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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Wehrhöferin.«
    Isana neigte den Kopf und murmelte: »Danke.«
    »Gern geschehen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    Isana sah auf: Serai sprach mit einem hohlwangigen Mann in Gold und Schwarz, den Farben des Hauses Rhodos. Die Kurtisane lachte über etwas, was der Hohe Fürst sagte, und blickte hinüber zu Isana.
    Serai gefror das Lächeln auf den Lippen.
    Sie wandte sich sofort wieder Rhodos zu und sagte etwas, dann drehte sie sich um und kam durch den Garten zu Isana und der Frau im roten Kleid.
    »Wehrhöferin«, sagte sie lächelnd. Sie knickste tief vor der Frau in Rot. »Fürstin Aquitania.«
    Isanas Blick fuhr von Serai zu der anderen Frau, und die aufgestaute Wut, die sie gerade erst beinahe überwältigt hätte, drohte erneut auszubrechen. »Du.« Sie verschluckte sich an dem Satz, musste Luft holen und neu ansetzen. »Du bist Fürstin Aquitania?«
    Die Fürstin bedachte Serai mit einem kühlen Blick und erwiderte trocken: »Ach, hatte ich mich gar nicht vorgestellt? Wie unbedacht von mir.« Sie nickte Isana zu. »Ich bin Invidia, Gemahlin von Aquitanius Attis, dem Hohen Fürsten von Aquitania. Und ich würde mich sehr gerne mit dir über die Zukunft unterhalten, Wehrhöferin.«
    Isana erhob sich und reckte das Kinn in die Höhe, während sie Fürstin Aquitania anstarrte. »In einer solchen Unterhaltung würde ich keinen Sinn sehen, Hoheit«, sagte sie.
    »Darf ich fragen, warum nicht?«

    Isana spürte, wie Serai neben sie trat. Die Kurtisane packte sie am Handgelenk und mahnte sie so zur Zurückhaltung. »Weil wir beide in keiner Zukunft, die ich mir vorstellen könnte, etwas miteinander zu tun haben werden.«
    Fürstin Aquitania lächelte kühl und beherrscht. »Die Zukunft ist eine Straße voller Kehren und Windungen. Man kann nicht alle Richtungen voraussagen, die sie nimmt.«
    »Vielleicht nicht«, entgegnete Isana. »Aber es ist durchaus möglich, sich die eigenen Reisegefährten auszusuchen. Und Verr…«
    Serais Fingernägel gruben sich tief in Isanas Arm, und die Wehrhöferin konnte sich das Wort »Verräter« gerade noch verkneifen. Sie holte tief Luft und fasste sich wieder, ehe sie hinzufügte: »Und verreisen mochte ich nun einmal nicht mit einer Gefährtin, die zu mögen ich wenig Grund habe - und noch weniger, ihr zu vertrauen.«
    Fürstin Aquitania blickte ruhig von Isana zu Serai und wieder zurück. »Ja. Dein Geschmack bei der Auswahl von Gefährten unterscheidet sich deutlich von meinem. Vergiss nur eins nicht, Wehrhöferin: Die Straße birgt auch Gefahren, und es gibt offene und verborgene Bedrohungen. Daher ist es weise, mit jemandem zusammen zu sein, der dich davor beschützen kann.«
    »Und noch weiser ist es, Gefährten zu wählen, die sich nicht plötzlich gegen dich wenden, sobald sie sich einen Vorteil davon versprechen«, gab Isana zurück. Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich habe den Dolch deines Gemahls gesehen, Hoheit. Ich habe Männer und Frauen und Kinder wegen dieses Dolchs sterben sehen. Freiwillig werde ich die Reise niemals an der Seite einer Frau wie dir antreten.«
    Fürstin Aquitania kniff die Augen zusammen. Dann nickte sie knapp und wandte den Blick Serai zu. »Wenn ich recht verstanden habe, Serai, dienst du der Wehrhöferin in der Hauptstadt als Führerin?«
    »Seine Majestät hat meinen Herrn darum gebeten, und der hat mich ausgeliehen«, antwortete Serai lächelnd. »Und wenn ich erfahren
will, wie die Mode in diesem Frühjahr aussieht, nun, dann muss ich es wohl über mich ergehen lassen.«
    Auch die Fürstin lächelte wieder. »Nun, es ist zwar noch nicht wie beim Mittsommerball in Aquitania, doch es muss wohl genügen.«
    »Nichts kann dem Vergleich mit dem Mittsommer in Aquitania standhalten«, stimmte Serai zu. »Und dein Kleid ist atemberaubend.«
    Die Fürstin schien ernsthaft erfreut zu sein. »Dieses alte Ding?«, fragte sie arglos und winkte ab. Die scharlachrote Seide wechselte mehrmals die Farbe und nahm schließlich ein Gelbbraun an wie Serais Kleid, nur ein wenig mehr von Karmesin durchdrungen.
    Serai stand der Mund offen. »Oh, meine Güte. Ist das schwierig?«
    »Nicht schwieriger, als einen Wasserhahn oder einen Ofen zu bedienen«, erklärte die Fürstin. »Es ist eine Seide, die mein Meisterweber inzwischen schon seit Jahren herstellt.« Mit einer weiteren Geste nahm der Stoff wieder seine ursprüngliche Farbe an, nur an den Enden der Ärmel und zum Saum hin ging das Scharlachrot in sanften Abstufungen in Schwarz über.

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