Im Schatten des Pferdemondes
Schultern und Nacken und schienen Vertraulichkeiten in seine Ohren zu flüstern.
Eric richtete sich nach einer Weile auf und fing den zutraulichen Kopf ein.
»Dank dir, mein Freund. Jetzt ist's leichter. – Sonst wäre ich wohl jedesmal in Tränen ausgebrochen, wenn ich's jemandem gesagt hätte. Beim heiligen Andreas, niemals hätte ich gedacht, daß mich das so tief ... es liegt wohl daran, daß ich Elaine so sehr liebe.« Seine Stimme wurde fester. »Ich wußte nicht, daß ich mir ein Kind wünsche.«
Emily kannte wie die Pferde die Zeit, in der Eric zu ihnen kam. Als sie ihn jetzt neben Excalibur stehen sah, bemerkte sie die Veränderung an ihm: Immer schon hatte er sich aufrecht gehalten, das war ihr gleich aufgefallen. Aber dieses Leuchten, das plötzlich um ihn war, hatte sie niemals bemerkt. Es überwältigte sie geradezu, als sie sich ihm näherte, und unerklärlicherweise fühlte sie bereits einen Stich von Neid.
Sie blieb in vorsichtiger Entfernung stehen, und der Hengst wandte sich um und trabte zu seinen Stuten. Er wollte nicht in der Nähe von Menschen sein, die ihn fürchteten. Sie reichte Eric die Hand. »Es ist gerade Zeit zum Abendessen.« Auf Sunrise wurde früh zu Abend gegessen. »Kommen Sie, Eric, leisten Sie uns Gesellschaft.«
»Vielen Dank, aber nein, danke.« Neben so etwas wie einer leisen Verlegenheit hatte auch sein Lächeln eine unbestreitbar strahlende Qualität. Fragend blickte sie zu ihm auf.
»Wir – Elaine und ich –, wir möchten ein kleines Festessen veranstalten, wissen Sie, nur wir beide und die Tiere.« Er nickte zu Wolf und Solitaire hin.
»Oh, ich verstehe.«
Sie verstand nicht. Normalerweise machte ihr das nicht viel aus; sie war an leere Floskeln gewöhnt. Aber jetzt überwog ihre Neugier: »Ein Festessen? – Wäre es sehr indiskret zu fragen, was Sie feiern wollen?«
Eric blickte kurz über die Schulter zu Excalibur, der seine Herde in fliegendem Trab zu den Hügeln trieb.
»Wir wollen feiern, daß wir ein Kind bekommen«, sagte er einfach.
Ihre Augen weiteten sich für einen Sekundenbruchteil. Zorn, sogar etwas wie Haß glitt auf dem Hintergrund dieser Augen vorüber, und gab dann einem falschen Strahlen Raum: »Wie mich das freut, Eric! Meinen herzlichen Glückwunsch!«
»Vielen Dank.« Fragend tauchte sein Blick in ihren, versuchte, die darin huschenden düsteren Schatten einzufangen.
Pures, dunkles Blau leuchtete ihm entgegen aus einem bleich gewordenen Gesicht. Es war, als sei eine Falltür vor ihre Empfindungen gelassen worden.
In diesem Augenblick vernahmen seine feinen Ohren ein vertrautes Geräusch, seine Aufmerksamkeit wich von Emily zurück und richtete sich auf die Auffahrt. »Entschuldigen Sie mich bitte.« Als der elegante blaue Wagen auf sie zuglitt, lief er ihm voll ungestümer, jungenhafter Ungeduld entgegen.
Aus der Entfernung beobachtete Emily brütend, wie er die Fahrertür aufriß, Elaine sanft aus dem Wagen half und sie in seine Arme schloß. Sie sah den glühenden Kuß und die Zärtlichkeit seiner Hände, die über die langen roten Locken glitten.
Mit einer heftigen Bewegung wandte sie sich ab.
Elaines Gegenwart auf ihrem Gestüt hatte sie zähneknirschend hingenommen. Zwar hatten die beiden ihre Beziehung sehr diskret gehalten, und als Emily am ersten Abend in den Stall getreten war, hatte sie nur das leise zivilisierte Murmeln ihrer sich unterhaltenden Stimmen gehört. Sie hatte sich zurückgezogen in der Erwartung, daß Elaine bald wieder fahren würde. Aber als eine Stunde danach der Stall verriegelt wurde und der blaue Wagen bis zum Morgen im Hof stehenblieb, ahnte sie, daß es für sie keine Hoffnung mehr gab.
Und nun hatte sie die bittere Gewißheit.
Ein Kind! Wenn sie ein Kind miteinander wollten, war es eine sehr ernste Sache zwischen ihnen. Ihre Erinnerungen schweiften sehnsüchtig zu Everett zurück, zu seinem Lächeln und der Berührung seiner Hände, die ihr das Gefühl gaben, etwas Einmaliges zu sein ... sie erinnerte sich, wie heftig sie ihn begehrt, wie sehr sie sich ein Kind von ihm gewünscht hatte.
Ihr Blick wandte sich über die Schulter zurück.
Diese Frau war von Beginn an ihre Widersacherin gewesen. Im Krankenhaus hatte sie die Macht aufgrund ihrer Qualifikation gehabt. Jetzt hatte sie die Macht, weil er sie liebte.
27
Beinahe unmerklich ging der warme Frühling in den Sommer über. Die Tage waren lang und hell. Der Wind mäßigte sich zu einem steten Flüstern, das tagsüber kühlend über die Haut schmeichelte
und
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