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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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verfolgen diese Frau mit dem seltsam roten Haar wie ein hungriger Wolf, der sie verschlingen möchte. Dann wieder siehst du sie an, als würdest du dein Leben geben, um sie zu beschützen. Hast du eine Erklärung dafür, Bruder? Hast du deinen Verstand und deine Männlichkeit an dieses Frauenzimmer verloren, das ihren Ehemann vergiftet hat?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Vater wollte es genau wissen, und Horkel mußte ihm erzählen, was passiert ist. Er sagte, du hast dich wie ein Ehrenmann verhalten.«
    »Horkel weiß nicht, wovon er redet.«
    »Er wußte, daß du das Mädchen heiraten wolltest, und daß sie dich abgewiesen hat.«
    »Es reicht, Mattias.« Damit erhob er sich und begab sich zu seinem jüngeren Bruder Jon.
    »Gerade wollte ich mit Magnus über. Orm sprechen«, sagte Harald nun zu Mattias gewandt. »Ich traue dem Burschen nicht. Er wird versuchen, Ingunn zu entführen, daran zweifle ich nicht.«
    »Ingunn würde nicht mit ihm gehen.«
    »Pah! Da wäre ich nicht so sicher. Sie redet uns nach dem Mund, Mattias, aber sie will zu ihm. Das Mädchen ist verstockt und wirft mir böse Blicke zu. Sie war immer schon wankelmütig. Nachdem ich ihr den Umgang mit Orm untersagt hatte, wurde sie immer trotziger. Und selbst wenn sie ihn abweist, wird er sie zwingen, mit ihm zu gehen. Und dann muß ich ihn töten.« Harald seufzte tief. »Aber was passiert, wenn sie ein Kind von ihm erwartet, bevor ich ihn töten kann?«
    Mattias lachte. »Vater, du spinnst dir das Ende einer Geschichte zusammen, die noch gar nicht begonnen hat. Magnus ist wieder da. Er wird nicht zulassen, daß Orm seinen Grund und Boden betritt.«
    Harald brummte und schaute zu seiner Tochter hinüber, die mit der neuen Sklavin redete. Ingunn war erbost, das sah er sogar aus der Ferne. Er hoffte, sie würde die Frau nicht wieder schlagen. Es würde Ärger geben, das lag in der Luft.
    Ingunn war wütend über die Unverschämtheit der
    Sklavin. Ihre Hände zitterten. »Du hast nur Augen für den Balg! Mach deine Arbeit, Sklavin, sonst peitsche ich dich aus!«
    In diesem Augenblick stürzte Egill sich mit einem Wutschrei auf Lotti, die einen Ball gefangen hatte, der nicht für sie bestimmt war. Lotti stürzte unter Egills Attacke zu Boden.
    Zarabeth schrie auf und rannte zu den Kindern. Sie hob Egill hoch und befreite Lotti. Als sie das Kind zu sich herumdrehte, machte sie große Augen. Lotti wies grinsend auf Egill und rief laut und vergnügt: »Egill! Spaß!«
    Zu Zarabeths Erstaunen rappelte Lotti sich auf die Beine, schrie erneut aus Leibeskräften »Egill!« und stürzte sich auf den Jungen. Die beiden gingen zu Boden, Arme und Beine ineinander verschlungen, wälzten sie sich im Ringkampf auf der Erde.
    Die anderen Kinder schauten einen Augenblick zu, dann fingen auch sie miteinander zu ringen an. Es dauerte nicht lang, und vier Kinderknäuel wälzten sich vergnügt quietschend auf der Erde.
    Magnus, der sich am anderen Ende des Raums mit Jon und anderen Männern unterhielt, drehte sich durch das Geschrei um, und sah die kämpfenden Kinder. Sein erster Gedanke galt Lotti, und er rannte los.
    Zu seiner Verblüffung saß die Kleine rittlings auf Egill, ihre kleinen Hände in seinem Haarschopf verkrallt und hüpfte quietschend und lachend auf ihm herum. Egill wollte sie abschütteln, doch Lottis Beine klammerten sich um seinen Leib, nicht bereit, ihren Vorteil aufzugeben. Jetzt erkannte auch Magnus, daß sein Sohn ihr nicht weh tun wollte. Egill mußte sich das Lachen verbeißen.
    Zarabeth hob Lotti hoch, lachte glücklich und küßte das schmutzige Gesicht des Kindes. Ihr Lachen klang süß und bezaubernd und erhellte ihr Gesicht. Magnus schluckte und wandte sich ab. Sie hatte zum ersten Mal gelacht seit... Nein, daran wollte er nicht denken. Es war alles nur eine Lüge gewesen. Eine einzige Lüge.
    Er wollte sie besitzen. Er vertrieb sich die Zeit während des langen Tages, ging mit seinen Männern zur Jagd und nahm Egill mit. Am Abend beobachtete er sie bei der Arbeit. Wie immer ließ sie Lotti nicht aus den Augen. Er wollte sie beruhigen, ihr sagen, daß alle Erwachsenen stets ein Auge auf die Kinder hatten; doch sie würde ihm nicht glauben. Die Stunden krochen dahin, und immer wieder suchte er sie mit Blicken. Cyra hatte er weggeschickt. Schließlich sagte er Ingunn, Zarabeth habe genug gearbeitet. Seine Schwester war nicht begeistert über seine Einmischung, nickte aber stumm. Er wartete und beobachtete, wie Zarabeth Lotti zu Bett

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