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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Preis.
    Nottres Gedanken waren bitter, als sie durch das Lager schritten. Er hatte als Führer versagt. Nicht der Wein, den er gewählt hatte, war falsch gewesen, auch nicht der Plan. Aber er hatte sein Volk nicht zu überzeugen vermocht. Er hatte die Lorvaner nicht mitzureißen vermocht in diesen Kampf gegen das Böse. Er war nicht mehr genug Wildländer, um sie wirklich überzeugen zu können, daß sie, die es als die Würze ihres Lebens ansahen, die Welt zu plündern, sie plötzlich retten sollten.
    Wäre er aber noch genug Wildländer, wäre die Horde wohl gar nicht erst so tief in das Caer-Gebiet gezogen.
    Sie taten recht, ihn zu verdammen und abzuschütteln, wenn sie überleben wollten.
    Im lorvanischen Denken bedeutete die Zukunft nichts. Das Jetzt war alles. Wie sollten sie erkennen, daß es gar keine Zukunft mehr gab?
    Er hatte versagt, ihnen begreiflich zu machen, daß sie diesem Kampf nicht ausweichen konnten, auch nicht, wenn sie nun in ihre Wildländer’ zurückkehrten.
    Nach einer Weile ließen sie die Feuer hinter sich. Urgat befahl seinen Quaren umzukehren. Seine Viererschaft und Arel führten Nottr und seine Gefährten zielsicher hinaus auf die nächtlichen Pferdeweiden, wo ebenfalls Quaren wachten. Sie hatten die Pferde bereitstehen.
    »Komm mit uns«, bat Lella.
    Urgat schüttelte verneinend den Kopf. »Einer muß die Horde zurückbringen.«
    »Das kann jeder, selbst Ottan«, widersprach Nottr. »Wir sollten dich nicht zurücklassen.«
    Urgat grinste. »Was wollt ihr tun? Uns zwingen? Dazu seid ihr nicht genug.«
    »Du bist einer von uns. Du bist ebensowenig ein Wildländer wie ich. Hast du das vergessen? Denkst du wirklich, Mon’Kavaer läßt dich in die Wildländer zurückkehren und sich dort begraben?«
    Urgats Grinsen verlor sich.
    »Und deine Viererschaft ist nicht besser dran. Oder haben die Geister sich verflüchtigt, die in Oannons Tempel von euch Besitz ergriffen haben?«
    Urgat und seine Männer starrten ihn nur stumm an.
    »Wie ich dachte«, sagte Nottr nickend. »In den Wildländern werdet ihr allein sein mit euren Geistern…«
    »Magh’Ullan im Wald der Riesen wird uns seine Hilfe nicht verwehren…«
    »Vielleicht. Aber er ist nun ein Kind… ein kleines Mädchen… und sein Geist mag…«
    »Dieses Mädchen ist die Tochter Mon’Kavaers, hast du das vergessen, Nottr? Er weiß, was geschehen ist, denn es ist alles in meinem Kopf. Ich könnte mir denken, daß er mehr Sehnsucht nach ihr und Magh’Ullan hat als danach, mit euch in einen verlorenen Kampf zu ziehen…«
    »Mit ihm an unserer Seite hätten wir eine Chance«, unterbrach ihn Nottr.
    »Seid gegrüßt, ihr lebenden Freunde«, sagte eine Stimme aus der Dunkelheit jenseits des flackernden Fackellichts. Dilvoog trat lächelnd ins Licht und stellte fest: »Diese Chance ist nicht verloren. Wir alle werden noch in dieser Stunde nordwärts aufbrechen.«
    Nottr und seine Gefährten begrüßten ihn freudig. Urgats Männer abwartend. Und Urgat sagte ein wenig spöttisch: »Hast du vergessen, daß ich weiß, daß du seit dem Kampf mit Duldamuur nur noch mit den Kräften der Lebenden zurechtkommen mußt? Und unter den Lebenden bin ich der stärkere von uns beiden!« Er tätschelte seine Axt.
    Dilvoog lächelte und sagte abwehrend: »Ich will keinen Kampf. Es nimmt alles seinen Lauf. Wir müssen uns alle fügen…«
    »Fügen?« wiederholte Urgat heftig. »Wem?«
    »Mir«, erklärte eine andere vertraute Stimme ruhig. Maer O’Braenn trat grinsend zu der Gruppe. »Meine Männer haben euch umstellt. Ich bin Dilvoog sehr dankbar für seinen Plan und seine Hilfe.« Auf seinen Wink erklang gedämpftes Hufgetrappel, und ein halbes Hundert Reiter kamen heran. Als er sah, daß Urgat nach einem Augenblick seine Axt sinken ließ und sich entspannte, wandte er sich Nottr zu. »Ich sehe keine Feindschaft in deiner Miene, Freund Nottr«, stellte er erleichtert fest.
    »Es hat sich alles so gefügt, wie es das beste ist«, erwiderte Nottr. »Ich habe ein Heer verloren, das für diesen Kampf nicht taugte. Dafür hast du eines, das besser gerüstet ist dafür. Es ist noch immer derselbe Kampf. Wir alle sind bereit zu kämpfen, wenn du uns führst.«
    Es kam kein Einwand, auch nicht von Urgat.
    »Mein Heer ist unterwegs«, erklärte O’Braenn. »Sein Weg muß geheim bleiben. Die fliegenden Späher, die heute über Darain aufgetaucht sind, müssen abgelenkt werden. Daher werden wir einen anderen Weg nehmen…«
    »Nach Elvinon?«
    O’Braenn nickte.

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