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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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miteinander zu kombinieren. Er konnte Turner nicht einfach im Stich lassen, und auch in Zukunft konnte er noch so manchem gestörten Pferd helfen. Vielleicht ließe sich etwas mit Peter machen ... Es mußte sich doch einfach eine Lösung finden lassen, die alle zufriedenstellte. Moment ... er erinnerte sich an das aufgeweckte Gesicht und die lebhafte Art des jungen Mannes, den er an der Universität zu Glasgow kennengelernt hatte, als er Solitaire dorthin zur Untersuchung gebracht hatte. Das wäre doch eine Möglichkeit, die in Betracht gezogen werden sollte ...
Claire war immer noch mit ihren Kochkünsten beschäftigt: »Es hat mir keine Ruhe gelassen. Ich wollte endlich eines dieser Rezepte probieren.« Sie rückte einen Topf auf den Herd. Aromatische Düfte zogen durch den Raum. Wolf setzte sich und leckte sich die Lippen.
»Jetzt lerne ich auch bald den Frühling hier kennen. Als ich im Sommer hierherkam, hätte ich nicht vermutet, auch nur den Herbst hier zu erleben. Ich dachte, ich könnte Solitaire nach England mitnehmen, nachdem ich sie ein paar Tage beobachtet hatte. Und jetzt...«
»Und jetzt... jetzt wirst du essen. Ich hoffe, es ist so gut, wie es war, als ich es kostete. Ich habe nicht viel Erfahrung mit Nudeln. Hoffentlich sind sie durch das Aufwärmen nicht zu weich geworden.« Sie trat erwartungsvoll zurück.
Auf seinem Teller fand er eine unerhört appetitlich aussehende Mischung von Tortellini, Spiral- und Röhrchennudeln in einer fruchtig-würzigen Tomatensoße mit reichlich Hackfleisch. Er aß mit einem Löffel statt mit einer Gabel, um die Soße nicht zu verlieren. Nach dem ersten Bissen verdrehte er die Augen: »Mum, das ist... oh, puh, nicht zu beschreiben!«
Er hatte gerade seinen Teller geleert und freute sich auf einen Nachschlag, als das Telefon klingelte.
Claire sagte: »Ja, er ist da«, und bedeckte die Sprechmuschel mit einer Hand: »Für dich«, flüsterte sie. »Mrs. Fargus.«
»Emily?«
Er lauschte angespannt, nur kurz. Dann sagte er: »Bin schon unterwegs«, hängte ein, umarmte Claire hastig und winkte Wolf. Claire blickte ihnen durch das Fenster nach.
    Solitaire lag flach atmend und leise stöhnend auf der Seite. Sie hatte sich nicht gerührt, als Emily und Grandpa und Louise zu ihr getreten waren, doch als Edward behutsam in die Box spähte, war sie aufgefahren und gegen ihn gesprungen. Edward war geflohen, mehr um ihretwillen als seinetwegen.
    »Sie ... ihr geht's nicht gut, Master Eric«, sagte er jetzt leise, sobald Eric ausgestiegen war. »Sie hat ihr Futter nicht angerührt, und jetzt liegt sie da und bewegt sich nicht... außer, wenn ich ihr nahe komme«, fügte er bitter hinzu.
    Der Kopf der Stute hob sich, und ein leises Wiehern kam aus ihrer Brust, als sie Eric am Eingang ihrer Box wahrnahm. Die anderen wichen zurück, als er sich neben sie ins Stroh kniete und ihren Kopf umfaßte. »Kleines Mädchen. Prinzessin, hörst du mich?« Das kleine dunkle Maul tastete sich zu ihm, ihre dünnen Nüstern vibrierten, als sie leise, zufrieden schnaufte, seinen Geruch einsog und die Augen schloß.
    Da war eine Bedrohung, die sie fürchtete, von der sie wußte, daß sie kommen würde ... aber sie hatte kein Bild davon. Darum konnte auch er es nicht sehen und nicht vorbeugend handeln. Er blickte zu Emily auf: »Haben Sie ein Feldbett oder eine Klappliege – etwas in dieser Art?«
    »Ich fürchte, nein, Eric.«
»Oh, macht nichts.« Es würde nicht das erste Mal sein, daß er das Strohbett mit einem Pferd teilte. »Ich fragte nur, weil ... von heute an werde ich bei ihr schlafen. Und tagsüber, wenn ich zu tun habe, wäre es gut, sie auf die Koppel zu lassen, die ganz nah beim Haus ist, damit immer mal wieder jemand nach ihr sieht. Und die Reitstuten sollten auch dabei sein.«
»Sie ist nicht krank?« wollte Emily sich vergewissern.
»Körperlich fehlt ihr nichts. Es ist die Angst. Auf einmal ist es wieder die Angst, aber eine andere als früher. Ich meine, eine andere Angst als die, bevor ich sie ins Meer gestoßen hatte. Jetzt ist es, als ahne sie kommendes Unheil voraus.«
Er blickte zu Emily auf, wußte, daß diese Worte für sie verrückt, nach einer völlig blödsinnigen Ausrede klingen mußten.
»Oh«, sagte sie nur und neigte nachdenklich den Kopf. Dann blickte sie ihn an: »Ich traue Ihrem Gespür, Eric. Wenn Sie es für richtig halten, wird sie auf die Koppel kommen, und es wird genug Menschen geben, die ein Auge auf sie haben. Und wenn Sie wirklich bereit sind, Ihre Nächte

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