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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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über die ganze Welt ausbreiten werden. Wenn alle vollendet sind, wird der Herr der Finsternis über die Welt kommen, und alles Leben wird ihm Untertan sein.
    Aber er wußte nicht viel mehr, und er verstand noch weniger.
    Selbst Mythor hätte diese Rätsel nicht verstanden.
    Mythor!
    Alter Freund, wo bist du?
    Lebst du noch? Mögen Imrirr und Tasman geben, daß wir uns wiedersehen!
    Nottres wehmütige Gedanken brachen ab. Am nordwestlichen Horizont, knapp über dem Wald, bewegten sich ein halbes Dutzend dunkler Punkte.
    »So fliegen keine Vögel«, murmelte er.
    Thonensen wurde aufmerksam.
    »Das sind Späher«, sagte er schließlich. »Fliegende Augen, die die Priester benutzen.«
    »Ja, ich habe davon gehört. O’Braenn sprach davon. Und Dilvoog hat sie in der Schlacht am Broudan-See gesehen. Und Ottans Männer redeten von metallenen Vögeln…« Er ballte die Fäuste. »Sie wissen also jetzt, was in Darain geschehen ist. Wie lange wird es dauern, bis sie kampfbereit vor den Toren stehen?«
    »Es kommt darauf an, womit sie kommen. Zwei, drei Tage. Vielleicht auch vier. Und was die Späher nach Elvinon berichten, wissen bald auch die Priester der übrigen Städte. Was hier geschehen ist, wird sie in höchste Kampfbereitschaft versetzen. Es sind ein Hohepriester getötet und ein Dämon vernichtet worden. Ein empfindlicher Schlag, der nicht ungesühnt bleiben darf.«
    »Sie werden sich um die Horde kümmern. Das wird sie von uns ablenken«, sagte Nottr nachdenklich. »Wenn ich hier freikomme, werde ich nach Elvinon gehen…«
    »Und mit bloßen Händen gegen einen Dämon kämpfen?« meinte der Magier.
    Nottr gab keine Antwort. Er starrte hinaus auf die sechs fliegenden Späher, die die Stadt erreicht hatten und über den Dächern schwebten. Die Eingeschlossenen zogen sich ein wenig von den Turmfenstern zurück, als die adlergroßen und adlerähnlichen magischen Augen Richtung auf den Tempel nahmen.
    »Sie fliegen mit der Kraft der Finsternis, stimmt das?« fragte Nottr.
    Thonensen zuckte die Schultern. »Ich habe noch keinen aus der Nähe gesehen, aber es ist anzunehmen…«
    »Kannst du nicht ein wenig von dieser Kraft für uns benutzen?«
    »Du verlangst viel von einem einfachen Magier…«
    »… der behauptet, der größte Ugaliens zu sein.« Nottr grinste.
    »Ich weiß nicht, ob ich es kann.« Er schüttelte den Kopf. »Vassander hat mir die Kraft gegeben, damit ich sie in seinem Sinn benutzen konnte. Aber sie einfach stehlen…«
    Er beugte sich weit aus dem Fenster, um die Aufmerksamkeit der Späher auf sich zu lenken. Er sah die Barbaren unten an der Stadtmauer aufgeregt durcheinanderlaufen.
    Dann kam ein Pfeilhagel hoch. Die Lorvaner waren gute Bogenschützen. Eines der fliegenden Augen wurde mehrfach getroffen. Aber die metallenen Spitzen der Pfeile prallten ab, und das magische Ding flog unbeirrt weiter.
    »Offenbar können sie nur beobachten, nicht kämpfen«, stellte Nottr fest.
    Zwei schwebten zum Tempel und verhielten eine Weile über dem Dach.
    »Sehen sie durch Mauern?« flüsterte Lella atemlos.
    Keiner gab ihr Antwort.
    Sie alle Starrten fasziniert und von einem unbestimmten Grauen erfüllt auf die metallisch schimmernden Geschöpfe. Aus solcher Nähe betrachtet, glichen sie nicht mehr großen Raubvögeln, sondern riesenhaften Insekten. Auch ein leises Surren ging von ihnen aus, dem Summen von Fliegen nicht unähnlich.
    Thonensen versuchte sich zu sammeln und seinen Geist auszusenden. Er war geschult im Aufspüren von Kräften – denn alles Wissen um die Magie war nutzlos ohne eine Kraft.
    Er fand keine. Doch die Späher spürten seinen suchenden Verstand. Sie eilten mit drohendem Surren herbei und schwebten vor den Fensteröffnungen. Mit großen, starren Augen musterten sie die Menschen, deren Blicke nicht ohne Furcht auf sie gerichtet waren. Sie glichen in der Tat Fliegen, aber sie waren von der Größe eines Wolfes. Und sie schienen großes Interesse an Thonensen zu haben.
    Als eines der Ungeheuer ins Innere glitt, hob Lella die Axt und brachte sie mit aller Kraft herab auf den schwarzen, schimmernden Leib. Es war, als ob Metall auf Metall klirrte. Funken sprühten. Eines der Panzerglieder um die Leibesmitte brach.
    Der Späher schwankte. Schwärze quoll zwischen den übrigen Ringen hervor – ein schwarzer Nebel, wie ihn alle im Raum bereits einmal gesehen hatten: auf Vassanders Insel.
    Sie wichen zurück. Das Ungeheuer fiel zu Boden und wand sich in der hervorquellenden Schwärze.
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