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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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Palminteri in Die üblichen Verdächtigen. Er fand diese Parodie eines amerikanischen Cops überaus unterhaltsam. Selig sind die geistig Armen, dachte er, denn ihrer sind irdische Kommissariate und das Himmelreich.
    Er wollte gerade fragen, ob er mal aufs Klo gehen könne, als Fusco ihm zuvorkam.
    »Kannten Sie das Opfer, Signor Viviani?«, fragte er in weniger formellem Ton.
    Massimo nahm eine andere Haltung auf dem Stuhl ein.
    »Wahrscheinlich hab ich sie ein paarmal in der Bar gesehen, aber ihr Gesicht kam mir nicht bekannt vor. Ich weiß, dass sie Alina Costa heißt und in dem Haus neben dem Luna Rossa wohnte.«
    »Wissen Sie, wer sie vielleicht näher kannte?«
    »Keine Ahnung …«, antwortete Massimo. »Ich habe sie nur ein paarmal gesehen, weiß auch nicht, zu welcher Clique sie gehörte. Dr. Carli kennt die Mutter gut, deshalb muss er auch die Tochter gekannt haben. Also sollten Sie ihn mal fragen.«
    »Wie kommt es, dass der Dottore Signora Costa kennt?«
    »Als er an der Universität studierte, war sie die beste Freundin der Frau, die er später geheiratet hat. Schon vor der Heirat hat sie ihm ihren grauenhaften Freundeskreis zugemutet, und nach der Hochzeit erwartete sie natürlich erst recht, dass er in ihren Kreisen verkehrte. Dr. Carli zufolge ist Arianna Costa die einzige einigermaßen annehmbare Person im Freundeskreis seiner Frau.«
    »Wie das? Ich meine, wie kommt es, dass Signora Carli so …«
    Dem Kommissar fehlten die Worte, sodass Massimo ihm freundlicherweise zur Hilfe kam: »Wählerisch? Hochmütig? Nervensäge?«
    »Genau. Also, wie kommt das?«
    Massimo tat einen langen, beredten Atemzug. Endlich ein Thema, bei dem er sich wirklich kompetent fühlte. Seit dem Tag, an dem er die Bar an der Küste eröffnet hatte, war es in den Gesprächen am Tresen unzählige Male durchgekaut worden.
    »Es ist so: Als die beiden sich kennengelernt haben, war seine zukünftige Frau bereits stinkreich und er, auch wenn er nicht gerade am Hungertuch nagte, im Vergleich zu ihr ein armer Schlucker. Folglich hatten sie unterschiedliche Lebensweisen, Urlaubsgewohnheiten und Freunde. Während er sich jedoch nicht im Traum hätte einfallen lassen, sie zu seinen Freunden mitzuschleppen, um sich den UEFA-Cup anzuschauen, begann sie nach und nach, ihn in ihre Welt einzuführen. Sie schleifte ihn in den Rotary Club mit, zu den Segelregatten, nach Forte dei Marmi und so weiter. Aber wehe, wenn einer seiner Freunde bei ihr zu Hause anrief und ihn sprechen wollte, dann holte sie ihn nicht mal ans Telefon. Sie bewegt sich in der Welt der oberen Zehntausend, Sie wissen schon, was ich meine. Und die dulden keine Eindringlinge.«
    Fusco hatte sich mittlerweile umgedreht und stützte sich mit den Händen aufs Fenstersims.
    »Und er lässt sich das gefallen?«
    Massimo lehnte sich auf dem Stuhl zurück, schlug ein Bein übers andere und begann mit dem Fuß zu wippen.
    »So schlimm, wie es sich anhört, ist es nicht, kann es ja gar nicht sein. Wenn man ihm Glauben schenkt, könnte man meinen, er befände sich in einem Roman von Wodehouse voller Figuren, die von morgens bis abends dem Müßiggang frönen und das Hirn so wenig wie möglich gebrauchen, aus Angst, es könnte verschleißen, was so abwegig ja nicht ist, wenn man bedenkt, wie wenig sie davon haben. Insofern ist es verständlich, dass er sich mit Arianna Costa angefreundet hat, war sie doch der einzige Mensch im Umfeld seiner Frau, die ihren Verstand gebrauchte, ohne dass man ihr mit der Folter zu drohen brauchte. Ein Snob, gewiss, aber intelligent.«
    Fusco löste sich vom Fenstersims. Das Verhör neigte sich offensichtlich dem Ende zu.
    Zum Glück, dachte Massimo, sonst mach ich mir noch in die Hose. Er musste dringend pinkeln.
    »Also, ich fasse zusammen, Sie können mir nichts über das Opfer sagen.«
    Da es keine Frage war, sah sich Massimo nicht bemüßigt zu antworten. Wenn er jetzt nicht sofort hier herauskam, drohte seine Blase zu platzen. Also stand er auf und ging auf die Tür zu. Fusco kam ihm in einer Anwandlung von Höflichkeit zuvor und öffnete sie für ihn.
    »Bitte schön. Es wäre äußerst hilfreich, so viel wie möglich über das Opfer in Erfahrung zu bringen.«
    Massimo nickte im Hinausgehen und blieb auf der Schwelle stehen. Er tat so, als ließe er die Worte des Kommissars auf sich wirken, ehe er nochmals bedächtig nickte, doch gerade als er sich wieder in Bewegung setzte, wurde er erneut aufgehalten: »Häufig gelangt man über das Opfer zum

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