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Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Titel: Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Rath
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augenblicklichen Traurigkeit hingeben wollte. Ich werde alt, dachte sie, ich denke an meine Kindheit wie an etwas längst Vergangenes. Wenn man auf diese Weise früherer Zeiten gedenkt und einem dabei die Tränen kommen, ist man alt, nicht wahr? Bald bin ich knochig und hartgesichtig und habe borstige Haare auf der Oberlippe wie meine Großmutter. Oder ich werde schwabbelig und unbeweglich, kann meine Schuhe nicht mehr allein anziehen und brauche einen Stock. Schon so alt und immernoch keinen Liebhaber. Jedenfalls keinen ernsthaften. Moritz, ja, der ist süß, aber er ist leider nur ein Kontorlehrling. Ob ich den jemals werde heiraten dürfen? Sicher werde ich als Jungfrau sterben. Oder ich gehe ins Kloster. Am besten gleich, damit man sich noch so an mich erinnert, wie ich jetzt bin. Doch dazu müsste ich erstmal katholisch werden. Als Katholikin werden die mich sicherlich nehmen, mit Papas vielem Geld. Aber hinterher, wenn ich tot bin, komme ich in die Hölle, weil ich meinen Glauben verraten habe.
    Die Laube schien besetzt, jedenfalls hörte Cäcilie Stimmen. Mit einem Anflug von Ärger blieb sie stehen. In ihrer Laube, ihrer Kemenate, ihrer Einsiedelei saß jemand. Sie wollte sich gerade abwenden, da erkannte sie die Stimme des Vaters.
    »…   ich kann dich nur beglückwünschen zu diesem Erfolg«, sagte Caesar Schröder gerade.
    »Nun ja, so erfolgreich waren wir leider nicht.«
    Diese Stimme kannte Cäcilie nicht.
    »Keine falsche Bescheidenheit. Ihr habt Elbrands Mörder aufgespürt, und er hat sich selbst gerichtet. Schneller geht’s doch nicht.«
    »Wir hätten den Elbrandmörder lieber lebend gehabt.«
    Aha, das war wohl dieser Johann Grapengiesser, der Kapitän der Nachtwache.
    »Das verstehe ich nicht«, fuhr Caesar Schröder fort. »Die Stadt hat die Verwahrung im Zuchthaus und die Gerichtskosten gespart. Und der Scharfrichter arbeitet auch nicht umsonst. Billiger konnte es doch nicht sein.«
    Der Chef der Nachtwache schwieg, es entstand eine Pause. Cäcilie trat näher heran, immer bemüht, auf dem Kies nicht allzu heftig zu knirschen.
    »Wie seid ihr eigentlich auf diesen Ganoven gestoßen?«, fragte der Vater.
    »Nun, nachdem wir den Hehler gefasst hatten, war alles ganz einfach. Der Dicke redete eher, als wir vermutet hatten. Er fand es im Gefängnis wohl ziemlich ungemütlich.« Der Kapitän lachte leise. »Und dann brauchten wir nur noch zuzufassen.«
    Wieder eine Pause.
    »Wir hatten alles gut geplant. Das Neustädter Gängeviertel war abgeriegelt, die Nachtwache und das Bürger-Militär in Alarmbereitschaft. Leider waren meine Leute nicht schnell genug. Der Kerl war schon auf der Flucht, als sie in seinem Hof aufkreuzten. Aber schließlich haben sie ihn dann doch noch aufgespürt.«
    »Bist du sicher, dass du den richtigen erwischt hast?«, fragte Caesar vorsichtig. »Der Altwarenhändler könnte gelogen haben, um jemandem eins auszuwischen.«
    »Da bin ich mir absolut sicher. Bei der Durchsuchung der Wohnung haben wir den Siegelring von Elbrand gefunden.«
    »Dann hat sich die Sache ja erledigt«, sagte Caesar Schröder zufrieden.
    Cäcilie hörte das Knirschen von Holz in der Laube, dann Schritte. Hastig wandte sie sich zum Gehen.
    »Nichts ist erledigt!«, stieß der Kapitän der Nachtwache hervor.
    Cäcilie blieb stehen. Schnell blickte sie sich im Garten um. Es wäre ihr peinlich gewesen, beim Lauschen erwischt zu werden. Doch da war niemand, nur von der Terrasse drang Lachen herüber.
    »…   haben wir noch etwas anderes gefunden«, sagte Johann Grapengiesser gerade.
    »Etwas anderes?«
    »Gut versteckt hinter einem Stein in der Mauer lag ein Säckchen mit fünfhundert Talern.«
    Caesar Schröder pfiff anerkennend durch die Zähne. »Dieser Mensch muss recht gut in seinem Beruf gewesen sein.«
    »Davon schien die Frau, mit der er in wilder Ehe lebte, nichts gewusst zu haben. Erst war sie verstockt, behauptete, diesenEhrenmann kaum zu kennen. Aber als sie das viele Geld sah, wurde sie zur Furie. Plötzlich hörte sie gar nicht mehr auf zu reden. Der Verbrecher hatte sie wohl nur mit ein paar Talern abgespeist.«
    »Was hat sie erzählt?«
    »Dass er von einem vornehmen Herrn den Auftrag bekommen hat, dem Wertbesitzer Elbrand aufzulauern. Das Geld ist Blutgeld.«
    »Wer so etwas wohl macht?« Am Klang der Stimme konnte Cäcilie erkennen, dass ihr Vater den Kopf schüttelte.
    »Der Mann muss reich sein«, sagte Grapengiesser, »vielleicht ein angesehener Bürger dieser Stadt.«
    »Ein

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