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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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trinken?«
»Ich will zu ihm!«
»Mutter ist nicht böse, das dürfen Sie nicht glauben!«
Elaine blieb stehen und umfaßte sanft die schmalen Schultern. »Sag mir deinen Namen!«
Die Kleine sah völlig verstört aus. »Louise. Louise Ann –«
»Louise genügt. Louise, vielleicht wäre es gut, wenn du für eine Weile von deiner Mutter fortkämst.«
»Eric sagte ... etwas in dieser Richtung.«
»Bring mich zu ihm, ja?«
Das Mädchen öffnete die Tür zum Salon.
    Juanita lag auf der Couch, und Eric kniete vor ihr und hielt sie in den Armen. Flüstern drang in seine Ohren, doch nicht bis zu Elaine. Das kleine Viertel eines gelblich erbleichten Gesichtes, dessen Anblick sie dann und wann erhaschte, bestätigte Erics Diagnose am Unfallort: Fraktur der Rippen, Durchbohrung durch die zerbrochenen Knochen nahezu aller Organe; mit unstillbarer innerer Blutung im Gefolge. Juanita war nicht zu retten.
    Elaine trat ein wenig näher und hörte wie einen Hauch: »... euch beobachtet... füreinander geschaffen.«
    Juanitas sich trübender Blick fand den Elaines: »Da bist du ... Wenn du wüßtest, wie sehr ich dich beneidet habe ... und wie sehr ich dich gehaßt habe! Aber – das ist vorüber. Ihr – ihr seid eins.« Sie schloß die Augen. Dann wisperte sie: »Willst du –« Elaine kniete bei der Couch wie Eric und faßte die kleine kalte Hand.
    »Versprich mir dies: Bete für ihn. Wenn euch etwas trennt, gleich, für wie lange, bete für ihn, schöne junge Lady.«
»Ich verspreche es.«
»... daß du ihn ewig ...« Ein würgender Husten zerschnitt ihre Worte. Blut rann ihr aus dem Mundwinkel. Elaine wischte es mit ihrer Hand fort.
»Ja.«
»Du bist eine gute Frau.« Wieder dieser häßliche, harte Husten.
»Tu ihm niemals weh, versprich es!«
»Ich verspreche es.«
»Sieh ihn an!«
Elaine folgte diesem Befehl, der bereits etwas von der Macht einer schemenhaften Geisterwelt hatte, blickte zu Eric auf und fand den Blick der geliebten dunklen Augen verschleiert von Kummer auf sich ruhen.
»Ich habe ihn verletzt«, flüsterte die kleine Stimme. »Weil ich ihn nicht verstand. Weil ich nicht verstand, was Tiere ihm bedeuten. Aber dann – dann fing ich an nachzudenken ... begriff ... und ich ... ich wollte es wiedergutmachen. Sag bitte – ist sie, die Stute ... außer Gefahr?«
»Ja«, sagte Elaine sanft. »Sie ist auf der Koppel. Der Hund hat sie herausgebracht.« Juanita schloß erleichtert die Augen. »Wir haben ihn Chuco genannt ...« Die Lider hoben sich über einem geweiteten Blick. Der dünne, flache Atem tat einen letzten Hauch: »Madrecita, jetzt ist es gut, nicht?« und ein leises Lächeln war um die Mundwinkel.
    Elaine weinte haltlos in seinen Armen. »Sie war so jung.« Eric hob ihr Gesicht und nahm die Tränen mit seinen
Lippen von ihren Wangen. Sanft sagte er: »Sie war jung, doch sie hatte Erfahrungen, die für mehr als zwei Menschenleben gereicht hätten, und es waren schmerzhafte Erfahrungen. In
ihrem Leben gab es keine Freude.«
Sein Blick strich über den regungslosen Körper auf der
Couch. Ihr kleines Gesicht war gelöst, als sei sie froh, die
Last des Lebens endlich los zu sein.
Eric zog Elaine fester an sich und tupfte die Tränen von
ihren Wangen.
»Komm, kleine Fee.«
Der Hauptmann der Feuerwehr nickte, nachdem er Eric
angehört hatte. »Ich werde ein paar meiner Leute schicken,
Sir.« Der Transporter der Cochans rumpelte auf den Hof. Ein
Feuerwehrmann saß am Steuer. Den Cochans waren die Hände
gebunden worden. Unterdrückt fluchend reihten sie sich vor
dem Wagen auf.
»Ich habe da allerhand Interessantes entdeckt, als wir sie
oben im Wald ausfindig machten«, sagte der Sergeant. »Ich
hielt es für besser, sie gleich dingfest zu machen, Sir.« Sein Vorgesetzter nickte zurückhaltend. »Was hat Sie dazu
veranlaßt?«
»Sehen Sie hier, Sir, diese Behälter – da war bis vor
kurzem Benzin drin. Man kann es noch riechen. Und das
Gewehr – und sie haben auch eine ganze Schachtel von diesen
verdammten präparierten Mistdingern, die beim Aufprall in
tausend Funken zerstieben; und sie hielten sich auf einem
Gelände auf, auf dem sie gar nichts zu suchen haben, auf
Privatbesitz, mit Blickrichtung auf das Feuer.«
Wieder ein Nicken. »Dennoch ist das kaum Beweis gen-« Ein gellender Schrei aus der Koppel unterbrach ihn. Ein Pferd schnellte durch deren offenes Tor, seine Hufe
ließen das Kopfsteinpflaster zittern. Es war ein zierliches,
dunkelgraues Pferd mit heller Mähne und hellem Schweif.
Sekundenlang

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