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Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Titel: Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Rath
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Kaufmann kann es nicht sein«, sagte Caesar Schröder schnell, »Kaufleute haben andere Methoden.«
    »Weißt du von irgendwelchen Streitigkeiten unter den Honoratioren, Caesar?«
    »Mir würden schon einige Leute einfallen. Wenn ich mal aufzählen darf   …«
    Jetzt sprach ihr Vater so leise, dass Cäcilie nichts mehr verstehen konnte.
    Als sie zum Palais zurückkam, fand sie Madame in einem vertraulichen Gespräch mit Konsulin Röder. Es schien Cäcilie, als wären die beiden über etwas handelseinig geworden. Madame ließ Caesars Reisesekretär bringen und Frau Konsulin warf mit schneller Feder ein paar Zeilen aufs Papier.
    Es klirrte im kleinen Salon, gefolgt von einem erschrockenen Ausruf. Frau Bürgermeister war aufgesprungen und blickte an ihrem Kleid herunter, auf dem sich ein großer Fleck gebildet hatte. Auf dem Tisch lag ein Glas, eine Flüssigkeit tropfte auf den Fußboden.
    »Entschuldigen sie«, stotterte die Bürgermeisterin, »ich habe meine Limonade umgestoßen.«
    Madame eilte zu ihr. »Aber das macht doch nichts, meine Liebe. Ich werde das Hausmädchen rufen, damit es sich um IhrKleid kümmert. Und dieses kleine Malheur auf dem Tisch wird der Diener beseitigen.«
    Der Diener war sofort zur Stelle, doch Madame konnte das Mädchen nirgends finden.
    »Ich brauche einen Feudel und einen Eimer«, erklärte der Diener mit Nachdruck, »es muss gewischt werden. Sonst fällt noch jemand hin.«
    »Kommen Sie mit«, ordnete Madame an.
    Halblaut vor sich hinschimpfend, eilte sie zum Versorgungstrakt des Hauses, den livrierten Diener und Cäcilie im Schlepptau.
    »Hier finden Sie, was Sie brauchen«, erklärte Madame und riss die Tür zur Besenkammer auf. Der kleine Raum barg alles, was zur Beseitigung des Missgeschicks nötig war, doch er barg auch eine Überraschung: zwei Menschen, die sich küssten, eingezwängt zwischen Besen und Schaufeln.
    »Ha!« Madame spießte mit dem Finger in Richtung des Hausmädchens. »Was macht Sie hier? Ist Ihr Platz nicht im Salon?«
    Das Mädchen löste sich von dem Mann, das Blut schoss ihm ins Gesicht, es blickte betreten zu Boden.
    »Das ist die Höhe!« Die Stimme von Anna Louise Schröder schwoll an und steigerte sich zu einem schrillen Diskant. »Die Dame hat es wohl nicht mehr nötig, sich um ihre Arbeit zu kümmern. Hat wohl etwas Besseres gefunden!«
    Alexander stellte sich schützend vor das Mädchen, doch Madame schob ihn unwillig beiseite. Cäcilie schlug die Augen nieder, sie war unangenehm berührt von dieser peinlichen Situation. Der Diener hatte sich umgedreht und blickte starr gegen die Wand.
    Jetzt kam Madame richtig in Fahrt. »Ungehorsam und Nachlässigkeit im Dienst. Zwei schwere Vergehen gegen die Gesindeordnung. Das kostet drei Tage Lohnabzug.« Atemlos fächelte sie sich Luft zu. Dann blitzte sie noch einmal zornig auf. »Und jetzt helfen Sie Frau Bürgermeister aus ihrem nassen Kleid.«
    Das Mädchen flitzte aus der Besenkammer, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her.
    Anna Louise Schröder wandte sich an ihren Sohn. »Ich verstehe nicht, wie du so pflichtvergessen sein kannst, Alexander. Ich   –«
    »Frau Mama, Lisa und ich   –«
    »Unterbrich mich nicht! Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, pflichtvergessen. Du als hoffnungsvoller Spross einer alten Adelsfamilie, jedenfalls von meiner Seite, der Erbe eines erfolgreichen Handelshauses, und nun das   …«
    »Frau Mama, Lisa und ich   –«
    »Deine Aufgabe ist es, dich um die Gäste zu kümmern, Konversation zu treiben, Kontakte zu knüpfen. Aber was machst du? Gehst deinen niederen Bedürfnissen nach.«
    Sie trompetete empört durch die Nase und wies Richtung Salon wie weiland Napoleon in der Schlacht von Jena. Alexander stürzte ebenso schnell davon wie kurz zuvor das Hausmädchen.
    Anna Louise Schröder schritt unterdessen zur Terrasse. Sie rang nach Luft, und es dauerte eine geraume Zeit, bis sie sich beruhigt hatte.
    »Was sagst du dazu, Kind?«
    Was soll ich dazu sagen, dachte Cäcilie, küsse ich nicht auch einen Angestellten? Allerdings nicht in der Besenkammer, das ist ein großer Unterschied. Und auch kein einfaches Hausmädchen, sondern einen aufstrebenden jungen Commis. Nun ja, einen Kontorlehrling. »Ich verstehe nicht, Frau Mama«, sagte sie vorsichtig, »dass Sie Alexander zurechtweisen, weil er seine Pflichten vernachlässigt hat. Wiegt das Küssen einer Bediensteten nicht viel schwerer?«
    Madame stieg gemessenen Schrittes die Stufen zum Garten hinunter, weg von

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