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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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war – endlich – sein Freund! Er bestand nur noch aus hohen Wölbungen, als seine Hufe leise tanzten und er seinen Kopf in Erics Arme schob. Die Haferkörner fielen aus der hohlen Hand, der Hafersack rauschte seinen Inhalt heraus, den naschhafte Pferdemäuler rasch auflasen. »Du hast mir gefehlt, mein Junge. Du hast mir wirklich gefehlt –«
    Lance hatte sich bei ihrem Wiedersehen genauso wie Excalibur verhalten. Die Freundschaft der Tiere – er war bereit, auf alles zu verzichten, nur nicht darauf.
    »Es ist nicht zu glauben«, sagte Turner, der sein Pferd neben Edward auf der gegenüberliegenden Hügelkuppe hielt. »Sehen Sie sich das an, mitten zwischen diesen Wildlingen, und dieser rote Drache ist ihm gegenüber sanft wie ein Zwergpinscher! – Ich werd es nie verstehen! Ich weiß nicht, wie der Junge das macht!«
    »Ja, Sir. Ist mir auch ein Rätsel.« Edward klang respektvoll, doch dann schlüpfte in seine Stimme eine Note von Ungläubigkeit: »Oh, Sir, er tut es wieder! Er besteigt dieses rote Ungeheuer! Ich hab ihn ja nur auf Excalibur eintraben sehen, aber dies – ...«
    Turner lachte und wendete seine Stute. »Beeilen Sie sich, Eddy, oder Sie verpassen den Spaß!«
Es war eine wilde Jagd hinter den Stuten her. Als Turner merkte, daß es nicht in die von ihm angenommene Richtung ging, nicht auf Sunrise-House, auf die Ställe zu, lenkte er Margravine in Erics Nähe: »Was ist los?« schrie er über den Donner der Hufe. »Wo willst du hin?«
»Zum Meer!« Die Stimme des Jungen klang jubilierend. »Los, kommen Sie!« Der gewaltige Rote und er schienen auf den Schwingen des leichten Windes zu fliegen; sie waren fort in einem Augenblick. Turner drückte seiner Stute die Unterschenkel in die Seiten, aber sie bewegte sich wie Blei im Vergleich zu dem Zentaur, der schnell seinen Blicken entschwand.
»Zum Meer! – Zum Meer?!«
Mann und Hengst kamen zurückgeprescht auf einer der Runden, die die Stuten beieinanderhielten, und ehe er sich's versah, war Margravine eingekeilt in eine trommelnde Flut von tobenden, wiegenden, schnaubenden Leibern, und er mit ihr. Kein Entkommen möglich; jetzt galt es, im Sattel zu bleiben, denn die Stute hatte sich mit der Willigkeit ihres Naturells der Kontrolle des Hengstes völlig untergeordnet und war unzugänglich für seine Befehle. Gütiger Himmel, dies war um einiges rasanter als die waghalsigste Steeplechase, die er je geritten war!
Endlich kam die Herde auf einer sich lang in den Atlantik streckenden Landzunge zur Ruhe, und mit ihr Margravine. Turner wollte jetzt nichts mehr riskieren, ließ sich aus dem Sattel fallen, warf der Stute die Zügel über den Hals und führte sie resolut von den anderen weg. »Keine Mätzchen mehr, mein Schatz. Solange du Sattel und Trense trägst, gehorchst du mir!« Er sah jetzt, daß Peachs Steigbügel hochgeschnallt und ihre Zügel auf dem Hals verknotet waren: Der Junge hatte dieses Rennen vorausgeplant. Und er sah, sehr zu seinem Erstaunen, daß er seine Kleidung abstreifte. »Was ist jetzt los? Soll das heißen, du hast diesen ganzen Zirkus nur veranstaltet, um ein Sonnenbad in großer Gesellschaft zu nehmen?!«
Eric war nackt bis auf die Badehose. »Keine Spur. Es geht um Solitaire.« Die Idee war ihm gekommen, als Hugh ihm die Haare gewaschen hatte. Seltsam, wie Gedanken sich mitunter verknüpfen, und dann ist auf einmal die Lösung des Problems in greifbare Nähe gerückt.
»Oh, denkst du, der Anblick deines Götterleibes wird sie anderen Sinnes werden lassen?«
»Drücken Sie mir lieber die Daumen, statt dumme Witze zu machen.«
»Meinen Segen hast du. Aber was hast du vor?«
»Sie werden's schon sehen – wenn's so geht, wie ich's mir denke.«
Er wandte sich um und ging auf Excalibur zu, der mit hochgewölbtem Kopf seine Stuten in Schach hielt. Einzelne begannen schon, das magere Gras auf diesem kargen Landausläufer zu rupfen.
»Was hat er vor, Sir?« fragte Edward, der auf Garnet näher gekommen war. – »Keine Ahnung. Wie haben Sie's geschafft, daß der rote Drache Ihre Stute nicht ins Rudel drängte?« – »Ich weiß wirklich nicht, Sir. Vielleicht, weil ich ein bißchen weiter beiseite war als Sie.« Turner musterte ihn brütend, und Edward stammelte: »Was immer Master Eric vorhat, vielleicht ist es besser, seine Reitstute aus der Herde zu holen. Wenn Sie Garnets Zügel einen Augenblick halten könnten, Sir?«
Eric hatte sich währenddessen auf Excaliburs Rücken gezogen, nachdem er sich ausgiebig hatte beschnuppern

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