt, seine Sünden vor aller Welt kundzutun?«
    »Sagen Sie gar nichts, Mr. Doucet«, sagte der Anwalt.
    »Das ist auch gar nicht nötig, Mr. Bonin«, sagte ich. »Dieser Kerl bringt seit fünfunddreißig Jahren Leute um. Ich an Ihrer Stelle würd’s mir zweimal überlegen, ob ich mich mit einem solchen Klienten einlasse. Gehen wir, Rosie.«
    Der Wind wirbelte Staub und Schmutz zwischen den Wagen auf dem Parkplatz auf, und von Süden her roch es nach Regen.
    »Das war oscarverdächtig, Dave«, sagte Rosie, als wir in meinen Pickup stiegen.
    »Kann nicht schaden, der anderen Seite von Zeit zu Zeit einen Schuß vor den Bug zu verpassen.«
    »Das war mehr als nur ein Schuß vor den Bug. Sie hätten mal das Gesicht dieses Anwalts sehen sollen, als Sie mit dem Lynchmord anfingen.«
    »Das ist kein Typ, der die volle Distanz gehen kann.«
    Als ich den Motor startete, warf ein plötzlicher Windstoß einen Mülleimer um, der über den Bürgersteig schepperte. Die heftige Bö kam durch den Eichenhain auf der anderen Straßenseite. Ein einzelner Lichtstrahl durchbrach die Wolkendecke und schien durch das Blätterdach, und in einer Kaskade goldener Blätter glaubte ich auf einmal hinter den Bäumen eine lange Reihe von Reitern auftauchen zu sehen, die Leiber grau wie Stein, wehende Umhänge um die Schultern und auf den Pferden. Ich kniff mich oben am Nasenrücken, um den Schweiß aus den Augen zu bekommen, und sah noch mal hin. In dem Hain stand nur ein schwarzer Mann, der mit Klebeband die Fenster seines Imbißstandes sicherte.
    »Dave?« sagte Rosie.
    »Ja?«
    »Geht’s Ihnen gut?«
    »Hab nur ein Staubkorn ins Auge bekommen.«
    Als wir in die Straße bogen, warf ich einen Blick in den Rückspiegel und sah weit hinten in den Bäumen scharf bis in alle Einzelheiten einen einzelnen Reiter, am Hut eine Feder von der Farbe einer Pflaume, einen Karabiner über die Schenkel gelegt. Er schob mit dem Gewehrlauf die Hutkrempe hoch, und ich sah, daß sein Gesicht bleich war und völlig entkräftet. Die schwarze Schlinge, die seinen linken Arm hielt, war blutgetränkt.
    »Weshalb haben sich Ihre Wunden geöffnet, General?«
    »Was haben Sie gesagt?« fragte Rosie.
    »Nichts. Ich hab gar nichts gesagt.«
    »Was Doucet gesagt hat, das macht Ihnen Sorgen, stimmt’s?«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Sie befürchten, daß das FBI sich auf einen Deal mit ihm einläßt.«
    »Na ja, der Gedanke ist mir gekommen.«
    »Er ist fällig, Dave. Das versprecht ich Ihnen.«
    »Im Laufe meines Lebens hab ich wieder und wieder feststellen müssen, daß ich andere Prioritäten setze als die Leute, für die ich arbeite, Rosie. Manchmal kommen gerade die Schlimmsten ungeschoren davon, und die Cops helfen ihnen noch dabei.«
    Sie blickte zum Beifahrerfenster hinaus, und jetzt war sie es, deren Gesicht von einer nicht zu tilgenden Erinnerung oder Sorge umfangen schien, die sie vielleicht nie richtig mit der Außenwelt würde teilen können.
    Murphy Doucet bewohnte ein frisch gestrichenes weißes Haus mit einer Veranda und einem sauber gerechten, schattigen Vorgarten gegenüber dem Golfplatz im nördlichen Teil von Lafayette. Ein gelangweilter Deputy aus dem Iberia Parish und ein Beamter der städtischen Polizei von Lafayette saßen auf der Treppe vor dem Haus und warteten auf uns. Zum Zeitvertreib spielten sie mit einem Taschenmesser, das sie immer wieder ins Gras warfen. In der Einfahrt stand unter einem Seifenbaum der blaue Mercury. Bei der Einweisung ins Gefängnis hatten wir Doucet einen Ring mit Schlüsseln abgenommen, mit einem davon schloß ich den Wagen auf; dann nahmen wir die Fußmatten heraus, legten sie sorgfältig aufs Gras, suchten unter den Sitzen und räumten das Handschuhfach aus. Auf den ersten Blick nichts. Wir hoben die Fußmatten mit spitzen Fingern wieder auf, legten sie zurück auf den Wagenboden und öffneten den Kofferraum.
    Der Geruch ließ Rosie einen Schritt nach hinten machen. Sie hustete in die vorgehaltene Hand.
    »Oh, Dave, das ist ja –« begann sie.
    »Exkremente«, sagte ich.
    In dem Kofferraum befanden sich nur ein Ersatzreifen, ein Wagenheber und hinten in einem Eck ein kleiner Pappkarton. Der dunkelblaue Bezug sah sauber aus, mit einem Sauger oder einer Bürste

Weitere Kostenlose Bücher