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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Kamera dabei?«, frage ich.
    »Nein.«
    »Schicken Sie einen Mann runter, er soll eine im Supermarkt um die Ecke kaufen. Eine Einwegkamera.«
    Golko bellt einen Befehl, und einer der Soldaten gibt einem anderen seine Waffe und trabt die Treppen hinunter.
    »Wo hat Dubinin gewohnt?«
    »In der Arsenalkaserne des Kreml. Er hatte ein eigenes Zimmer.« Den zweiten Satz sagt Golko mit einer Spur von Neid.
    »Durchsuchen Sie es.«
    Ich gehe noch mal um den Mercedes herum und versuche, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen, um zu sehen, ob irgendetwas dabei herauskommt. Das Erste, was mir einfällt, ist eine Geschichte, die mir vor Jahren eine trauernde Mutter erzählte, aber diese Erinnerung schiebe ich zunächst beiseite. Dann schießt mir durch den Kopf, dass es in Wladimir, dem Ort, wo Dubinin das Ei von Khanzad bekommen hat – einer Industriestadt mit fast einer Million Einwohner, etwas weniger als zweihundert Kilometer nordöstlich von Moskau – , einfacher gewesen wäre, die beiden umzulegen, als in einer der turbulenten Straßen Moskaus.
    »Kam Hauptmann Dubinin direkt von der Übergabe des Eis in Wladimir?«
    Golko sieht mich verständnislos an. »Welches Ei?«
    »Stellen Sie sich nicht dumm, Leutnant.«
    Er schluckt. »Ich weiß es nicht, Herr Oberst. Ich weiß nur, dass er seit Monaten nach den kaiserlichen Eiern gesucht hat, und dass er endlich eine Spur hatte. Ich habe mit seinem Auftrag nichts zu tun.« Er weist mit dem Ellbogen in Richtung Kofferraum. »Im Gegensatz zu dem da.«
    »Okay. Kam er direkt aus Wladimir oder hat er vorher irgendwo hier in Moskau einen Stopp eingelegt?«
    »Wir wissen nicht, wo es ihn erwischt hat.«
    »Dann finden wir es heraus. Überprüfen Sie...«
    Eine Stimme quäkt aus Golkos Funkgerät. »Leutnant! Mehrere Wagen kommen die Rampe hoch – Polizei!«
    Das Kreischen der Sirenen hallt laut gegen die Betonmauern des Parkhauses. Zwei Moskauer Polizeiwagen jagen mit quietschenden Reifen die Rampe hoch, auf ihren Dächern drehen sich bunte Lichter. Die Beifahrertür des ersten Wagens fliegt auf, bevor er zum Halten kommt, ein Polizeikommandant springt heraus und zeigt mit dem Finger auf Golko.
    »Was zum Teufel ist hier los, Leutnant?«
    Der Kommandant ist ein untersetzter Mann mit einer kreisrunden kahlen Stelle auf dem Kopf. Seine Arme sind zu lange für seinen Körper, sie reichen ihm fast bis zu den Knien, und er geht leicht nach vorn gebeugt, wie ein Pavian. Aggressiv stolziert er auf den Mercedes und auf Golko zu.
    Golko bläht die Brust auf. »Ich führe diese Untersuchung. Die Polizei hat nichts damit zu tun.«
    Der Kommandant drängt an ihm vorbei. Er schaut in den offenen Kofferraum, verzieht mehrere Sekunden lang keine Miene und wird plötzlich kreidebleich. Er braucht einen Moment, um sich zu sammeln, bevor er sich zu Golko dreht.
    »Was in Gottes Namen ist hier passiert?«
    Golko antwortet, ohne mich anzusehen. »Diese Männer waren Militärs, Achtundfünfzigste Armee.« Er schlägt einen brieftaschengroßen Lederumschlag mit einem Abzeichen und einem Ausweis auf, die ihn, wie ich an den Insignien erkenne, als Militärermittler ausweisen. »Das unterliegt meiner Zuständigkeit.«
    »Unsinn! Das ist verdammt noch mal mehrfacher Mord! In einem meiner Bezirke! Ich werde nicht zulassen, dass ihr das vertuscht.«
    Ich muss nicht groß zwischen den Zeilen lesen, um zu wissen, dass der Kommandant nicht an Gerechtigkeit interessiert ist. Er repräsentiert gleichermaßen alle drei der unheilbaren russischen Krankheiten: Gier, Korruption und Bürokratie. Keine Ahnung, was ein so groteskes Verbrechen wie dieses ihm an Bestechungsgeldern einbringt.
    »Sie haben keine Wahl, Kommandant.« Golkos Tonfall hat etwas Eiskaltes, das mich überrascht.
    Der Kommandant wendet sich zu seinen Männern um. »Sperrt das Gelände ab! Und ich will einen Gerichtsmediziner hierhaben, und zwar sofort. Bewegt euch!«
    Golko brüllt: »Elovich! Postnikov! Spalko!« Er ist rot angelaufen und schwitzt, trotz der Kälte. Die Soldaten stehen stramm und erwarten ihre Befehle, die Polizisten sind erstarrt. Wie in einem Tableau eingefangen stehen wir da.
    Golko zögert, das ist sein Fehler. Fünf lange Sekunden vergehen, dann schreckt er auf, als in der Ferne eine Hupe ertönt.
    Siegesgewiss kräuselt der Kommandant die Lippen zu einem höhnischen Lächeln. »Macht weiter«, befiehlt er seinen Männern.
    »Nein!« Ich trete einen Schritt vor. Der Kommandant dreht sich zu mir um, aber ich wende mich an

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