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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ebenfalls um und sah Fürstin Aquitania über den Garten hinweg in die kühlen grauen Augen.
    Die Wehrhöferin schauderte und wandte sich ab.

22
    Binnen einer halben Stunde hatte Serai die Wehrhöferin mehr als einem Dutzend Adliger und ehrenwertester Cives der Hauptstadt vorgestellt. Sie hatte alle bezaubert und allen geschmeichelt und es sogar noch geschafft, die jeweilige Unterhaltung angenehm kurz zu halten. Die Kurtisane, das wusste Isana nun, war eine Meisterin in der Kunst des geistreichen Witzes und der Konversation. Ein freundlicher alter Senator hatte versucht, das Gespräch ins Endlose zu dehnen, aber Serai hatte einen Scherz gemacht, auf den hin er mitten in einem Schluck Wein in schallendes Gelächter ausgebrochen war, was sofortige Maßnahmen zur Rettung seiner Tunika erforderlich machte. Ein junger attischer Fürst hatte in wunderschönen, höflichen - und weitschweifigen - Sätzen, die gar nicht zu seinen Raubtieraugen passten, mit Serai gesprochen, aber die Kursorin hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und ihm etwas ins Ohr geflüstert, woraufhin er schelmisch zu grinsen begann und »bis später« sagte.
    Ein halbes Dutzend Mal entwischte Serai auf diese Weise mit Treffsicherheit, Gelassenheit, Witz und unglaublicher Schlagfertigkeit ähnlichen Situationen. Isana war sich sicher, sie hatte mit Hilfe der Kurtisane so schnell wie nie jemand vor ihr einen guten Eindruck vor der versammelten Elite der aleranischen Gesellschaft erweckt. Dabei hatte sie in der Hauptsache nur gelächelt, einige höfliche Bemerkungen gemacht, sich bemüht, keinen der Adligen auf dem Fest anzurempeln und nicht über den Saum ihres Seidenkleides zu stolpern.
    Serai bat einen Diener, ihrem Wagenlenker mitzuteilen, er möge sie vor dem Haus abholen. Sie und Isana wollten den Garten gerade verlassen, als ihnen ein Mann in granitgrauer und mit
grünen Halbedelsteinen besetzter Tunika in den Weg trat und sie freundlich anlächelte. Er war nicht so groß wie Isana und auch nicht gerade athletisch gebaut. Sein fliehendes Kinn hatte er unter einem gepflegten Spitzbart versteckt, an jedem Finger prangten Ringe, und auf dem Kopf trug er einen Stahlreif. »Meine Damen«, sagte er und verneigte sich leicht. »Ich muss mich entschuldigen, wenn ich meine Pflichten als Gastgeber vernachlässigt habe. Auf der Gästeliste sind mir eure Namen entgangen, sonst hätte ich mir Zeit für eine Unterhaltung mit euch genommen.«
    »Hoheit«, murmelte Serai und vollführte einen tiefen Knicks. »Wie schön, dich wieder einmal zu sehen.«
    »Und erst dich, Serai. Schön wie immer.« Der Mann hatte schmale, misstrauische Augen - vermutlich aus Gewohnheit und nicht unbedingt, weil es gerade einen bestimmten Anlass für Verdächtigungen gab. »Es überrascht mich doch, dass meine werte Gemahlin dich eingeladen hat, muss ich gestehen.«
    Serai lächelte ihn gewinnend an. »Auch solch wunderbare Zufälle muss es geben. Hoher Fürst Kalare, darf ich dir Wehrhöferin Isana aus dem Calderon-Tal vorstellen?«
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte Kalare nun Isana. Bei ihm war kein einziges Gefühl wahrzunehmen. »Ach. Na, das ist gewiss eine angenehme Überraschung.« Er lächelte. Und das Lächeln wurde von nicht mehr Gefühl begleitet als der Blick. »Ich habe schon so viel von dir gehört.«
    »Und ich von dir, Hoheit«, sagte Isana.
    »Ach, wirklich. Nur Gutes, hoffe ich.«
    »Vieles«, meinte Isana.
    Kalares falsches Lächeln verschwand.
    »Mein Fürst«, sagte Serai und brach das Schweigen, ehe die Situation noch unangenehmer werden konnte, »ich fürchte, seit meiner letzten Reise ist meine Gesundheit ein wenig angegriffen. Wir wollten gerade aufbrechen, bevor ich im Stehen einschlafe und mich zum Narren mache.«
    »Ja, zum Narren«, murmelte Kalare. Er starrte Serai einen
Augenblick an und sagte dann: »Ich habe darüber nachgedacht, dich deinem gegenwärtigen Herrn abzukaufen, Serai.«
    Sie lächelte, und es gelang ihr, es schlicht und müde wirken zu lassen. »Du schmeichelst mir, Herr.«
    Kalares Stimme klang ausdruckslos. »Das war nicht als Schmeichelei gedacht, Sklavin.«
    Serai senkte den Blick und knickste erneut. »Gewiss nicht, Hoheit. Bitte vergebt mir meine Anmaßung. Aber ich fürchte, mein Herr hat sich noch keinen Preis für mich überlegt.«
    »Es gibt immer einen Preis, Sklavin. Immer.« Sein Mundwinkel zuckte. »Ich lasse mich nicht gern zum Narren halten. Und meine Feinde vergesse ich nicht.«
    »Herr?«, fragte Serai. Sie klang

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