Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
Gedanken nach.
Dorothea starrte aus dem Fenster, während Romina am Radio herumspielte, um einen Sender einzustellen, der Musik nach ihrem Geschmack brachte. Nachdem sie das fünfte Mal den Kanal gewechselt hatte, schaltete sie das Radio ab.
Naomi kam das alles unwirklich vor. Sie fuhren zu viert in den Wald, als unternähmen sie einen Familienausflug. Eigentlich handelte es sich dabei sogar um einen. Nur, dass niemand einen Picknick-Korb eingepackt hatte.
Iker brummte. »Weißt du, wie lange ich nicht mehr draußen war? Ich meine, wirklich draußen im Wald? Ich komme keinen Baum mehr hoch.«
»Damit bist du nicht alleine. Naomi wird das auch noch nicht schaffen«, meinte Romina. »Euch fehlt es beiden an Übung.«
Und ob sie das konnte! Iker zuliebe schluckte sie die Bemerkung hinunter. Sie fing Ikers Blick im Rückspiegel auf. Er zog eine Augenbraue nach oben. Er hatte wieder in ihren Gedanken gelesen. Vielleicht hielt sich Romina aus diesem Grund niemals mit ihrer Meinung zurück. Ob sie nur darüber nachdachte, oder es gleich laut aussprach, spielte keine Rolle. Iker erfuhr es sowieso.
*
Pilar stieg mit Roman in ihren Wagen. In ihren Ohren klang immer noch Sammys Warnung. Sie fühlte sich hilflos, da sie wusste, Sammy würde seine Drohung wahr machen. Alleine konnte sie ihren Vater nicht schützen und sie wusste nicht, wie stark Sammys Clan war und wo sich seine Verbündeten aufhielten. Wie gerne wäre sie einfach, wie früher, in den Wald gegangen, um diese schrecklichen Nächte hinter sich zu bringen, die sie alleine durchstehen musste.
Sammy hatte ihr eindeutig erklärt, was sie zu tun hatte. Sie sollte Roman und auch Naomi umbringen. Ausgerechnet sie! Pilar hasste Naomi dafür, dass Roman sie wegen ihr verlassen wollte, doch war es für sie nicht Grund genug, beide zu töten. Wie sollte sie das auch anstellen?
»Willst du mir nicht endlich sagen, wohin wir fahren werden?«, fragte Roman.
»Nach Norden. Der Ort liegt gleich außerhalb von Barcelona. Wenn ich dir den Namen nenne, hilft dir das doch auch nicht weiter, oder?«
Roman nickte. »Warum treffen wir Naomi eigentlich nicht hier in der Stadt in einem Bistro?«, stocherte er weiter.
»Wir können auch hierbleiben.« Pilar schaltete den Motor aus und sah ihn an. »Es ist nicht meine Schuld, dass sie in der Pampa wohnt. Wenn ich mich verfahre, hat sich das Treffen sowieso erledigt.«
»Tut mir leid. Ich bin dir ja dankbar, dass du das für mich tust.« Er lehnte sich im Beifahrersitz zurück und schnallte sich an.
Sie nickte und ließ den Motor an. Beim Ausparken krachte sie an die Stoßstange des Wagens hinter ihr, bevor sie aus der Parklücke ausscherte. Ihre Nerven lagen blank.
Pilar kurvte durch die Innenstadt und klammerte sich am Lenkrad fest.
»Warum tust du das?«, fragte Roman.
»Was?«, fragte Pilar zurück.
»Du weißt genau, wovon ich rede.«
Pilar kniff die Lippen zusammen. Dann antwortete sie: »Ich weiß es nicht. Irgendwie bleibt mir keine andere Wahl.«
»Das verstehe ich nicht«, erwiderte Roman.
»Da gibt es auch nichts zu verstehen. Es ist, wie es ist. Können wir diese Unterhaltung bitte lassen? Ich will nicht darüber sprechen, okay. Es fällt mir schwer, das zu tun.« Pilar beobachtete Roman, der aus dem Fenster starrte. Mit Recht fragte er nach. Sie selbst würde ihr Verhalten auch als merkwürdig empfinden. Wäre nicht Sammys Drohung, hätte sie Roman einfach aus ihrer Wohnung geworfen und darauf gehofft, dass er bald wieder zu ihr zurückkäme.
Barcelona blieb hinter ihnen zurück. In Schlangenlinien wand sich die Straße zwischen hoch aufragenden Bäumen durch die hügelige Gegend. Die Dämmerung brach herein und Pilar schaltete die Scheinwerfer ein.
Roman seufzte. »Bist du sicher, dass du dich noch nicht verfahren hast?«
Sie nickte.
Nach geschätzten fünf Kilometern bog Pilar in einen schmalen Feldweg ein. Plötzlich hielt sie an.
»Was willst du hier?«, fragte Roman.
»Aussteigen.« Pilar kramte in ihrer Handtasche, bis sie fand, was sie suchte. »Ein Stück weiter den Weg hoch soll diese Jagdhütte liegen, wo Naomi im Moment wohnt. Ich dachte, ich könnte es, aber ich kann es nicht. Tut mir leid.« Schwungvoll öffnete sie die Fahrertür und stieg aus.
Roman verließ ebenfalls den Wagen. »Was kannst du nicht?«
»Mit dir hochfahren. Fahr du alleine. Du kommst schon klar.« Pilar lehnte sich gegen das Fahrzeug.
»Ich kann dich doch nicht einfach hierlassen. Mitten im Nirgendwo.« Roman
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