Im Schatten der Wandlung (German Edition)
hatten nicht diese graziöse Ausstrahlung wie die anderen.
„Was ist das hier für eine Bar?“, fragte ich Darryl.
„Eine der ganz besonderen Art. Lehn dich zurück, entspann dich und genieß einfach den Abend.“
Mit diesen Worten kam er näher zu mir und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Lass uns ein bisschen Spaß haben, Sam.“
Ich bestehe immer darauf, dass man mich Sam nennt, aber bei ihm hasste ich es. Bei diesen Worten wurde mir ganz anders. Er bewegte seinen Kopf in meine Richtung und ehe ich mich versah, lagen seine Lippen feucht und glitschig auf meinen. Ich wollte ihn nicht küssen, also sagte ich grob: „Darryl, lass das!“
Er sah mich nur verachtungsvoll an und grinste mir dann frech ins Gesicht. „So läuft das nicht, Süße! Du hast zu dem Date eingewilligt, und so was passiert nun mal bei einem Date, also zier dich jetzt nicht so!“
Bei seinen Worten spürte ich Übelkeit in mir aufsteigen, mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Konnte ich ihn wirklich so falsch eingeschätzt haben? Da fiel mir ein, wie meine Mom mich immer naiv genannt hatte. Ich würde immer nur das Gute in den Menschen sehen. Und wie sich rausstellte, hatte sie wohl wieder mal recht.
Ruckartig sprang ich auf. „Ich werde jetzt gehen. Bemüh dich nicht, ich finde alleine raus.“ In der Hoffnung, er würde mich gehen lassen.
Doch gerade als ich loslaufen wollte, packte er mich am Handgelenk.
„Ich glaube, du hast mich nicht richtig verstanden. Ich bin hierhergekommen, um mich mit dir zu amüsieren. Und genau das werde ich jetzt auch tun!“ Sein Ton hatte eine unterschwellige Drohung angenommen. Ein hämisches Grinsen umspielte seine Lippen. Eilig sah ich mich nach einem Fluchtweg um, doch es war aussichtslos. Hatte ich wenigstens irgendetwas in meiner Tasche, das ihn mir vom Leib halten würde? Doch zu spät. Erneut legten sich seine gierigen Lippen auf meine. Ich versuchte ihn von mir weg zu schieben, doch er verstärkte seinen Griff um mich nur noch mehr. Oh Gott, bitte hilf mir! Ich kniff meine Augen so fest wie möglich zusammen und versuchte gegen den Drang, mich übergeben zu müssen, anzukämpfen. Im nächsten Augenblick ließ er völlig unerwartet von mir ab. Verwundert öffnete ich die Augen. Was ich dann zu sehen bekam, verschlug mir die Sprache. Jemand hatte Darryl von mir weggezogen und gegen die nächste Wand geschleudert. Und dieser jemand war kein Geringerer als dieser McGeevey, mit den beeindruckenden, rabenschwarzen Augen.
Für einen Moment sah es so aus, als würden die beiden aufeinander losgehen. McGeevey sagte etwas zu Darryl, woraufhin dieser stürmisch die Bar verließ, aber nicht ohne noch etwas los zu werden:
„Das hättest du besser nicht tun sollen, Eric!“
Dieser sah ihm mit seinen böse funkelnden Augen nur hinterher.
Er heißt also Eric.
Vor Erleichterung, dass die ganze Situation doch noch gut ausgegangen war, schloss ich für einen winzigen Moment meine Augen und atmete tief und beruhigt durch. Als ich sie wieder öffnete um meinem Retter zu danken, fehlte von ihm jede Spur. Wohin war er so schnell verschwunden? Und vor allem, wie war er so schnell verschwunden? Als ich mich verwirrt umsah, murmelte ich:
„Ich hab mich doch noch gar nicht bei dir bedankt.“
Währenddessen lehnte Eric ganz lässig und mit einem Grinsen auf den Lippen an der Eingangstür und flüsterte:
„Die Gelegenheit dazu kommt mit Sicherheit schneller als du denkst.“
Mit einem vielsagenden Blick verließ er die Bar und ging in die dunkle Nacht hinaus.
Wiedersehen mit Eric
„Hast du Darryl seither mal wieder gesehen?“, fragte mich Caitlin.
„Es war ja erst jetzt am Wochenende. Seitdem geht er mir aus dem Weg, aber das ist mir ehrlich gesagt sogar ganz recht.“
Caitlin und ich saßen auf einer Holzbank mitten auf dem Campus und genossen die späte Herbstsonne, die durch die große Eiche hindurchblinzelte. Ich spürte die Sonnenstrahlen wohltuend auf meiner Haut. Sie waren nicht mehr so stark wie im Sommer, verschafften aber ein angenehmes Gefühl der Entspannung. Ich schloss die Augen und nahm das Gefühl der vollkommenen Zufriedenheit dankbar in mir auf. Natürlich musste ich wieder an Eric denken. Ich hatte die ganze Woche immerzu an ihn gedacht. Was hat er bloß an sich, dass ich ihn nicht mehr aus meinen Gedanken bekomme?
„Hallo, jemand Zuhause?“, hörte ich eine ferne Stimme fragen. Doch ich wollte dieses Gefühl der Zufriedenheit und das Bild
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