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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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fürchterliche Festmahl bald zu Ende wäre. Cyra näherte sich mit schmalen Augen, denn sie hatte ihn genau beobachtet. Sie trug ein großes Tablett mit gebratenem Rindfleisch, gewürzt mit Kreuzkümmel und Wacholderbeeren, Senfkörnern und Knoblauch. Es duftete köstlich, aber Magnus war der Appetit vergangen.
    Cyra lächelte verführerisch und legte ihm vor. Er wandte den Blick von ihr.
    Seine Mutter sagte: »Cyra, komm zu mir. Ich möchte noch etwas Fleisch.«
    Nach dem Festmahl verteilte Magnus die Geschenke. Seine Mutter erhielt eine kunstvoll geschnitzte Schmuckkassette, die er gegen Gefäße aus Speckstein in Hedeby getauscht hatte. Der Runenmeister seines Vaters erhielt den Auftrag, den Namen seiner Mutter in den Deckel zu gravieren. Sein Vater bekam einen schweren Armreif aus ziseliertem Silber. Bald begannen die Gesänge. Horkel, ein meisterhafter Skalde, sang die Geschichte eines Mädchens, das einen alten Mann seines Geldes wegen heiratete und ihn anschließend vergiftete, um nicht das Lager mit ihm teilen zu müssen. Magnus suchte Horkels Blicke. Zu seiner Erleichterung nahm Horkels Geschichte dann einen anderen Verlauf, und das Mädchen endete als Sklavin in Miklagard im Harem eines Araberscheichs.
    Danach wurden Scherze erzählt, doch Magnus konnte sich nicht an der allgemeinen Festfreude beteiligen. Er beobachtete Zarabeth, die sich zu Lotti gesellt hatte, die alleine in einer Ecke kauerte. Die Frauen hatten die anderen Kinder zu Bett gebracht. Lotti hatten sie einfach nicht beachtet. Ärger rumorte in seinem Bauch, wobei er wußte, daß es keinen logischen Grund dafür gab.
    Zarabeth nahm das verschlafene Kind hoch, ohne zu wissen, wohin sie es betten sollte.
    Magnus erhob sich und steuerte möglichst beiläufig ihre Richtung an. »Zarabeth«, sagte er leise, »Lotti bleibt hier im Langhaus. Ich zeig dir, wo sie schlafen kann.«
    Er sah ihre Erleichterung, aber sie nickte nur. Magnus führte sie zum entfernten Ende des Raums, wo kleine Kammern zu beiden Seiten abgetrennt waren, die einen schmalen Gang in der Mitte freiließen. »Leg sie hier rein«, sagte er. In der Kammer stand eine breite Bettstatt, in der vier schlafende Kinder lagen. Er bückte sich, hob die Kinder, eines nach dem anderen, behutsam hoch und schob sie enger zusammen. Zarabeth legte Lotti auf den frei gewordenen Platz. Die Kleine lächelte verschlafen und schloß die Augen. Magnus breitete die große Wolldecke über die Kinder.
    »Danke«, sagte Zarabeth, ohne ihn anzusehen.
    »Du wärst wohl nicht begeistert, wenn sie in der Sklavenhütte schläft und du hier bleibst.«
    Sie hob den Kopf, ohne etwas zu sagen.
    »Ja, Zarabeth, du wirst heute nacht in meinem Bett schlafen und jede weitere Nacht, in der mir der Sinn nach dir steht.«

14
    »Du hast Cyra. Sie ist schön, und sie will dich haben. Was willst du denn von mir?«
    Magnus' Finger strichen behutsam durch ihr Haar. Dann lachte er in sich hinein. »Heute nacht wird gefeiert und meine Gäste bleiben bis morgen früh. Mein Bett überlasse ich meinen Eltern.« Er lachte wieder kopfschüttelnd.
    »Du wirst Lotti nicht fortschicken, nicht wahr?«
    Er hörte die Angst in ihrer Stimme und ärgerte sich darüber. »Geht es dir denn nie um dich selbst? Natürlich bleibt Lotti hier. Heute nacht schläfst du hier auf dem Fußboden.«
    Ingunn befahl Zarabeth, Schüsseln, Schalen und Bretter zu spülen und Eisentöpfe mit Sand zu schrubben. Zarabeth war froh um die Arbeit, da sie auf diese Weise für sich sein konnte und nicht von den Männern behelligt wurde. Als sie eine Frauenstimme ansprach, achtete sie zunächst nicht darauf. Die Frau wiederholte: »Du bist also Zarabeth?«
    Zarabeth hob den Kopf, und Magnus' Mutter Helgi stand vor ihr. Ihr Gesicht war gerötet von der Hitze und dem Wein, den sie getrunken hatte. Zarabeth forschte wachsam in ihrem Gesicht, konnte jedoch keine Bösartigkeit in ihren schönen, blauen Augen erkennen. Magnus hatte ihr erzählt, wie kräftig seine Mutter war, und mit welchem Schwung sie das Butterfaß rührte. Seine Stimme hatte einen liebevollen Klang, als er von Helgi gesprochen hatte. Sie war eine füllige Frau mit schweren Brüsten, das helle Haar von Silberfäden durchzogen. Sie hatte ein tiefes Grübchen am Kinn, das sie ihrem Sohn vererbt hatte.
    Zarabeth nickte.
    »Die Männer reden darüber, daß er dich vom Tod gerettet hat; du sollst deinen Gemahl ermordet haben.«
    »Er hat mich gerettet, das stimmt.«
    »Das andere stimmt nicht?«
    Zarabeth

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