Im Schatten der Wandlung (German Edition)
von Eric und seinen vor Wut aufblitzenden Augen einfach noch nicht loslassen.
„Sam!“
Doch da war es auch schon verschwunden. „Was ist?“
Unsicher sah sie mich an. „Wir müssen wieder rein. McLeod schließt Zu–Spät-Kommer vom Unterricht aus, das weißt du doch. Außerdem solltest du dir mal um andere Dinge Gedanken machen als um diesen McGeevey.“
Sie betonte seinen Namen, als sei er etwas Abstoßendes. Verständnislos sah ich sie an. „Warum?“
„Warum? Oh Sam! Okay, weißt du was? Lass uns am Samstag ausgehen. Ich bin sicher, dass es hier genug nette Jungs gibt, die dich von Eric ablenken können. Einverstanden?“
Ich nickte. Mit dem Ausgehen ja. Was das Ablenken betraf, war ich mir jedoch nicht so sicher wie sie.
Nachdem die Stunde bei McLeod endlich vorüber war, ging ich zu meiner Chemie-Arbeitsgruppe. Ich mag es, mit Chemikalien herum zu hantieren und freue mich jedes Mal über eine neue chemische Reaktion. Vielleicht mach ich ja eines Tages mal eine neue Entdeckung. Deshalb experimentieren wir jeden Donnerstagnachmittag nach der Vorlesung in unserer kleinen Gruppe. Das brachte mich wirklich auf andere Gedanken.
An diesem Nachmittag flog die Zeit förmlich an uns vorbei. Als wir merkten, dass es draußen bereits dunkel wurde, packten wir zusammen und gingen nach Hause.
Dort erwartete mich ein riesiges Päckchen, natürlich von Mom. Mit einem Lächeln im Gesicht machte ich mich daran es auszupacken. Und zu meiner großen Überraschung waren es keine Sylvia Bennett typischen Sachen, sondern durchaus nützliche Dinge, die ich gut gebrauchen konnte und über die ich mich freute.
Da wären einmal fünf Packungen original amerikanische Bagels, die ich hier ernsthaft vermisste; eine neue, ausgesprochen schicke Winterjacke; ein Schal; Handschuhe; Muffins und ein Foto, das meine Mom und mich im letzten Sommerurlaub in Florida zeigt. Auf der Rückseite des Fotos stand folgender Text: „Meine Augen und Ohren sind überall. Denk nicht, dass ich nicht alles mitkriege was du tust Sam. Hab dich sehr lieb, Mom.“
Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie sich bestimmt selbst in die Kiste gepackt und nach Schottland geschickt. Glücklicherweise wurde Teleportation erst noch erforscht.
„Sam! Telefon.“
Ich ging nach unten um den Hörer entgegen zu nehmen.
„Wer ist es denn?“
„Irgend ein Junge, der dich sprechen will.“
Eric, schoss es mir sofort durch den Kopf. Aber das war unmöglich, er wusste ja nicht mal wer ich bin.
„Hallo?“
„Hallo Sam.“
Darryl! Wieder zog sich mein Magen zusammen und sämtliche Muskeln spannten sich an.
„Was willst du?“ Zu meiner Verwunderung klang meine Stimme fester als ich befürchtet hatte.
Mit herablassender Stimme sprach er weiter: „Jemanden wie mich verarscht man nicht einfach so, hörst du! Sei froh, dass es so harmlos geendet hat. Hier gibt es Leute, mit denen legt man sich besser nicht an.“
Die Übelkeit die in mir aufkam, als er anfing zu sprechen, verging. An ihre Stelle trat Zorn. „Drohst du mir etwa?“
„Nein. Ich versuche dir klar zu machen, dass du Glück hattest. Diesmal. Wir hätten viel Spaß zusammen haben können. Aber leb ruhig dein erbärmliches Leben weiter wie bisher. Und wenn dir doch mal nach Abwechslung und Spaß zumute ist, dann lass es mich wissen.“
Und mit einem höhnischen Lachen legte er auf.
Ich blieb eine ganze Weile mit dem Hörer in der Hand im Flur stehen, unfähig mich zu bewegen. Was wollte Darryl bloß? Bestimmt ist es sein gekränktes Ego. Das ist ja so typisch für Jungs in seinem Alter. Aber das Spiel spielt er nicht mit mir! Seine Einschüchterungstaktik beeindruckte mich nicht im Geringsten. Er war einfach nur bemitleidenswert. Wenn ich ihn am nächsten Tag am College sehen sollte, dann würde ich ihm schon zeigen, dass sein Anruf die gewünschte Wirkung verfehlt hatte.
Doch am nächsten Tag gab es keine Spur von Darryl.
„Du weiß schon, dass Eric hier nicht studiert oder, Sam?“, fragte mich Caitlin.
„Klar weiß ich das. Wieso fragst du?“
„Na weil du die ganze Zeit nach irgendwas oder vielleicht eher nach irgendwem Ausschau hältst.“
Mist! Sie hatte mich erwischt. „Wenn ich zufällig Mrs. Finch sehe, dann müsste ich sie was zu unserer Hausarbeit fragen“, log ich. Ich wollte Caitlin nicht anlügen. Aber ich wollte ihr auch nichts von dem Anruf von Darryl erzählen, obwohl wir sonst über alles reden konnten. Doch irgendetwas hielt mich davon ab. Obwohl
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