Im Schatten des Fürsten
Rechten zog er das Schwert, richtete es gen Himmel und brüllte: » Legionares ! Im Schnellschritt marsch!«
Damit begann er zu laufen, und alle Legionares folgten ihm. Die Stiefel stampften im Takt auf den Boden. Amara lief ebenfalls los, musste sich jedoch anstrengen, um mitzuhalten. Nachdem die Legionares die Höhle verlassen hatten, hob Bernard erneut die Hand und riss sie wieder nach unten.
Amara und die Ritter Flora scherten zur Linken der Kolonne aus und stiegen einen niedrigen Hügel hinauf, von dem aus sie über die Köpfe der Legionares hinweg auf den Gegner schießen konnten.
Als sie sich getrennt hatten, hob Bernard die Hand nochmals. » Legionares ! Zum Angriff!«
Jeder Aleraner brüllte aus voller Kehle: »Calderon für Alera!« Die Legionares rauschten nun wie eine Welle aus Stahl voran, ihre Stiefel donnerten über die regengetränkte Erde, und sie folgten dem Grafen von Calderon in die Schlacht. Jetzt verließ Wanderer die Höhle, der Schlachtruf des Garganten gesellte sich zu dem der Legionares , und das Riesentier rannte los. Doroga saß auf seinem Rücken und schwang heulend die lange Keule über dem Kopf.
Ein unheimliches Jaulen erhob sich aus dem Wäldchen, und die Besessenen traten plötzlich heraus, schweigend und im Gleichschritt. Sie bildeten einen Halbkreis. Die vordere Reihe hielt Schilde, die dahinter Speere, um den Angriff abzuwehren. Aus der Schildmauer der Besessenen ragten die grob gefertigten Waffen heraus.
Amara rief Cirrus, während sie lief, und bemühte sich, mit so
wenig Kraftaufwand wie möglich die Luft zu verdichten, damit sie den Feind genauer betrachten konnte. In diesem Kampf hatte sie nur eine einzige Aufgabe - die Vord-Königin auszumachen und sie Bernard zu zeigen.
Neben ihr hoben die Ritter Flora die Bogen. Pfeile schossen durch den Regen und trafen mit unerbittlicher Genauigkeit Augen und Kehlen, und während der folgenden zehn Sekunden ging ein halbes Dutzend der besessenen Speerträger zu Boden, obwohl sie von den Legionsschilden geschützt wurden. Andere Besessene hoben die Speere auf und traten an die Stelle der Gefallenen, doch den Legionares genügte diese kleine Lücke, um mit ihrem Angriff ans Ziel zu gelangen.
Schilde krachten mit ohrenbetäubendem Scheppern aufeinander, und die Legionares hackten mit den schweren Schwertern auf die einfachen Speere ein, wodurch sie die Bresche verbreiterten und die Aufstellung der Besessenen empfindlich störten.
»Nach links«, rief Bernard. »Nach links, nach links!«
Die Legionares bewegten sich wie ein Mann zur Seite und drängten ungefähr zwanzig Fuß nach links.
Einen Augenblick später donnerten Doroga und Wanderer in die Lücke, die sich im Wald aus Speeren gebildet hatte.
Amara schaute dem Angriff des Garganten gebannt zu. Nie zuvor hatte sie ein derartig lautes und unermesslich starkes Wesen gesehen. Wanderer zermalmte unter seiner Brust mehrere Besessene. Der große Kopf schwang nach rechts und links, und er schleuderte Gegner durch die Luft wie ein wütendes Kind sein Spielzeug. Doroga beugte sich weit in der Sattelmatte vor und schlug mit der Keule auf die Schädel der Gegner ein. Der Gargant pflügte durch die Reihen, ohne langsamer zu werden, und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Dann blieb er stehen, drehte sich um und attackierte erneut von hinten.
Die Legionares brüllten und griffen wild entschlossen an. Sie nahmen die Besessenen zwischen sich und dem erzürnten Garganten in die Zange.
Amara biss sich auf die Unterlippe und ließ den Blick schweifen. Sie musste die Königin entdecken, um Bernard und seinen Männern zu helfen. Dennoch konnte sie sich kaum vom Kampfgeschehen abwenden, das sie auf der Suche nach der Vord-Königin mit solch entsetzlicher Klarheit verfolgte.
Nachdem die Besessenen den ersten Schock über den Angriff des Garganten verwunden hatten, bereiteten sie sich zum Gegenschlag vor. Innerhalb einer Minute hatten sich mehrere Mann mit Speeren rechts und links um Wanderer versammelt und stießen mit den Waffen nach dem Tier. Doroga versuchte, die Stiche so gut wie möglich abzuwehren. Die anderen Besessenen warfen sich auf die Legionares , und obwohl die Aleraner unbestreitbar mit Mut und Geschick vorgingen, vermochten sie gegen die Überzahl nur wenig auszurichten. Ihr Ansturm geriet ins Stocken.
Amara sah, wie sich Bernard unter einer Axt duckte, die ein alter, grauhaariger Mann schwang, und der Legionare neben ihm erstach den Angreifer mit dem Schwert.
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