Im Schatten des Pferdemondes
legte eine Hand auf ihren sich leicht wölbenden Leib, gestattete sich diese eine Sekunde der Erleichterung; und sein Innerstes krampfte sich zusammen, denn er wußte, wie wenig eine Axt gegen Holz wie dieses ausrichten konnte.
Sein Geist kehrte zu seinen Kindertagen zurück und ließ ihn ein kindliches Gebet atmen: Gott, nimm nicht, was ich am meisten liebe. Nimm mich, wenn du ein Opfer willst, aber laß Elaine und unser Kind aus dieser Hölle entkommen. Und bitte, vergiß auch Wolf und die Pferde nicht. Amen.
Wenn Robert the Bruce in den frühen Jahren des 14. Jahrhunderts nicht gegen jeden Widerstand gekämpft hätte, gleichgültig wie gering die Aussicht auf Erfolg schien, hätte er gewiß niemals die Königswürde über Schottland errungen. Er war ein echter Sohn seines Landes – und der gleiche Eigensinn, die gleiche Fähigkeit zur Hoffnung wider alle Vernunft, beherrschte auch Edward. Emily hatte seine Kleidung mit Wasser getränkt und ihm eine von Wasser triefende Decke umgehängt, während Grandpa, Emily und Louise sich in einem ängstlich gedrängten Häufchen beieinander hielten.
Edward aber konnte nicht aus Furcht beiseite stehen und tatenlos zusehen. Seine Wut und seine Ausdauer waren schier grenzenlos. Doch seine Arme begannen allmählich zu zittern, und es wurde mit jedem Schlag schwieriger, sie erneut zu heben: diese Bohlen hatten schon einmal das Feuer kennengelernt – sie waren darin gehärtet worden. Und dann hatte man sie mit Bolzen und Querverschlagen aneinander gezwungen und die Metallteile, die sie in den Angeln hielten, in die Mauer versenkt. Er begann an seiner Kraft zu zweifeln.
Rauch wirbelte vom Dachstuhl nieder. Er quoll auch unter den Türen hindurch, und durch alle Fugen, und fand seinen Weg durch die in der Hitze zerborstenen Fensterscheiben. Er war dick wie dichter Nebel, aber dunkel, erstickend, und mit Glutstückchen durchsetzt. In düsteren Wolken kroch er an den Wänden und über den Boden entlang. Solitaire stand starr und blickte dem Tod mit plötzlich kaltem Gleichmut entgegen. Gegen dies konnte sie nicht kämpfen. Diese schleichende Heimtücke war von vornherein übermächtig. Sie erwartete den Tod mit stolzer Gelassenheit. Glutströme regneten auf die Stallgasse nieder.
Hämisches Gelächter begleitete Edwards Bemühungen aus dem Schatten der Anfahrt, von wo aus die Cochans das Geschehen beobachteten. Auf halbem Weg hatten sie den Schuß abgegeben und sich dann hier im Dunkel geborgen, um den Spaß nicht zu versäumen.
»Idiota«, kicherte Juanitas Vater.
Dann erstarrte sein Blick, als er eine Gestalt über den kopfsteingepflasterten Hof hasten sah. Er kannte die Silhouette mit dem fliegenden Haar: oft genug war sie vor ihm davongelaufen und wie ein schmaler Schatten seiner behäbigen Gestalt entkommen, um seinen Schlägen zu entgehen. Verfluchte Hexe! Ihre Mutter war gefügig gewesen
– warum sie nicht?! Sicher, sie hatte ihm gehorcht, wenn er sie geschlagen hatte, und auch den anderen; sie schuldete ihnen ja schließlich Gehorsam – sie war doch bloß eine Frau. Aber immer schon war da dieser Funke des Widerstands gewesen.
Was hatte sie da unten zu suchen?
Heulen von Sirenen klang in der Ferne hinter ihnen auf. »Fahr ins Gebüsch, daß uns die Feuerwehr nicht sieht!« drängte er seinen Bruder: »Ich werd mir dieses Spielchen nicht entgehen lassen! Das Ende der Fargus'! Mit dieser Stute verlieren sie alles! Und er wird auch alles verlieren. Nichts mehr wird von ihm bleiben. Und Chuco kriegt auch das Ende, das er verdient!«
»Aber was tut Juanita da?« Auch die anderen hatten sie erkannt.
»Was kann sie schon tun?« Behaglich lehnte er sich zurück und faltete die Hände über seinem Bauch.
Juanita war völlig außer Atem. Ihr Herz raste, das Haar hing ihr verschwitzt in die Stirn. »Ich habe die Schlüssel«, keuchte sie. Ihre Beine gaben unter ihr nach, und sie schlug sich hart die Knie auf dem Kopfsteinpflaster. Sie fühlte es nicht. Sie blickte auf die rotglühende Masse, die einmal ein solide gebautes Gebäude gewesen war, und schauderte, als sie hörte, daß Teile davon einzustürzen begannen.
Hoffentlich – oh, hoffentlich, heilige Maria und Josef! war sie nicht zu spät gekommen! Sie zog die Schlüssel aus ihrer Bluse hervor und warf sie Edward zu, der sie geschickt auffing. Wassergüsse brachten die Flammen um die Schlösser herum für sehr kurze Zeit zum Stillstand; Zeit, in der Edward gegen das Geprassel der Flammen in den Stall rief, daß Rettung
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