Im Schatten des Palazzo Farnese
wünschte ihm eine gute Nacht.
Draußen erwarteten ihn Laura und Nero.
»Hier, das läßt dir Lorenzo geben.«
Laura riß rasch den Umschlag auf.
»Es ist sein Ring, sein Bischofsring. Er hat ihn aufschneiden lassen.«
»Er schenkt ihn dir.«
»Darf er das?«
»Nein.«
Sie gingen ein Stück nebeneinander. Dann blieb Nero plötzlich mitten auf der Straße stehen.
»Sagen Sie, Monsieur Valence, wie lange hat Tiberius noch?«
»Im schlimmsten Fall sechs Monate.«
Reglos dachte Nero einen Moment nach.
»Gut«, schloß er und reckte den Kopf. »Lassen Sie ihm ausrichten, daß er sich keine Sorgen machen soll.«
Gravitätisch reichte er Valence die Hand, berührte flüchtig Lauras Lippen und entfernte sich mit lässigen Schritten.
»In seiner Abwesenheit werde ich das Reich halten können«, sagte er, ohne sich umzuwenden.
Informationen zum Buch
Die Zutaten: Drei etwas exzentrische französische Studenten in Rom, die sich die Namen römischer Kaiser gegeben haben: Claudius, Tiberius, Nero. Eine wundervolle Italienerin Anfang 40, Laura, der in dieser Geschichte nahezu alle Männer verfallen. Claudius' Vater, ein namhafter Pariser Kunsthistoriker. Lorenzo Vitelli, ein feinsinniger italienischer Bischof, zuständig für die Vatikanbibliothek, Mentor der drei Studenten. Richard Valence, Sonderbeauftragter der französischen Regierung - kultiviert, sehr gut aussehend, Sakko und geschlossener Hemdkragen selbst bei dieser römischen Hitze. Sein erklärter Gegenspieler, Inspektor Ruggieri, immer in Hemdsärmeln, Typ Columbo. Der Fall: Auf dem europäischen Kunstmarkt taucht aus obskurer Quelle eine unbekannte Michelangelo-Zeichnung auf. Wurde sie aus den Archiven des Vatikans gestohlen? Überstürzt reist Claudius' Vater nach Rom. Bei einer nächtlichen Gala vor dem Palazzo Farnese wird er kurz nach seiner Ankunft durch einen Becher Schierling umgebracht. Wer aber war in der Lage, diesen antiken Gifttrank zu bereiten?
»Fred Vargas schreibt Kriminalromane, die irrsinnig sind. Vor allem: irrsinnig gut. Schräge Typen gilt es darin zu entdecken, furiose Gedanken, abgedrehte Dialoge. Humor, Hintersinn, Psychologie und Phantasie: jeder Vargas-Krimi strotzt davon.«
Frankfurter Rundschau
Informationen zur Autorin
F RED V ARGAS , geb. 1957 und von Haus aus Archäologin. Sie ist heute die bedeutendste französische Kriminalautorin und eine Schriftstellerin von Weltrang. 2004 erhielt sie für »Fliehe weit und schnell« den Deutschen Krimipreis. Ihre Werke sind in über 40 Sprachen übersetzt und liegen sämtlich bei Aufbau in Übersetzung vor:
Im Schatten des Palazzo Farnese
Die schöne Diva von Saint-Jacques
Der untröstliche Witwer von Montparnasse
Das Orakel von Port-Nicolas
Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord
Bei Einbruch der Nacht
Fliehe weit und schnell
Der vierzehnte Stein
Die dritte Jungfrau
Die schwarzen Wasser der Seine
Das Zeichen des Widders
Der verbotene Ort
Die Tote im Pelzmantel
Die Nacht des Zorns (Frühjahr 2012)
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