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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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gegenüberliegenden Ufer der Moskwa verläuft.

5
    Golko fährt Richtung Norden in den Chowrino-Bezirk und steuert über eine Kreuzung, die von pulsierenden Neonlichtern aus grell erleuchteten Casinos, Restaurants und Geschäften angestrahlt wird. Er hält vor einem Parkhaus neben einem Wohngebäude, und wir steigen drei Treppen hinauf.
    Ein schwarzer Mercedes steht allein im dritten Stock auf einer mit Sägeböcken abgesperrten Fläche von fünfzehn Quadratmetern. Alle anderen Fahrzeuge sind entfernt worden! Golko trottet neben mir her, keuchend vor Anstrengung versucht er, mit mir Schritt zu halten, während ich den Wagen weiträumig umrunde. Das hohle Echo unserer Stiefel wird unterbrochen vom Platschen geschmolzenen Schnees, der durch die Lücken im Beton über uns rinnt. Gelbliches Licht wirft schwankende Schatten.
    Als ich durch die Absperrung laufe, ignoriere ich einen salutierenden Soldaten, der sich zu fragen scheint, ob ich dazu befugt bin. Mehrere andere stehen herum, halten steif ihre Gewehre und starren mich an. Sie flüstern, wenn sie denken, dass ich sie nicht höre. Das Bild, das ich für sie verkörpere – ein Offizier, der außerhalb des Militärs arbeitet und auf Geheiß des Generals die schlimmsten Dinge tut sorgt unter den meisten Kremlsoldaten für düstere Gerüchte.
    Der Mercedes steht schräg auf der Linie zwischen zwei Parkplätzen. Auf den ersten Blick sieht er aus wie jeder andere Wagen mit Regierungsnummernschild, obwohl ein Koffer der Spurensicherung auf dem ölverschmierten Boden daneben abgestellt ist. Nachdem ich einmal ganz um den Wagen herumgegangen bin, sehe ich einen Klumpen getrockneten Lehm in der Nähe des Kofferraums liegen und daneben Bremsspuren von Doppelreifen.
    »Wer hat uns den Tipp gegeben, wo wir den Wagen finden?«
    Golko blinzelt in einen spiralgebundenen Notizblock in seiner behandschuhten Hand. Das oberste Blatt ist bereits vollgeschrieben. Schließlich blickt er verunsichert auf. »Das weiß niemand, Herr Oberst. Es war eine Frau, das ist alles, was wir auf dem Band hören konnten. Der Anruf kam von einem öffentlichen Telefon.«
    »Wie hat sie es gefunden? Warum ist sie drauf aufmerksam geworden? Hat sie irgendetwas Auffälliges beobachtet? Hat sie gesehen, wer es hier geparkt hat?«
    »All das wissen wir nicht, Herr Oberst.«
    »Nennen Sie mich nicht dauernd ›Herr Oberst‹.«
    »Jawohl, Herr Oberst.« Seine Wangen laufen rot an, als er seinen Fehler bemerkt.
    »Tüten Sie den Lehm ein und machen Sie ein scharfes Bild von den Bremsspuren daneben.«
    Er tritt ein paar Schritte zur Seite, um nachzusehen, wovon ich rede, und macht sich eine Notiz.
    »Was ist mit dem Koffer, den sie dabeihatten?«
    »Weg.«
    »Die Leichen sind im Kofferraum?«
    Er nickt. »Aber nicht darin getötet worden, wie wir annehmen. Sie sind voller Blut, der Kofferraum hingegen nicht so sehr, und im Innenraum ist gar keins.«
    Ich hatte meine Differenzen mit Hauptmann Dubinin. Mehr als einmal war er bereit, mich sterben zu lassen, um seine Ziele, oder besser die des Generals, zu erreichen. Aber er wäre nicht Mitglied im geheimen Kader des Generals geworden, wenn er sich nicht im brutalen Krieg im Nordkaukasus verdient gemacht hätte. Soll heißen, der Hauptmann hätte sich nicht kampflos und ohne Blutvergießen seinen Wagen abnehmen lassen. Es musste ihn jemand überlistet haben.
    Das untere Drittel der Fenster des Mercedes ist von innen beschlagen. »Sind sie alle im Kofferraum?«
    Golkos Kiefer hinter seinen fetten Wangen beginnt zu mahlen, er wirft einen Blick auf seinen Notizblock. »Beide, ja.«
    »Ich meine, alle Körperteile.«
    Er schielt noch mal auf seine Aufzeichnungen, dann auf mich, und guckt gänzlich verwirrt.
    Ich schnappe mir ein Paar Gummihandschuhe von der Spurensicherung und öffne die Beifahrertür. Der Geruch von verfaultem Obst lässt mich zurückweichen, er hat eine fast physische Präsenz, durch die ich mich in den Wagen drängen muss.
    Das Innere ist pathologisch sauber, wie ich es von einem Militärfahrzeug erwarten würde, vor allem von einem, das unter dem Kommando des Generals steht. Die Teppichmatten vorne zeigen Spuren eines Staubsaugers, wie eine frisch gemähte Wiese, sonst nichts. Dasselbe hinten. Auch auf den Kunstledersitzen keine Flecken. Wenn Dubinin und sein Fahrer in einen Kampf verwickelt waren, dann nicht in diesem Wagen. Oder er wurde danach sorgfältig gesäubert.
    Die Konsole zwischen den Vordersitzen öffnet sich zur Fahrerseite hin. Ich

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