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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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zog
Eric die Wangen ein und ballte die Fäuste: Wenn er nur
einmal zuschlagen dürfte! Wie entsetzlich mußte das sensible
Tier gelitten haben! Das Blut begann in seinen Ohren zu
rauschen. Einmal zuschlagen dürfen. Nur einmal.
»Heute nacht«, sagte er statt dessen scheinbar ruhig. »Der
Brand – Sie haben ihn gelegt?«
»Si.«
»Warum?«
»Ihr alle wart da drin: du, und Chuco war drin, verfluchter
Köter! Und Stute war drin. Ich wollte dich am Boden sehen,
dich, und Fargus, die ganze Brut!«
Elaine ließ einen leisen Laut des Entsetzens hören und
legte beide Arme schützend um ihren Leib. Wieder ballte sich
Erics Hand zur Faust: »Ihre Tochter kam in diesem Feuer um,
wissen Sie das?« – »War sie geblieben, wo sie hingehörte,
statt unsere Pläne –« Die Faust schoß vor. Knapp vor dem
Bauch des Mannes hielt sie zitternd inne, eingefangen von
einem eisernen Willen. »Bringen Sie ihn weg«, flüsterte er
tonlos zu dem Hauptmann. »Bringen Sie ihn weg, bevor ich
mich vergesse.«
Die Cochans wurden in den Feuerwehrwagen gestoßen.
»Nehmen Sie diesen Wagen weg, ich will ihn nicht mehr
sehen müssen.« Eric befreite Solitaire von dem Seil. »Ja, Sir. Einer meiner Männer wird ihn wegfahren. Und
sorgen Sie sich nicht, Sir – alle Aussagen sind zu Protokoll
genommen worden.«
Bevor Eric noch etwas erwidern konnte, stieß Solitaire
einen seltsamen Laut aus. Mühsam schleppte sie sich auf die
Koppel: sie wollte ihr Fohlen nicht vor all diesen Menschen
zur Welt bringen.
»Es ist soweit? Die Aufregungen haben den
Geburtsvorgang beschleunigt, nicht?« Elaine zupfte an
seinem Ärmel. »Was brauchst du?«
    Sie war bei ihm, während er Solitaire half. Immer war sie bei ihm, wenn er sie am nötigsten hatte.
    Das Fohlen glitt schwer in ihre Arme, und die Stute fuhr im Liegen herum, riß den plazentaren Sack auf und leckte es eifrig: So lange hatte sie darauf gewartet, und nun war es endlich da!
    Plötzlich jedoch traf sie ein weiterer schmerzvoller Blitz. Ihr Leib krümmte sich. Verständnislos streckte sie den Kopf nach hinten, dann, unter den Hieben erneuter Wehen, begriff sie: Es gab ein zweites Fohlen, das heraus wollte, aber sie konnte fühlen, daß es falsch lag. Sie fühlte Sanftheit und Behutsamkeit um sich wie zuvor, dann eine kundige Hand und einen kraftvollen Arm in sich, und spürte, wie aus Verbogenem Richtiges wurde; ein kleiner nasser Kopf glitt auf gestreckten, zarten Vorderbeinen Elaine entgegen: »Zwei wunderbare Söhnchen hast du, Solitaire! Sieh nur!«
    Die Stute richtete sich schweißbedeckt erneut auf und leckte ihre Fohlen.
Eric und Elaine traten zurück. »Sobald sie stehen können, müssen sie trinken.« Er wischte sich die schweißüberströmte Stirn mit dem Handtuch. »Wo sind denn eigentlich die Fargus'?«
»Ich hörte, wie Grandpa etwas von Malt murmelte.«
»Dann wissen sie es noch gar nicht.«
»Nein.« Sie nahm ihm das Handtuch ab und fuhr damit sanft über seine verschmutzten Wangen. »Warum ist es so wichtig, daß sie gleich trinken?«
»Damit das Darmpech abgeht.«
»Ich kann es noch gar nicht fassen, Eric. Wir ... wir wären fast in diesem Stall ... Und jetzt stehen wir da mit zwei kleinen Prachtexemplaren.«
»Die beide Ihnen gehören«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Emily war unbemerkt zu ihnen getreten. Sie trug eine Flasche Whisky und drei Gläser. »Was für eine Nacht! Ich dachte, ein Schluck würde Ihnen guttun. Wie geht es der Stute?«
»Sehen Sie selbst.« Im ersten schüchternen Licht einer blassen Morgendämmerung stupfte die Stute ihre Söhne an und ermutigte sie mit kleinen Lauten, nicht in ihren Anstrengungen nachzulassen.
»Sie hat es gut überstanden. Vielleicht gar nicht so schlecht, daß es Zwillinge sind; mit einem einzigen großen Fohlen wäre sie wohl nicht so gut fertig geworden.« Während er sprach, gelang es dem Erstgeborenen, sich aufzurichten. Zielstrebig torkelte es zur Rückfront seiner Mutter und nahm den heißen, gummiartigen Sack des Euters in sein kleines Maul. Eric lächelte. Die erste Freude überschwemmte ihn plötzlich wie eine Glutwelle, und Elaines Hand umschloß seine fester. »Ein echter Sohn seines Vaters, wer immer von den beiden es ist«, murmelte er heiser. Als wolle er nicht hinten anstehen, rollte sich auch der andere Kleine mit allen Anzeichen der Entschlossenheit auf die Brust, fand es auf einmal gar nicht mehr so schwierig, seine überlangen Beine zu sortieren, und stemmte sich hoch.
»Sie trinken«, flüsterte Elaine. »Alles geht auf

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