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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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»Was ist passiert? Hast du ihn niedergeschlagen?«
»So ungefähr. Ich mußte ihm 'ne Spritze verpassen. Wir trafen draußen auf Excalibur, und Lance – ich hab nicht gewußt, daß er den Killerinstinkt in sich hat, Sir Simon. Fragen Sie mich bloß nicht, wie ich ihn bis hierher gebracht habe. Dabei war der andere Hengst noch weit weg. Es war sozusagen nur ein verbaler Schlagabtausch der beiden, aber Lance wurde zum Berserker.«
»Das wäre nicht passiert, wenn Sie nicht mit ihm über das Gelände geritten wären, sondern ihn im Stall gelassen hätten, wie es abgesprochen war!«
Eric drehte sich nicht nach der Sprecherin um. Er kannte Louises Stimme gut genug.
»Ich wiederhole mich ungern, Miss. Denken Sie daran, was ich Ihnen zu diesem Thema gestern Abend gesagt habe.«
»Ach, jetzt ist es Mutters Schuld, daß Sie mit Ihrem Pferd nicht fertig wurden? Vielleicht sind Sie doch nicht so gut mit Pferden, wie immer behauptet wird. Ich habe Mutter gleich gesagt, sie soll die Finger von Ihnen lassen. Wer weiß, was Sie mit Solitaire machen werden!«
Der Großvater donnerte: »Louise! Es reicht, du wirst dich entschuldigen!«
Sie wollte auffahren; für einen Augenblick hielt sie dem Willen ihres Großvaters stand. Dann biß sie sich auf die Lippen und murmelte etwas.
»Was hast du gesagt? Wir können dich nicht hören.«
»Vater.« Emily legte ihm die Hand auf den Arm, und Eric wandte sich ab.
»Egal, ob man es hören kann oder nicht. Ehrlich gemeint war's sowieso nicht. Ist mir auch völlig egal. Ich muß mich jetzt um Lance kümmern. Er hat 'ne Menge Schrammen abgekriegt, und außerdem ist er völlig naßgeschwitzt. Ich will nicht, daß er eine Lungenentzündung kriegt.«
»Eric, kommen Sie ins Haus! Sie sind übel zugerichtet. Einer meiner Leute kann sich um das Pferd kümmern.«
Emilys weiche Stimme klang besorgt. Es war lange her, daß sich jemand um ihn gesorgt hatte. Aber dann sagte sie: »Wir wollen doch, daß Sie uns gesund erhalten bleiben«, und etwas klickte. Nicht er war wichtig. Das, was er für sie tun sollte, war wichtig. Wie schon einmal stellte sie das Wohl ihrer Pferde über alles andere. Und diese Denkart hätte Lance das Leben kosten können.
Eric wandte sich ab.
»Das Wasser wird jetzt soweit sein«, sagte der Großvater. »Wir schicken Ihnen jemanden. Brauchen Sie noch etwas?«
»Verbandszeug, Jod.«
Die Gruppe zerstreute sich, die Hausschuhe tappten dumpf über die Stallgasse, die jetzt wieder leer und still lag.
Eric ging zurück in die Box, streichelte Lance und begann, den Schweiß mit Bündeln frischen Strohs abzureiben.
Turner brachte ihm heißes Wasser und Medikamente. Er schob die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich gegen die Wand, einen Strohhalm zwischen den Lippen. »Wie lange wird er noch weggetreten sein?«
»Er sollte bald wieder zu sich kommen. Mann, bin ich froh, daß die Box so groß ist! Er hätte sich beim Fallen sonst noch festklemmen können.«
»Es muß ja wirklich massiv gewesen sein, daß du zu solchen Mitteln gegriffen hast.«
»Ich war verzweifelt, das können Sie glauben. Helfen Sie mir mal, ihn auf die andere Seite zu drehen?«
Gemeinsam stemmten sie sich gegen den bewegungslosen Pferdekörper und rollten ihn herum. Eric trocknete weiter das triefende Fell.
»Erzähl doch mal der Reihe nach, was passiert ist.«
»Später. Wir sollten erst mal besprechen, was jetzt weiter geschehen soll. Und tun Sie mir einen Gefallen und schließen Sie die Stalltür! Könnte sein, daß sonst unvermutet dieser erzene Hengst auf der Gasse steht.«
»Du sagtest doch, er war weit entfernt? Wie kannst du wissen, ob er groß ist?«
»Na ja, vielleicht lag es am Licht, oder an der Aufregung, aber er schien mir ein Riese, selbst aus der Entfernung. Man o' War war ja auch groß – Big Red. Umsonst hatte er den Kosenamen nicht. Und da dieser Hengst aus seiner Linie stammt ...« Er brach ab, denn Lance hob langsam und benommen den Kopf, ließ ihn wieder zurücksinken, schnaubte, versuchte es noch einmal, hielt den Kopf aufrecht und witterte. Er versuchte sich zu orientieren. »Willkommen, mein Junge. Jetzt nehmen wir uns zusammen und stehen auf, okay?« Seine Stimme war ein wenig lauter, auffordernd. Lances Ohren zuckten nach dieser Stimme, die ihn nicht auf dem Boden sehen wollte. Er schnaubte, um munter zu werden, und rollte sich auf die Brust. So blieb er eine Weile und ruhte, während Eric leise auf ihn einsprach und ihn stützte, damit er nicht wieder zurückrollte. Nach einer Weile

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