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Im Schatten des Elefanten

Im Schatten des Elefanten

Titel: Im Schatten des Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elio Vittorini
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gleichen eher den Affen als den Elefanten, sie rennen und rennen, tragen Eimer mit dem Mörtel für die Pyramiden auf und ab, und ich bestreite nicht, daß auch sie ihre Mühe haben. Doch an dem Entgelt, das ich erwähnte, haben sie anscheinend keinen Anteil. Es sind ihrer viele, genau die Hälfe von uns und vielleicht auch in uns eine Hälfe, und ich behaupte nicht, daß sie weniger tun als wir, frage mich nur, was ihr Entgelt sein mag, wenn sie an dem einzigen, welches kundgeworden ist, anscheinend keinen Anteil haben.
    Seht euch den Mann meiner Mutter an, wie er dabei ausgeschaltet ist.
    Was ist schon seine Hand im Vergleich zu der Hand meines Großvaters? Er soll nicht zum Lachen reizen. Der ganze Kerl ist nichts im Vergleich zu einem Nagel meines Großvaters, und was er auch tun mag, reizt nur zum Lachen, ist alles nichts; er trägt Eimer hin und her, und es ist nichts; er besteigt jeden Abend die Frau, und es ist nichts; ein jeder sagt, daß es bei ihm in allem nichts ist.
    Wo also ist sein Entgelt? Er selber nimmt es sich nie. Er wird empfindlich, macht einen Motzkopf, und doch ist er wieder der erste, der über sich und über alles lacht, was er auch tun mag. »Nichts ist’s«, sagt er. Er gesteht es sich selber ein. Und sein Entgelt?
    Was er macht, so möchte ich sagen, er tut es nicht, wie wenn er ein Elefant wäre. Von seiner Wange rinnt kein Schweiß auf den Block. Man heißt ihn »blondes Mannsbild«, und er nimmt es hin; und dennoch: auch er packt zu, es läßt sich nicht leugnen.
    So klein wie er ist, packt er zu, ohne daß es der andere merkt. Den Schweiß des anderen hat er auf sich, und der Ehrbegriff des anderen gibt ihm einen Rhythmus, der für sein eigenes Zupacken unerläßlich ist. An dem andern bemerkt er, was das »Entgelt« ist … Ob das sein Entgelt ist? Am anderen zu gewahren, was das »Entgelt« ist?
    Der Mann meiner Mutter bückt sich, hockt sich vor den Großvater hin und betrachtet ihn lange, wie groß er ist, was für große Hände er hat, was für große Handgelenke er hat, was für einer es wohl ist, der dies und jenes vollbracht hat, und er studiert an ihm, was meine Mutter über ihn aussagt, studiert das »Entgelt« an ihm. Ist das Studium des »Entgeltes« sein Entgelt?
    Er ist diese Hälfe von uns, die betrachtet und studiert, und gleichfalls jene Hälfe in uns, die betrachtet und studiert, und etwas von dem, was er schaut, schauen nunmehr auch wir. Etwas hat er uns gelehrt, mit seinem Kopfratzen, hinterher auf das Erschauen. Ob es sein Entgelt ist, uns dahin zu bringen, daß wir schauen, was er schaut?

    8

    Zweihundert Meter von unserem Hause, in Richtung der Stadt, wird zur Zeit ein größeres Stück Straße ausgebessert. Sie sind am Asphaltieren. Haben eine Straßenwalze und fahren damit abends, um sie wegzubringen, und morgens, um sie zu holen, über die Ebene zwischen dem Park und uns. Der Schlepper mit der Walze dahinter und zwei rußgeschwärzte Arbeiter zerquetschen das Gras, und wenn sie vorbei sind, kommt zu uns ein Wohlgeruch herein – so stark, als sei er dem ganzen Wäldchen entpreßt.
    Einer der Arbeiter – nicht der auf dem Führersitz, der andere, welcher steht, – winkt uns und lacht uns zu mit den weißen Zähnen eines Mannes, der ein schwarzes Gesicht hat.
    Wem von uns?
    Vielleicht gar uns allen. Unserer sperrweitgeöffneten Tür, den vielen Frauen bei uns daheim, der massigen Gestalt des Alten, der einen Schritt weiter diesseits der Schwelle sitzt. Ich habe bei ihnen Arbeit gesucht und weiß, wie sie sind. Ihren Felsblock haben sie gewälzt. Von da an grüßen sie. Und gleich darauf stellt sich jener gewaltige Duf zermahlenen Grases bei uns ein.
    Als wir, meine Mutter und ich, wieder einmal zusammen auf dem Heimweg sind, finden wir diesen Duf noch frisch auf der Ebene. »Wie kommt’s, daß sie um elf Uhr vormittags Schluß gemacht haben?« sagt meine Mutter.
    Wir treten ins Haus – und haben die Antwort. Der Mann selber gibt sie uns, der vom Schlepper der Walze uns täglich gegrüßt hat. »Wir sind fertig, Signora«, sagt er.
    Jetzt, da er vor uns steht, sieht er nicht jung aus; die Rußschwärze im Gesicht läßt ihn jetzt, da er vor uns steht, nicht mehr so jung erscheinen, wie er uns vorkam; sie verleiht ihm ein so heiteres, ergötzliches Aussehen, kann aber nicht die Altersrunzeln seines zarten Gesichtes verbergen. Und wie klein er ist! Er ist kleiner als unser »blondes Mannsbild«.
    »Geht Ihr woandershin arbeiten?« fragt ihn meine

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