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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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ist nicht mehr lange bis Sonnenuntergang. Wir trennen uns am besten. Ich werde mit meiner Viererschaft nach etwas Eßbarem Ausschau halten. Ihr bleibt in der Nähe des Tempels.«
    Darain war eine tote Stadt geworden. Es gab nicht einmal mehr Ratten. Vermutlich verzehrten die Einheimischen die Tiere, mit denen sie die unterirdischen Unterschlupfe teilten. Die Häuser standen leer. Sie waren ausgeplündert bis auf die nackten Steinmauern. Das Holz der Türen und Fensterläden war in den Tagen der Besatzung durch die Barbaren längst in die Lagerfeuer gewandert. Auch viele der Dächer hatten das gleiche Schicksal erlitten, da es bequemer war, dieses trockene Holz zu verbrennen, als welches aus den Wäldern herbeizuschaffen. Sie hatten nicht vor, in der Stadt auf den Winter zu warten, für den sie die Dächer vielleicht gebraucht hätten.
    Die vier durchstreiften wachsam die Gassen um den Tempel, bis die Dunkelheit hereinbrach. Nichts regte sich. Sie stießen auf einige Leichen von Darainern, die nicht flink genug gewesen waren, als die Rebellion der Horde begann.
    Es wurde rasch dunkel in den Gassen, und Nottres Viererschaft wagte sich weiter hinab zur inneren Mauer, außerhalb der die Lagerfeuer der Lorvaner loderten. Die Jäger waren inzwischen zurückgekehrt, aber die Beute war so mager, daß sich die Mägen der meisten Krieger mit dem Geruch von bratendem Fleisch begnügen mußten. Um so mehr sprachen sie dem Opis zu, der ihre Mägen und ihre Köpfe mit Wärme füllte und ihre Zungen lockerte und ihre Aufmerksamkeit genug beeinträchtigte, daß die Chancen Nottres und seiner Begleiter, einen guten Happen zu schnappen, nicht schlecht gestanden hätten – wären Happen dagewesen. Keir hätte sich ohne Aufsehen unter die Krieger mischen können. Kaum einer kannte ihn, wenn er nicht gerade an die Lager der Quaren geriet. Auch Baragg. Lella kannten viele in der Horde, denn sie war Urgats Schwester und Nottres Gefährtin nicht nur im Kampf.
    Aber es gab nichts zu holen, deshalb kehrten sie um und machten sich auf den Rückweg zum Tempel. Die Tatsache, daß ein Großteil der Horde hungerte, erfüllte Baragg mit Entsetzen.
    »Wißt ihr, wie weit wir reiten müssen in diesem kahlgefressenen Land, bis wir mit einigem Glück unsere Mägen füllen können?«
    »Und wir haben nicht einmal Pferde«, bemerkte Keir.
    »Aber wir haben genug gehört«, sagte Nottr. »Sie brechen im Morgengrauen auf. Derselbe Hunger treibt sie fort. Dann ist auch der Weg für uns frei.«
    In der Nähe des Tempels sahen sie huschende Gestalten in der Dunkelheit und hörten halblaute Flüche in tainnianischem Dialekt. Aber sie waren entdeckt, bevor sie sich zurückziehen konnten.
    »Hier sind noch mehr!« rief eine der Gestalten.
    Im nächsten Augenblick waren sie umringt von stummen, keuchenden Darainern, die mit Stöcken und mit Steinen auf sie eindrangen.
    Die Lorvanische Viererschaft, die die lorvanischen Krieger instinktiv bei Gefahr bildeten, wobei jeder in einem Viereck nach außen focht und den Rücken geschützt wußte, bewährte sich auch in diesem nächtlichen Überfall. Obwohl Nottr mit bloßen Fäusten kämpfen mußte, bis er einem der Angreifer ein Stück Holz entreißen konnte, das einmal das Bein einer Bank gewesen sein mußte, und obwohl ein geschleuderter Stein Keir an der Schulter traf und fast zu Boden riß, erreichten sie das Tempeltor und wichen ins pechschwarze Innere zurück.
    Die Angreifer ließen von ihnen ab und blieben in der Gasse zurück.
    »Sie wagen sich nicht in den Tempel«, stieß Lella hervor. »Sind alle hier und heil?«
    Außer den bejahenden Stimmen der Viererschaft meldeten sich auch Thonensen und Calutt mit merklicher Erleichterung.
    »Sie kämen kurz vor euch. Wir wollten uns gerade draußen ein wenig umsehen«, berichtete Thonensen. »Herein wagten sie sich nicht, nur Steine warfen sie in die Dunkelheit.«
    »Ich weiß nicht, wie viele wir erschlagen haben«, sagte Baragg. »Sie waren wild wie Steppenteufel…«
    »Hunger und Grimm sind es, die sie so weit treiben. Es ist die erste Freiheit, die sie seit Jahren haben. Wen wundert es, daß sie Rache suchen?«
    »Wir sind wieder einmal eingeschlossen«, stellte Lella fest.
    »Und noch immer hungrig«, ergänzte Baragg.
    »Was tun wir?«
    »Warten, bis es Tag wird. In der Dunkelheit können wir nichts gegen sie ausrichten.« Nottr deutete zum Eingang. »Die Nacht ist auch zu hell, als daß wir ihnen ungesehen entkommen könnten.«
    Ein Regen von Steinen polterte

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