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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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mich vorhin vor ihm gewarnt. Er ist ein guter Kerl.«
Sie zögerte kurz, und stieß dann hervor: »Guter Kerl? Was kann gut sein, was von denen da oben kommt?!«
Vielleicht war es ihre Stimme gewesen, die ihn gewarnt hatte. – Eric sagte: »Von denen da oben? Was meinen Sie?«
»Er gehört nicht zu uns! Er hat hier nichts zu suchen!«
»Aber er ist ein netter Hund! Was spielt es für eine Rolle, ob er zu Ihnen gehört oder – oder zu denen?«
»Das – das werden Sie noch erfahren!« Sie wirbelte herum und wurde von der Dämmerung verschluckt. Eric starrte ihr nach und dachte an seinen Enthusiasmus beim ersten Anblick von Sunrise – offenbar gab es hier aber mehr Schrecken als Wunder.

3

    Eric erwachte durch eine leichte Bewegung unter seinem Kopf und öffnete die Augen, um sich zurechtzufinden. Er hatte an Wolfs warmem Pelz geschlafen. Der Hund gähnte und stupste ihn dann
    mit seiner kühlen Schnauze an. Erics Oberkörper schoß hoch

    – wo war Lance?
    Der Hengst stand in unmittelbarer Nähe, die Zügel schleiften im taufeuchten Gras, sein Kopf berührte den Boden. Lance schlief. Die Kühle und Feuchtigkeit des Bodens mochten ihn abgehalten haben, sich niederzulegen. Erleichtert sank Eric zurück in Wolfs Pelz. Der Hund drängte sich an ihn. »Eine großartige Heizdecke bist du«, murmelte Eric und schloß wieder die Augen. Natürlich hatte er die Nacht nicht im Freien verbringen wollen. Der Schlaf war einfach über ihn gekommen, und die beiden Tiere waren bei ihm geblieben. Er sollte so etwas nicht noch einmal tun. Wie nun, wenn Excalibur den Rivalen gewittert und gestellt hätte?
    Nach einer Weile öffnete er erneut die Augen. Der Morgen war eisfarben, blasse kühle Farben strömten aus Meer und Boden. Da waren das salzige Aroma des Meeres und der erdige Atem des Landes, in den sich, noch schwach, die Düfte der Blumen mengten, deren Blüten sich noch nicht geöffnet hatten. Eric stand langsam auf und blickte sich um. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und da war eine Transparenz in der Luft und ein magischer Schimmer, als sei die Welt in der vergangenen Nacht neu erschaffen worden. Er breitete die Arme aus und sog die Luft ein. Wolf kam zu ihm und schmiegte sich an seine Beine, und während er ihm das Fell kraulte, gingen sie zu Lance hinüber. Eric legte ihm die Hand auf den Hals und zupfte mit der anderen liebevoll an Wolfs dünnen aufgerichteten Ohren.
    Plötzlich schienen Wolfs Beine unter ihm wegzuschmelzen, er wurde flacher und flacher, bis sein langes Bauchfell das nasse Gras streifte, und während er so niedersank, ließ er leise ein gequältes, verängstigtes Fiepen hören. Eric war sofort auf den Knien bei ihm, hielt ihn, sprach zu ihm; aber er konnte Wolf nicht mehr erreichen. Er fühlte, wie der Hundekörper immer steifer wurde, und entsetzt beobachtete er, daß die Augen starr und blicklos wurden. Das Wimmern wurde schwächer und hörte schließlich ganz auf. Er zog Wolfs Lefzen hoch und sah, daß die Schleimhäute unnatürlich blaß waren.
    Was konnte einen offensichtlich kerngesunden und munteren Hund in nur wenigen Sekunden zu einem wimmernden Fellbündel machen, dem Tod näher als dem Leben? Und was konnte er dagegen tun? Herrgott, er war schließlich Tierarzt! Er drehte Wolf auf den Rücken, überstreckte seine Kehle, untersuchte hastig die oberen Luftwege nach plötzlich Erbrochenem oder ob sich etwa eine Schwellung als Zeichen einer plötzlich aufgetretenen allergischen Reaktion dort fand – nichts. Wolfs Herz schlug, langsam, aber rhythmisch. Auch seine Atmung war verlangsamt. Seine Augen waren glasig.
    Hirnschlag? Eine plötzliche innere Blutung? Nein, dafür war der Zusammenbruch zu schnell gekommen. Eric hob den unbeweglichen Hund auf seine Arme. »Hör zu, Lance«, sagte er, keuchend vor Sorge und Angst, »das ist jetzt nicht die Zeit, um empfindlich zu sein. Ich werde dir jetzt Wolf auf den Rücken legen und hinter ihm aufsitzen. Wir müssen zurück. Ich habe hier keine Instrumente, keine Medikamente, nichts. Wolf braucht Hilfe.«
    Auf einmal spannte sich der Hund in seinen Armen, er strampelte und zuckte, sein Kopf ruckte zu Eric herum. Seine Augen waren so lebhaft wie zuvor. Er sprang zu Boden, schien wieder der alte zu sein. Er bellte und richtete sich an Eric auf, seine fächerartige Rute wedelte vehement. Doch noch bevor Eric begriffen hatte, daß der Hund sich ebenso unheimlich schnell erholt hatte, wie er zusammengebrochen war, wandelte sich der Ausdruck der lebhaften

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